Es war einmal vor langer Zeit in einem Bergwald auf der Insel Belletristica, dass dort ein Kritiger lebte. Der Kritiger war entsetzlich stark, doch auch so ungeschickt und plump, dass er nur selten Beute machte.
Eines Tages verließ der Kritiger seine Höhle, um auf Jagd zu gehen, da lief ihm eine Mondkatze vor die Schnauze. Der Kritiger sah wie anmutig und leise sich die Mondkatze bewegte und dachte bei sich: >Wie schön wäre es, wenn ich so schleichen könnte, wie sie!<
Darum bat er: "Werte Mondkatze, willst du mir nicht beibringen, wie es mit dem Schleichen geht?"
Aber die Mondkatze wusste bereits, dass der Kritiger ein schlechtes Wesen hatte, und fürchtete, wenn sie ihm alles beibringen würde, was sie selber konnte, wäre sie bald die Beute des Kritigers. Widerwillig schüttelte sie den Kopf und mauzte: "Gewiss es wäre ein Anblick, aber ich habe Angst, wenn du alles gelernt hast, wird es mir schlecht ergehen!"
Der Kritiger verneigte sich tief vor der Mondkatze und bettelte flehend: "Meister Mondkatze ich werde euch auf ewig dankbar sein. Sollte nur irgendwer euch schaden wollen, so werde ich zur Strecke bringen."
Die Mondkatze legte den Kopf schief und betrachtete den Kritiger mitleidig. Er schien vollkommen unbeholfen und verzweifelt. Da mauzte sie: "Na gut, wenn du mir versprichst, nicht undankbar zu sein, nachdem du bei mir in die Lehre gegangen warst, so will ich es dir beibringen."
Als der Kritiger hörte, was die Mondkatze miaute freute er sich sichtlich und sprach: "Wenn ich von euch gelernt habe, wie man schleicht und wie man jagt, so werde ich euch das nie vergessen, werte Mondkatze. Sollte ich auch nur einen Moment undankbar sein, so soll mich das größte Unglück widerfahren."
Von nun an betrachtete der Kritiger die Mondkatze als seinen Meister und die Mondkatze unterrichtete den Kritiger vom frühen Morgen bis in die späte Nacht. Der Kritiger war nicht ungeschickt und brauchte nicht zu lange um die Lehren seines Meisters umzusetzen. Nach nicht allzu langer Zeit hatte der Kritiger fast alles gelernt, was die Mondkatze konnte. Der Kritiger war sehr zufrieden, weil er meinte, er könnte das, was er lernte genauso gut wie sein Meister.
Eines Tages, als der Kritiger wieder zum Unterricht kam, starrte er die Mondkatze voller Gier und Hunger an, dass in seinem Maul bereits Wasser zusammen liefen, wie sie nur von großen Flüssen während der Regenzeit getragen werden. Der aufmerksamen Mondkatze war es nicht entgangen und so stellte sie ihren Schüler auf eine Probe: "Alles, was ich kann, habe ich dir mit dem heutigen Tage beigebracht. Du bist fertig mit der Lehre!"
Als der Kritiger das hörte, freute er sich und dachte im Stillen: >Wenn ich alles gelernt habe, wird mir die Mondkatze nun nicht mehr entkommen können. Ich feiere meinen Erfolg mit einem leckeren Mahl!<
Aber um wirklich sicherzugehen, fragte er noch einmal: "Meister habt ihr mir wirklich alles beigebracht, was ihr wisst?"
Die Mondkatze nickte: "Ja alles."
Da tat der Kritiger so, als sei etwas auf einem alten, knochigen Baum und fragte: "Meister, seht ihr das auch? Dort am Baum was ist das?"
Als die Mondkatze sich umwandte, riss der Kritiger sein großes Maul auf, bereit die Mondkatze mit einem Happs zu verschlingen. Der Kritiger stürzte los, doch die Mondkatze erwischte er nicht. Die saß in aller Seelenruhe auf einem Zweig des knochigen Baumes. Von dort starte sie mit funkelnden Augen zum Kritiger: "So brichst du ihn, deinen Schwur. Nichts als Lüge, undankbares Wesen! Nur gut, dass ich es schon ahnte und dich nie das Klettern lehrte."
Der Kritiger schäumte vor Wut und versuchte den Baum empor zu springen, doch es war zwecklos. Rasender als zuvor, versuchte er den Baum durchzubeißen, doch auch wenn der Baum knochig und alt war, so war sein Stamm viel zu dick, als dass der Kritiger ihn je hätte durchbeißen können. Die Mondkatze putzte sich das Fell und besah sich den Kritiger aus luftiger Höhe. Als der Kritiger nur mehr beschäftigt war, den Baum zu um streifen, verabschiedete sich die Mondkatze und sprang von Baum zu Baum hinfort.
Der Kritiger blieb zurück, vor Scham, weil ihn eine kleine Mondkatze überlistet hatte, verkroch er sich in den hintersten Winkel seiner Höhle und wurde nie wieder gesehen.