Der Plan:
„Wir brauchen eine Art Zeitbombe“, sagte Mira.
Amy hörte nur mit halbem Ohr zu, denn die junge Frau fasste im Grunde zusammen, was sie eben besprochen hatten.
„Ein Exorzismus könnte funktionieren. Oder wir bauen eine Realitätsbombe.“
An dieser Stelle lachte Samstag laut auf: „Das gefällt mir!“
Mira akzeptierte das Lob mit einem Schulterzucken: „Wir sind noch in Realitas. Die anderen Ideen könnten wir später gebrauchen.“
„Was ist eine Realitätsbombe?“, fragte Luca.
Amy zwang ihre Konzentration seufzend, dem Gespräch zu folgen. Eigentlich wollte sie am liebsten in Selbstmitleid versinken.
„Nun ja, die Monster, denen wir begegnen, kommen nicht aus der Realität, sondern aus der Welt der Fantasie“, erklärte Samstag. „Wenn kein Mensch an Teufel glauben würde, könnten sie nicht existieren. Aus der Realität können sie verbannt werden, indem man in ihrer Umgebung fest etabliert, dass es sie nicht gibt.“
Luca sah so verwirrt aus wie Amy sich fühlte. Trotzdem versuchte der Junge, einen Sinn in das Gehörte zu bringen. Amy fragte sich, woher er die Kraft dazu nahm.
„Also … wenn alle hier davon überzeugt sind, dass es keine Teufel gibt … verschwinden sie? Aber ich habe auch nicht an Monster geglaubt, bevor ich hierher kam.“
„Es ist besser“, sagte Samstag. „Es ist am wichtigsten, dass die Teufel wissen, dass sie nicht existieren.“
Luca riss die Augen auf und jetzt richtete sich Amy auf. Sie konnte sich in etwa vorstellen, was dann geschah.
„Sie sind Figuren, das heißt, sie leben vom Glauben“, sagte Samstag und grinste fies. „Wenn sie nicht mehr an sich selbst glauben, implodieren sie.“
Amy verzog das Gesicht. Das klang furchtbar. Luca lachte ebenso laut wie Samstag zuvor.
„Das geschieht ihnen Recht!“
Mira wirkte ebenfalls entschlossen. Amy zwang sich, an Karo und Max zu denken, die in dieser Höllentour gefangen waren, ohne zu ahnen, was ihnen bevor stand.
Und es war der erste Schritt, um Samira zu besiegen.
„Was müssen wir tun?“, fragte sie.
„Wisst ihr, was der Begriff „Subliminal Messages“ bedeutet?“, fragte Samstag.
Amy nickte. Luca guckte verständnislos.
„Das ist wie die Sache mit der Cola-Werbung“, rief Amy ihm in Erinnerung.
Luca verstand: „Wo man für den Bruchteil einer Sekunde das Bild einer Cola sieht, und es nicht bewusst wahrnimmt, aber trotzdem plötzlich Cola will? Das hab ich noch nie verstanden!“
„Ja, so in etwa“, meinte Samstag. „Wir machen das mit einer Tonbandaufnahme, denke ich. Mira, hast du dafür Sachen dabei?“
Mira nickte: „Aufnahmegerät, und wenn ich Zugang zu den Lautsprechern finde, kann ich es auch abspielen.“
„Wir nehmen einen Satz. „Teufel gibt es nicht“ oder so. Der wird ewig wiederholt, so leise, dass man es nicht hört. Das sollte genügen.“
Mira nickte. „Und es verschafft uns ein paar Tage, bis hier die Hölle los ist – oder eher die Nicht-Hölle, wenn wir die Teufel ja vertreiben.“
„Wie auch immer“, würgte Samstag ihre philosophische Ausschweifungen ab. „Fangen wir an. Auf drei sagen alle „Teufel gibt es nicht“. Mira, bist du bereit?“
Mira zückte ein kleines, schwarzes Gerät und nickte dann.
„Eins – zwei – drei.“
„Teufel gibt es nicht“, sagte Amy mit den anderen. Sie fragte sich, ob das wirklich reichen könnte. Sie hatte furchtbare Angst. Wie viele würden wohl diesmal sterben, bevor sie entkommen wären?
Wie viele Freunde sollte sie noch verlieren?