Die Melodie von ‚Mission Impossible“ ertönt.
Seufzend greife ich zum Handy. „Ja?“
„Hallo Daniel. Hier ist Frank. Bleibt es bei heute Abend? Kommst du?“
„Natürlich“. Manchmal kann mein Freund auch nerven. „Du weißt doch, dass ich mein Wort halte.“
„Und vergiss nicht – Halloweenparty. Also komm nicht wieder unverkleidet oder als Cowboy.“
„Ich werde mir etwas einfallen lassen.“
„Das hoffe ich doch. Also, bis dann.“
Und schon hat er aufgelegt. Hat sicher etwas Stress, seine Party zu organisieren. Wobei ich ihn fast beneide. Zumindest scheint er kein Problem mit passender Kleidung zu haben.
Ich treffe mich gerne mit Freunden, aber ich bin nicht der Typ fürs Verkleiden. Daher mag ich auch keinen Fasching.
Aber diesmal komme ich wohl nicht drum herum. Was heißen will, ich brauche eine Idee. Und zwar eine gute.
Allzu viel Zeit bleibt mir nicht mehr. Ich hatte eigentlich vorgehabt, in „Zivil“ zu kommen, aber das ist damit wohl durch.
Tja, da hätte ich mich wohl früher darum kümmern sollen. Wo um alles in der Welt soll ich jetzt auf die Schnelle noch ein Kostüm herbekommen? Im Prinzip ist mir es ja egal, ob Gespenst, Frankenstein oder Skelett. Hauptsache, irgendetwas Passendes.
In meiner Verzweiflung greife ich zum Telefon und rufe meinen Vater an.
Ich muss es wirklich länger warten und möchte gerade auflegen, als endlich seine Stimme ertönt: „Ja, hier bei Schmidt?“
„Hallo, Papa ich bin’s“
„Ah, Daniel. Was gibt es denn?“
„Du, ich brauche noch ein Halloweenkostüm. Weißt du, ob da noch irgendwas Passendes auf dem Dachboden bei euch liegt?“
„Halloween? Hm, ich weiß nicht. Also etwas Grusliges?“, schlussfolgert er.
„Ja, genau so was. Kannst du mal nachsehen?“, dränge ich.
„Warte mal, ich frage deine Mutter. Keine Ahnung, wo sie all das Zeug hingepackt hat.“
Und schon ist es ruhig in der Leitung.
Und es bleibt es erst mal. Ungeduldig trommle ich mit meinen Fingern auf die Tischplatte.
Aber es hilft nichts. Wer mit meinem Vater zu tun hat, braucht Geduld. Hetzen lässt er sich nicht. Ja, er ist oft die Ruhe in Person.
Schließlich halte ich es nicht mehr aus und stehe auf, laufe auf und ab. Warum braucht er denn so lange? Oder hat er mich gar vergessen?
Endlich, endlich meldet er sich wieder. „Es tut mir leid. Wir haben da nichts Passendes gefunden. Lauter lustige Kostüme. Das einzige dunklere, was ich dir anbieten kann, ist ein Zorrokostüm, sofern es überhaupt passt.“
„Nein, danke, Papa, lass mal. Ich brauche da schon was anderes.“
Mist, was mache ich jetzt? Da muss ich wohl doch noch in die Stadt fahren. Wenn ich das jetzt überhaupt noch was finde, ich bin ja eigentlich zu spät dran. Und bei meinem Glück haben die eh nur noch Kinderzeug.
„Gibt es den alten Laden eigentlich noch?“, fragt mein Vater.
„Was für ein Laden?“
„Kutters Kostümverleih. Dieser Laden etwas abseits in der Badgasse.“
Ach ja. Ich erinnere mich.
Ich war dort das letzte Mal als junger Knirps mit acht Jahren oder so. Als Kind war mir dieses Geschäft immer unheimlich gewesen. Irgendwie.
Vermutlich lag es an dem Besitzer. Selbst den Erwachsenen war er nicht ganz geheuer.
Vermutlich einfach ein einsamer Mann, etwas einsiedlerisch, der nicht so gut mit den Menschen konnte.
Trotzdem waren die Teile dort echt klasse gewesen. Aus alten Theaterbeständen, wie es hieß. Keine billigen Faschingsklamotten, sondern echte Kostüme.
Da müsste ich auf jeden Fall etwas finden, irgendetwas aus einer vorherigen Epoche. Und dann schminke ich mein Gesicht weiß und gut ist.
Ja, diese Idee ist gut.
Problem ist nur, ich habe keine Ahnung ob es den Laden überhaupt noch gibt. Angesichts der Konkurrenz aus dem Internet und der modernen und billigen Ware heutzutage.
„Danke. Ja das ist eine Idee. Ich versuche es mal dort.“
„So viel mich erinnere, hatten die auch immer etwas seltsame Öffnungszeiten, aber das kann sich ja geändert haben. Ich war da schon ewig nicht mehr.“
„Das passt schon. Danke für den Tipp.“
„Kein Problem. Und melde dich mal wieder, nicht nur, wenn du mich brauchst.“
„Ja, das mache ich. Ganz bestimmt. Bis bald, Papa.“
„Ja, bis bald. Und viel Spaß bei deinem Halloween.“