Draußen ist es unangenehm. Ein frischer Wind bläst in mein Gesicht und es ist einfach nasskalt.
Meine Begleitung spürt von all dem natürlich nichts. Für sie ist der Wind angenehm warm, und der leichte Regen eine angenehme Erfrischung in einer sonst lauen Luft.
„Das Wetter spielt echt verrückt“, murmelt sie überrascht. „Das muss der Klimawandel sein. Vorhin war es doch noch so unwirtlich?“
Ich habe meinen Arm besitzergreifend um sie gelegt und führe sie in Richtung des Lkws. Gleichzeitig erwidere ich ihr: „Ich habe dir ja versprochen, nicht zu frieren. Und ich prophezeie dir, es wird dir gleich noch viel wärmer werden.“
Sie kichert albern, lässt sich aber bereitwillig von mir lenken. Viel zu sehr in ihrer Vorfreude und Lust gefangen, läuft sie die Strecke mit und begibt sie sich ohne Widerstand zu Franks Fahrzeug in der dunklen Ecke.
Ganz im Gegenteil. „Du wolltest wohl einen ungestörten Platz? Hier ist es ja wirklich sehr abseits.“
„Ideal für uns“, weiche ich einer direkten Antwort aus. Meine Vampirsinne nehmen Frank wahr, der vor dem Steuerrad sitzt und wartet.
Brav! Er tut das, was ich ihm aufgetragen habe. Ich hatte ihn mitgeteilt, dass ich mit Essen zurückkehren würde und er einfach im Dunklen ruhig vorne warten solle, bis ich meine Mahlzeit beendet habe.
Diese werde ich im Laderaum zu mir nehmen, wie ja auch schon ursprünglich mit Frank geplant. Deshalb ist hinten auch nicht abgeschlossen und die Beleuchtung deaktiviert.
Entschlossen öffne ich die beiden Türen „Komm Liebes!“
Ich ergreife ihre rechte Hand, während ich gleichzeitig beruhigend auf sie einwirke, mit dem Ziel, ihre nun doch leichte Unsicherheit, die sie zögern lässt, zu vertreiben.
Und ich habe Erfolg. Ihr Zaudern verschwindet und sie lässt sich bereitwillig auf ihr Todesbett führen.
Ein Lamm auf dem Weg zur Schlachtbank.
Sie opfert sich für mich.
Wenn sie das auch nicht weiß.
„Ich würde die Türe gerne hinter uns schließen. Es ist zwar unwahrscheinlich, aber wenn jemand zufällig vorbeikommt, braucht er uns ja nicht zuzuschauen“, schlage ich vor.
„Aber dann sehe ich ja gar nichts mehr!“, protestiert sie.
Was ja genau der Sinn und Zweck des Ganzen ist.
„Ich brauche kein Licht, ich finde mich hier blind zurecht“, versuche ich sie zu überreden. „Und sonst können wir uns auch gerne danach eine romantischere Umgebung suchen.“ Ein treuer Hundeblick in ihre Richtung, dann fahre ich fort: „ Es ist nur so, ich bin so verliebt, dass ich nicht länger warten kann.“
„Das verstehe ich, mir geht es nicht anders“, flüsternd sie zurück.
Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, verschließe ich die Klappe. Danach zeige ich ihr den Weg zur Decke und werde nicht müde, ihr Schmeicheleien ins Ohr zu flüstern.
„Hier, vor dir ist die Decke. Lege dich einfach darauf.“
„Alessandro, soll ich mich gleich ausziehen?“, fragt sie mit einer leichten Ungeduld in ihrer Stimme.
„Das mache ich schon. Nun leg dich einfach hin.“
Sie soll nicht so viel nachdenken und ich sorge dafür, dass ihr Verstand etwas in Watte gepackt wird.
Glücklich platziert sie sich auf den Rücken.
Sofort bin ich über ihr und bedecke ihren ganzen Körper mit Küssen.
Das ist natürlich alles nur Show. Wäre genug Licht, wäre sie vermutlich über meinen Blick irritiert, der den Ort ihrer Halsschlagader ständig fixiert. Langsam nähere ich mich diesem Punkt.
Sie scheint dort kitzlig zu sein, denn sie lacht auf. Dann fordert sie mich spitzbübisch auf: „Alessandro, so wie du meinen Hals jetzt bearbeitest, könnte man ja direkt meinen, du bist in echt ein Vampir!“
„So?!“, reagiere ich. Was soll ich darauf auch sagen?
„Kannst du mich ein wenig beißen und so tun, als würdest du von mir Blut trinken?“
WAS?!
„Weshalb um Gottes Willen?“, frage ich perplex.
„Bitte! Ich mag Vampire unheimlich gerne. Und diese Vorstellung ist irgendwie romantisch.“
Diese Frau macht mich fertig.
„Gut“, knurre ich nach kurzem Zögern. „Ich denke, das bekomme ich hin. Ich werde mir alle Mühe geben, dass es sich ECHT anfühlt.“
„Ich bitte darum“, fordert sie mich heraus und schließt die Augen.