Im dunklen Wald:
Ein lauter, lang anhaltender Schrei drang durch die Nacht. Amy und Luca bremsten entsetzt ab.
„Mira!“, rief Amy laut.
Karo drehte sich um und schluckte. Der Schrei verhallte.
„Los, weiter“, zischte Luca in diesem Moment, dann sah er seinen geschwächten Meister an. „Was müssen wir für ein Tor tun?“
„Erst einmal brauchen wir einen sicheren Ort“, keuchte Sam. „Den Rest erkläre ich euch dann.“
Sie rannten weiter, nur Karo zögerte und sah nochmals zurück. Sie fühlte sich völlig verzweifelt. Und jetzt war auch noch Mira verschwunden. Hatten sie überhaupt noch eine Chance?
„Karo! Komm schon!“, rief Amy und Karo holte auf.
Im Rennen merkte sie, wie fremd sie sich in dieser Gruppe fühlte. Amy und Luca waren längst nicht mehr die verstörten Mitbewohner, die sie damals gekannt hatte; und selbst zu jener Zeit waren sie keine Freunde gewesen. Von Sam oder Tobias wusste sie überhaupt nichts.
Karo stolperte wieder. Nur Jason hatte ihr das Gefühl gegeben, irgendwohin zu gehören. Es war alles eine Lüge gewesen, trotzdem sehnte sie sich nach der Geborgenheit, die sie in seinen Armen empfunden hatte.
„Karo!“, rief Amy wieder.
„Nicht stehen bleiben!“, keuchte Luca. „Wir brauchen dich hier.“
„Ihr braucht mich, aber ihr mögt mich nicht“, flüsterte Karo leise. Sie holte trotzdem auf und folgte den anderen über den unebenen Waldboden. Sie wirbelte herum, als hinter ihnen plötzlich Schritte ertönten.
„Verdammt!“, sagte Luca und bemühte sich, Sam noch schneller vorwärts zu ziehen.
Karo wandte sich um. Sie erkannte einen Schatten im Wald, der näher und näher kam. Ihr Herz raste vor Angst. Sie waren einfach nicht schnell genug, nicht mit Tobias und Sam, die sie tragen mussten.
Im nächsten Moment hatte der Schatten sie bereits eingeholt. Karo spürte, wie eine Hand nach ihrem Arm griff. Sie schrie auf.
„Los, schneller!“, sagte Mira und zerrte Karo hinter sich her.
Die Kleidung der Blondine war mit Blut verschmiert, aber ansonsten schien es ihr gut zu gehen. Mit offenem Mund stolperte Karo hinter Mira her. Amy und Luca wurden nochmals schneller.
„Sam!“, rief Mira im Rennen. „Bringt es was, wenn wir zu dem Baum vom letzten Mal laufen?“
Sam hob träge den Kopf. „Könnte … einen Versuch … wert sein“, keuchte er.
Mira nickte. „Ich dachte, dass vielleicht noch Spuren von unserem alten Portal da sind. Und der Baum war sicher von Samira!“
Mira setzte sich mit Karo im Schlepptau an die Spitze der kleinen Gruppe und schlug eine etwas abgewandelte Richtung ein. Amy und Luca schleppten Sam und Tobi keuchend hinterdrein.