Wie als würden Vögel auf den Wogen der Lüfte dahingleiten, segelten ungezählte Seiten eng beschriebener Schriften umher. Die einen stürzten achtlos in Scharen zu Boden, die anderen wedelten kunstvoll hin und her.
Ein Beobachter würde die Gesichtszüge des betagten Baumeisters entsetze zuschreiben. Fassungslosigkeit hingegen des Verlustes seiner ansonsten gewissenhaften Sortierung oder deren, was seine wachen Augen zu sehen und sein Körper zu spüren bekamen.
Widerwillig sog er eiskalte moderige Luft in seine Lungen. Sein Gefühl riet ihm sofort nach den Wachposten zu rufen und aus diesem Raum so schnell als möglich, davon zu eilen.
Wider seines mahnenden Rates zwang er sich zur Ruhe, bemerkte er, dass der Recken nicht einem Attentat zum Opfer fiel. Seine Brust hob und senkte sich gleichmäßig und dessen Augen schienen ihn oder etwas, was sich ihm entzog ... zu beobachten?
Spürbar umgarnte ihn eine Aura der Gefahr. Mit Klauen, so spitz und kalt, dass die Temperaturen außerhalb des Zeltes wie laue Frühlingswinde wallten, zerrte an seinem Geiste. Wollten ihn verderben, vom rechten Pfade fortführen.
Mutig trat er einen Schritt nach dem anderen. Die Gelenke seiner Hand knackten, als er seine Ellenschnur fest umklammerte, als sei diese sein letzter Halt und der Nabel des Lebens.
Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine offene Verknüpfung der sonst dicht anliegenden Zeltbahnen. Daher also die Kälte und das diffuse Licht. Möglich, dass die Posten vor dem Eingang gar nicht registriert haben, dass sich ihr recken nächtlich davonstahl und ebenso unbemerkt wieder hereinkam. Seltsam erschien ihm jedoch, dass der Mann sich keine wärmenden Kohlepfannen entzündete. Es war entsetzlich kalt und sein Atem bildete feuchten Dunst.
»Was beim Barte der Alten ist hier nur geschehen«, hauchte er unter Auferbietung aller Kühnheit, die noch in seinen gealterten Knochen steckte. Vorsichtig streckte er seine freie Hand aus, ein Auge ruhte auf das Antlitz des Maestros. Mit dem anderen bemühte er sich, das eigenartig geformte Schwert im Blick zu behalten.
Jemand nahte. Bereits aus der Ferne konnten die vorgelagerten Späher dessen hetzende Rufe im Widerhall der Berge vernehmen. Immer wieder trieb er sein Pferd an und stachelte es zu noch mehr Leistung, als das es fähig war zu geben.
Offensichtlich ein Bote. Dieser jagte vornübergebeugt und in den Bügeln stehend ohne, dass er von den Verborgenen Notiz zu nehmen schien in Richtung Lager, in der Hand eine lederne Tasche.
Das Tal, in welches der Recken einen Teil der Getreuen Belletristicas führte, ruhte anlehnend einer trichterförmigen Klamm. Beträchtlicher Nadel- und Laubbaumbestand teilten sich vereint einen weitreichenden Landstrich. Bis tief ins Landesinnere reichten die Ausläufer der Bäume und lichteten sich erst weit außerhalb der Sicht.
Dominierend an diesem idyllischen Flecken waren kräftige Eichenbestände. Die Grundlage dessen, das jene die kamen, um zu schaffen, was sich die Gemeinen erhofften. Die Eichen wuchsen gerade, hoch und boten stabile Substanz für ihre Gewerke.
Der Zugang zum Tal und ihres Lagers, ihrer künftigen Heimstadt, befand sich nordwestlich der Akademie und ausgerechnet von dort schien der Eilbote zu kommen.