Fortan brauchte sich Sakura keine Mühe mehr zu geben, dem Sniftmann aus dem Weg zu gehen. Wann immer er sie hörte, sah oder roch, war er bereits über alle Berge. Ließ es sich nicht vermeiden, dass sie sich begegneten, beim Abendessen oder formellen Anlässen, hielt er sich so weit entfernt von ihr wie nur irgend möglich. Hatte sie bis vor kurzem noch geglaubt, dass das die Lösung ihres Problems war, so musste sie jetzt feststellen, dass es ihr noch schlechter ging. Sie heulte, wann immer sie sich allein und unbeobachtet fühlte. Gefühle tobten wie Stürme in ihr. Seit Tagen war sie nicht mehr in den Wald geritten. Nicht einmal einen Spaziergang hatte sie gemacht. Yamato wusste nicht ein noch aus. Was war nur mit seiner Tochter los? Wenn er sie fragte, bekam er nur einsilbige Antworten. Er beschloss irgendwann, sie in Ruhe zu lassen. Wenn sie bereit dazu war, würde sie mit ihm reden. Ihm entging jedoch auch nicht, dass der Sniftunterhändler in letzter Zeit besonders eifrig war. Ohne Unterlass schien er zu arbeiten. Redete mit diesem und mit jenem Diplomaten, beschwatzte unendlich lange wichtige Themen mit dem König. Gab es im Schloss nichts zu tun, verschwand er im Wald, um zu jagen. Yamato war nicht dumm. Er wusste, dass das Eine mit dem Anderen zu tun haben musste. Eines Abends nach dem Abendmahl nahm er sich den Katzenmann beiseite. „Was um Himmels Willen ist zwischen Euch und meiner Tochter vorgefallen?“ Begann er ohne Umschweife. Die Gesichtszüge des Snifts versteinerten. „Nichts.“ Winkte er ab. „Wie kommt Ihr überhaupt darauf, dass ich etwas mit ihr zu tun haben könnte?“ „Ich bin vielleicht alt, aber nicht dumm, Eros. Ihr versteckt Euch geradezu vor ihr. Vergrabt Euch in Arbeit, flüchtet aus dem Schloss, wann immer es Eure Zeit zulässt. Und das alles genau seit dem Tag, seit dem Sakura sich nur noch zeigt, wenn es unbedingt nötig ist. Ich sehe ihre roten Augen und ich höre ihr Weinen, wenn sie glaubt, ich sei nicht in der Nähe. Also erzählt mir nicht, dass Ihr nichts mit Alldem zu tun habt.“ „Ich liebe sie.“ Sagte der Snift unvermittelt. „Und sie mich auch, aber zugleich hasst sie mich. Mehr als alles andere.“ Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, so sehr, dass die scharfen Krallen seiner Finger die Haut aufritzten. Nasses, heißes Blut rann an den Handflächen herunter und tropfte auf den polierten Steinboden. Sämtliche Farbe war aus Yamatos Gesicht gewichen. Es hatte ihm die Sprache verschlagen, was bei einem Diplomaten eher selten vorkommt. Als er sie wieder fand und zu Sprechen begann, hob der Katzenmann nur die Hand. „Keine Sorge. Ich werde meine Aufgabe hier erfüllen und dann aus ihrem Leben verschwinden. Das wird wohl für alle das Beste sein.“ Er wartete nicht auf eine Reaktion, sondern sprang aus dem Fenster und war schon im Wald verschwunden, bevor Yamato aus seiner Starre erwachte.