Etwas nervös fuhr sich Cámalon bestimmt schon zum fünften Mal mit der Hand durch die Haare. Er hatte schon viele Paare getraut, aber noch nie drei auf einmal und schon gar nicht welche, bei denen Snift die Partner waren. Thalia nahm seine Hand und küsste sie. „Liebling, mach dir nicht so viele Gedanken. Es wird nicht anders sein, als die letzten Male.“ Versuchte sie ihn zu beruhigen. Die Zeremonie würde in wenigen Augenblicken beginnen, nur wusste bis auf die Paare und den König noch niemand von der wundersamen Vervielfachung von Braut und Bräutigam. Es wurde Zeit. Also nahm der König seine Krone und das Buch, in das sich die frisch Vermählten als neu anerkanntes Paar einzutragen hatten und trat seufzend aus seinen Gemächern in den Gang, der zum Thronsaal führte. Thalia sah ihm verwundert hinterher. Er war doch sonst nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Neugierig folgte sie ihm schweren Schrittes. Das Kind in ihrem Bauch boxte unzufrieden. Um diese Tageszeit saß die Königin normalerweise an einer Stickarbeit und bewegte sich kaum.
Das ganze Schloss schien sich versammelt zu haben. Eilig waren Stühle herbei geschafft worden. Der Raum platzte aus allen Nähten. Ratsmitglieder, Köche, Mägde, Stallburschen, Mundschenke, der Hofmarschall höchstpersönlich, jedermann, der im Schloss beschäftigt und abkömmlich war, hatte sich eingefunden. Zu guter Letzt auch das Paar. Eros und Sakura standen bereits vor dem Thron. Der Snift trug nichts anderes als sonst. Seine Arbeitsrobe musste genügen. Aber sein Fell glänzte, als hätte er es mit Fett eingerieben. Und war das eine Fliege um seinen Hals? Cámalon musste sich einen Lacher verkneifen. Eros bemerkte es dennoch und nahm die Fliege schnell ab. Als der Blick des Königs aber die Braut streifte, fielen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf. Er kannte die junge Frau nur in Jungenkleidung oder allenfalls im Reiteraufzug. Aber das Kleid, welches sie nun trug, lang, elegant, dunkelgrün schimmernd, hob ihre braunen Rehaugen perfekt hervor und ließ sie strahlen. Cámalon räusperte sich. „Bevor wir mit der Zeremonie beginnen, möchte ich allen Anwesenden danken, dass sie hier sind. Außerdem gab es noch eine kleine Änderung.“ Sakura lächelte dem König aufmunternd zu. Der holte noch einmal tief Luft. „Wir haben noch zwei weitere Paare, die sich heute trauen lassen wollen.“ Ein Raunen ging durch die Reihen. Thalia sah ihren Mann an und verstand. Still und vergnügt lächelte sie in sich hinein. „Darf ich die Küchenmagd Franziska und den Stallburschen Ferdinand nach vorne bitten?“ Eine Frau kreischte. Es war Maria. Sie fiel der nach vorne Beorderten stürmisch um den Hals. „Ich wusste es! Ich wusste es!“ Erheitertes Lachen begleitete das Dienerpaar, als sie sich zu Eros und Sakura gesellten. Einige Stallburschen klopften Ferdinand gratulierend auf die Schulter. Verlegen lächelnd standen sie da und konnten ihr Glück immer noch nicht fassen. „Und schließlich, wer hätte für möglich gehalten, dass er einmal heiraten würde? Usongu, wenn du es wagst, dann komm auch du mit deiner Auserwählten hierher.“ Als der Ritter sich durch die Menge nach vorne schob, an seiner Hand die dunkelhäutige Katzenfrau führend, hingen alle Blicke an ihm. Geflüster wurde laut, verwandelte sich in Gemurmel, bis irgendjemand anfing zu klatschen. Erst ein einsamer Laut, wurde bald ein tosender Jubel daraus. Pfiffe und Freudenschreie begleiteten den Mann und die Snift zu den beiden anderen Paaren. Usongu wusste nicht, was er erwartet hatte, aber sicher nicht das. Ganz Spaßvogel drehte er sich zu der Menge um, verbeugte sich tief und rief über den Jubellärm hinweg. „Danke, danke. Ich weiß, es muss für die Damen am Hofe ein fürchterlicher Schock sein, dass ich vom Markt der Freier verschwinde.“ Gelächter war sein Lohn. „Aber bitte seid nicht traurig. Ihr werdet mich nie vergessen.“ Als sich die Anwesenden wieder einigermaßen beruhigt hatten, räusperte sich König Cámalon ein weiteres Mal. Dann begann er die Zeremonie. Es lief wesentlich glatter, als er sich erhofft hatte. Vor allem das Auftreten Fei-Lings hatte er sich schlimmer ausgemalt. Aber einer wie Usongu konnte sich eben alles erlauben. Er hatte einen sehr guten Stand sowohl unter den Dienern als auch unter den Amts- und Würdenträgern. Es gab wohl auch kaum jemanden, der dem Ritter nicht irgendetwas zu verdanken hatte. Allseits beliebt. So sehr, dass selbst Cámalon ab und an eifersüchtig wurde, obwohl er als König sehr geachtet, geschätzt und respektiert wurde. „Hiermit ernenne ich euch, Eros und Sakura, Ferdinand und Franziska, Usongu und Fei-Ling, jeweils zu Mann und Frau.“ Beendete er die Vermählung. Das Buch wurde feierlich von Paar zu Paar gereicht und alle sechs trugen sich der Reihe nach ein.