JAMIE
Gedankenverloren gab ich der Flughafenmitarbeiterin mein Ticket und wartete während sie was auch immer damit tat.
>> Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Flug Mr. Donovan und ein frohes Fest. << Die Kleine gab mir lächelnd mein Flugticket zurück und ich brachte nur ein Nicken zustande. Froh war an diesem Fest nun wirklich nichts. An Heiligabend die beste Freundin und die Kollegen anlügen zu müssen, war selbst für meine Wenigkeit unterste Schublade. Mit Sicherheit befand ich mich nicht mal mehr auf der „unartig“-Liste des Weihnachtsmannes, da ich selbst für die ein zu großes Arschloch war.
Als ich bei meiner Sitznummer ankam, atmete ich erleichtert aus. Ein Fensterplatz. Immerhin etwas. Ich konnte den gesamten Flug nach Chicago aus dem Fenster blicken und musste mit niemandem sprechen.
Ein Blick auf mein Handy versicherte mir: Keine Nachricht von Ava. Ich schätzte das war ein gutes Zeichen. Ich wünschte es ihr.
Nachdem sie ihre Geburtstagsparty so überstürzt verlassen hatte, um mit Mason zu sprechen, habe ich nichts mehr von ihr gehört. Wahrscheinlich sind sie auf dem Gaul ihres tollen Prinzen in den Sonnenaufgang geritten. Ich, der Hofnarr, habe die Festlichkeiten in seinem Schloßverlies dann beendet und den Pöbel hinausgeleitet. Oh man, manchmal würde ich mir für meine Gedanken gerne selbst eine reinhauen. Das war so ein Moment.
Ein erneuter Blick auf mein Display. Keine Nachricht von Ava bedeutete nicht, dass es überhaupt nichts anzeigte. Zwei verpasste Anrufe und eine neue Nachricht. Liz. Wer sonst.
LIZ 02:23: Freue mich auf unser erstes gemeinsames Weihnachtsfest XOXO
Wer zum Teufel schrieb XOXO wenn er älter war als 14? Ich ließ die Nachricht und ihre Anrufe unbeantwortet und schaltete den Flugmodus ein. Als ich mein Handy wieder in die Jackentasche steckte, stieß ich mit der Hand gegen das Kästchen, welches bereits seit Stunden ein ungutes Gefühl in mir auslöste. Ich holte die Schachtel heraus. Schwarzer Samt, verziert mit goldenen Schnörkeln. In der Mitte prangten die Buchstaben, die scheinbar jede Frau auf Erden einmal auf einer solchen Schachtel zu lesen wünschte: Tiffany & Co.
Mit einem leisen Klicken öffnete sich die Schachtel und dieser wahnsinnig teure, funkelnde Ring kam zum Vorschein.
>> Oh wow. Machen sie ihrer Freundin dieses Jahr zu Weihnachten einen Antrag? << Ich war so in Gedanken, dass ich die Dame mittleren Alters, welche neben mir Platz nahm, überhaupt nicht bemerkt hatte. Sie sah mich immer noch fragend an.
>> Ähm. Ich weiß noch nicht. << Hoffentlich bohrte sie nicht nach. Ich wollte einfach nicht darüber sprechen und wenn Fremde das Thema anschnitten, bekam es auf einmal etwas Reales. Soweit war ich noch nicht.
Die Dame neben mir legte lächelnd die Hand auf meinen Arm. >> Ach Jungchen. Mach dir keine Sorgen. Wer sollte bei einem Schnuckelchen wie dir schon Nein sagen. <<
Herzlich Willkommen Realität. Mein Name ist James Donovan und bisher konnte ich dich recht gut umgehen.
Genau das war mein Problem. Was wenn sie nicht Nein sagte?