Die hiesig stationierten Soldaten öffneten die Tore zur Akademie und stürmten aus, als die gutturalen Laute verklangen. Der Anblick, der sich ihnen bot, war ... unbeschreiblich. Auf ihrem Ritt erschlug die Reiterei wie auch die Infanteristen mehrere Hundert Flüchtender. Sie nahmen jedoch nicht Reißaus vor den wenigen Soldaten. Sie flohen vor jenem Unheil, welches über der ihren darniederging.
Nach abschließenden Zählungen fielen in der vergangenen Nacht nicht minder 1.000 Dämonen unterschiedlichster Größe und Wesensart.
Sie wurden nicht einfach nur erschlagen oder erdolcht. Ein jeder dieser Invasoren wurde auf jegliche erdenkliche Art tranchiert. Filetiert, wäre hierbei ein unschicklicher Begriff aber wir befinden uns im Krieg und leider umschreibt eben dieses Wort, was die Soldaten zu berichten wussten. Noch während Ihr diese Darstellung lest, werden in den kommenden Stunden unzählige Feuer brennen, um die Kadaver von unserem Boden zu tilgen.
Gezeichnet Juno
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Der Hauptmann sah auf und hefte seinen ziellosen Blick in jene Richtung, in welcher sich das Zelt ihres Recken befand. Er dachte an dessen Erschöpfung, geschundene zur Schaustellung und allen voran an das klebrig, stinkende wie dunkle Sekret.
»Denkt ihr in etwa, was ich vermute?«
Ein Schnauben ging seinen Worten voraus, als er das Papier faltete und zurück in die Tasche schob. »Er ist einer der Recken. Gehört zu den Helden des Landes, in welche die Feen ihr Vertrauen legen. Sein Vorgehen mag gewissermaßen grausam sein. Unkonventionell und undurchdacht aber bedenkt, dass eine gigantische Anzahl dieser Winterdämonen auf dieser, unserer Heimat umherstreifen und alles vernichten wollen, was uns und unser Leben ausmacht.«
Mit Zeigefinger und Daumen rieb er sich den Nasenansatz zur Stirn und schloss die Augen.
Wer war dieser Mann, der in Menschengestalt als Schlächter umherging und als riesiger Falke majestätisch die Lüfte durchflog? Andererseits, was maßte er sich an, über eine Person zu urteilen, die bereit war Dinge zu tun, von denen andere schlicht nur redeten und keinerlei Tat von Ausweg gar Besserung zeugte?
»Was beschäftigt euch, Hauptmann?«
Erschrocken öffnete er die Auge, kannte er diese Stimme gut genug, um zu wissen wer ihr ansprach. Ein erhaschter Blick zu dem Boten schien seine Annahme zu bestätigen.
»Wenn es mein Auftritt von heute Morgen war, muss ich mich dafür entschuldigen.«
Eine Hand legte sich beruhigend auf seine Schulter, als er aufspringen und seinen Sitzplatz anbieten wollte.
»Bleibt sitzen, hier stehen genug Stühle.«
Grüßend nickte er dem Boten zu, nahm die Nachrichtentasche ungefragt an sich und las den Bericht einer der Musen.
»Es ist das Schwert.«
Beide, der Bote als auch der Hauptmann runzelten die Stirn, als Maestro begann zu erklären.
»Vor vielen Jahren erhielt ich es als Geschenk. Man sagte mir, man nenne es ›Mithrodin‹ und stamme aus einer zeit, aus einem Land, fernab jedweden Wissens. Entlang der Klinge zeugen Runen, von einer längst vergessenen Sprache, einer unbekannten Herkunft. Dennoch, das Schwert lebt weiterhin und trägt Erinnerungen in sich, von all jenen, die es zuvor trugen und benutzten.«
»Ihr redet von den Geräuschen, die wir auf den mauern hörten?«
»Das Wehklagen der Dämonen?«
»Das auch aber ich meine die metallischen Klänge. Wie eine Melodie, so als streiche eine Seite über eine Sense.«
Maestro musste Widerwillen lächeln und nickte. »Das Lied der Klingen. Ich tanzte dazu, wisst ihr?«
»Vermutlich den Tanz der Klingen«, stellte dieser nüchtern fest.
»Auch wenn es sich merkwürdig anhört gar unglaubwürdig.« Bestätigend nickte er unentwegt. »Es ist wie ihr es nennt. Ich tanzte den ›Tanz der Klingen‹ und ›Mithrodin‹ spielte seine Melodie.«