Rätsel:
Elena tauchte auch vor ihrer Abfahrt nicht wieder auf. Tobias merkte, wie er nun doch nervös wurde, als Sarah ihn aus seinem Zimmer holte. Seine Begleitung wirkte übernächtigt und erschöpft. Sie brachte wenig mehr als ein Lächeln zustande, und als er sie nach Elena fragte und was wohl geschehen sein mochte, zuckte sie mit den Schultern.
„Gehört das denn nicht zu der Show?“, wollte er von ihr wissen.
Sarah ließ seinen Rollstuhl los und schob ihn so, dass sie sich ihm gegenüber auf das Bett setzen konnte.
„Es gehört nicht zur Show“, erklärte sie ihm ruhig. „Die ersten Leute sollten in zwei Hotels verschwinden. Ich habe keine Ahnung, was mit eurer Freundin ist. Ob sie vielleicht weggelaufen ist, trotz der Sicherheitsvorkehrungen.“
Sie erzählte ihm eine Menge über die Stationen, die noch vor ihnen lagen. Dann schob sie ihn nach draußen, wo ein kleiner Bus darauf wartete, sie zum nächsten Hotel zu bringen. Tobias, für den der einzige Platz direkt neben dem Busfahrer war, starrte aus dem Fenster. Nachdenklich spielte er mit seiner Jacke und registrierte, dass es in dem Bus still geworden war. Vorher hatten sie bereits wenig miteinander gesprochen, aber jetzt sahen alle durch die verregneten Scheiben nach draußen. Aber trotzdem hatte sich etwas verändert – sie waren inzwischen eine Gruppe, keine zufällige Ansammlung von Grüppchen und Personen mehr. Tobias schnaubte leise, als er darüber nachdachte, was er seiner Mutter erzählen sollte. „Ja, ich habe total viele neue Freunde gefunden. Bis sie von übernatürlichen Wesen entführt wurden, heißt das!“
Ihr nächstes Hotel war ein düsteres Herrenhaus in einer kleinen Talsenke. Das Gebiet um das alte Gebäude herum war eindeutig ein Moor. Der Bus schlängelte sich vorsichtig einen matschigen Weg entlang, über modernde Holzbrücken und durch tiefe, schwarze Pfützen. Zweimal blieb er stecken.
Das Gebäude kam kriechend näher, bis es vor ihnen in den Himmel ragte wie eine gewaltige Kakerlake. Ein großer Riss ging durch die Fassade des Gebäudes.
Tobias wurde nach draußen geschoben. Eisiger Wind schlug ihm entgegen, trug den Geruch nach Sumpfwasser und Schlamm mit sich. Frösche quakten unsichtbar im Moor, über dem ein dichter Nebel hing.
Und in der Ferne heulten Wölfe.
Tobias tauschte einige Blicke mit den anderen Gästen. Er konnte förmlich sehen, wie eine unbestimmte Furcht um sich griff.