Zur gleichen Zeit mühte sich im weit entfernten Zwergenreich Toriman der Fürst Tion ab, seinem jungen König Bartold endlich Vernunft einzuhämmern. „Mein König, bitte versteht den Ernst der Lage! Wir müssen unsere Bündnispartner um Hilfstruppen bitten!“ Verzweifelt rieb sich der Berater die vor Müdigkeit schmerzenden Augen. Seit Wochen schlief er schlecht. Die Versorgung der Soldaten ging nur schleppend voran, seit die Orks einige wichtige Handelsruten blockierten. Hunderte von tapferen Kämpfern waren bereits gefallen. Aber all das kümmerte den Kindskopf auf dem Thron reichlich wenig. Er saß fett und sorgenfrei den schweren Wein aus Melornia schlürfend an seiner Tafel und spielte mit seinem Hofclown eine Partie Klung. Ein Zwergenspiel, dass sich wohl am ehesten mit dem Schachspiel der Menschen vergleichen ließe. Kein Wunder also, dass der Clown sich anstrengen musste zu verlieren. Tion hatte genug. Wütend wischte er die Figuren vom Brett, so dass der König vor Schreck seinen geliebten Wein verschüttete. Dem Fürsten war es egal. Sollte der Kindkönig ihn doch köpfen lassen. Wenigstens könnte er dann endlich wieder friedlich schlafen. Bartold stand auf, wischte sich den Wein von seinen Kleidern und fing an, die Figuren wieder auf dem Brett anzuordnen. Dabei sprach er nebenher mit Tion, als wäre der nur eine unbedeutende Zofe, die zurecht gewiesen werden musste. „Mein lieber Tion, wenn Euch all diese Dinge so schwer im Magen liegen, warum kümmert Ihr Euch dann nicht endlich darum?“ Tion lief hochrot an vor Wut. „Weil das Eure Aufgabe ist, mein König.“ Er spuckte die letzten beiden Worte aus, als wären sie Gift. Plötzlich zischte etwas haarscharf an seinem Ohr vorbei und traf Bartold in der Halsschlagader. Der König fiel wie tot zu Boden. Marselion tauchte hinter einem der schweren Vorhänge auf, die überall an der Wand hingen. Erschrocken machte der Clown sich aus dem Staub. Tion und der Krieger kümmerten sich nicht um ihn. Er war keine Gefahr. „Ist er tot?“ Wollte der Fürst wissen. „Nein, nur für eine Weile ruhig gestellt.“ Antwortete Marselion gelassen und steckte das Blasrohr wieder ein. „Was heißt eine Weile?“ „Etwa zwei Wochen. Mit der Dosis hätte man eine Horde Orks in Tiefschlaf versetzen können.“ Lachte der Zwergenkämpfer. „Gut.“ Murmelte Tion und griff nach dem Siegelring Bartolds. „Das gibt uns genügend Zeit um unsere Nachbarn und Bündnispartner zu benachrichtigen. Bei allen Göttern, wie ich diesen verzogenen Bengel hasse. Wie konnte Burnhold nur so einen Bastard zeugen? Warum musste er auch so früh sterben? Bartold ist 30 Jahre zu jung, um die Verantwortung für ein ganzes Reich zu übernehmen.“ Burnhold war im vergangenen Jahr an einer völlig unbekannten Krankheit gestorben. Seine Frau war am Kummer über den Verlust zu Grunde gegangen. Übrig blieb als Sohn und Erbe des Throns Bartold, der die Geschäfte seines Vaters mehr schlecht als recht weiter betrieb. „Komm, Marselion, es gibt viel zu tun.“ „Was machen wir mit ihm?“ Marselions Kopf schwang in Richtung des bewusstlosen Königs. „Lass ihn liegen. Die Diener werden ihn schon in sein Bett schleifen. Ich bin mir fast sicher, dass sie auch froh sein werden, eine Weile ihre Ruhe vor ihm zu haben.“ Marselion grunzte zustimmend und folgte Tion, der zum königlichen Schreibzimmer hastete und eilig ein paar Briefe aufsetzte.