Friedrich schritt nervös auf und ab. Der hohe Rat war gestern zu dem Schluss gekommen, die königliche Armee auf einen Krieg vorzubereiten. Sämtliche verfügbaren Kräfte zog man zusammen. Dem König gefiel das alles gar nicht. Zu allem Überfluss kränkelte sein neugeborener Sohn an irgendeiner Kinderkrankheit. Erika war unausstehlich geworden. Die Hebammen meinten, es käme manchmal vor, dass eine Mutter kurz nach der Geburt Stimmungsschwankungen habe. „Stimmungsschwankungen? Ha!“ Sie ließ nicht mit sich reden. Alles nahm Erika sofort persönlich. Seit Tagen hatte er sie nicht mehr gesprochen, geschweige denn angefasst. Nicht einmal in den Arm genommen. Gerade jetzt hätte er sie an seiner Seite gebraucht. Mehr als alles andere. Er fühlte sich alleine gelassen. Seine Eltern waren zusammen mit den Eltern von Cámalon und Johann zu Staatsbesuch in Übersee. Auf deren Hilfe konnte er nicht hoffen. Wie so oft in den letzten Tagen wünschte er sich die Unbeschwertheit der Jugend zurück, als Krieg nur ein Strategiespiel war und man sich über die langweiligen Staatsgeschäfte der Eltern lustig gemacht hatte. Er fragte sich nicht zum ersten Mal, ob er überhaupt zum König taugte. „Mein König.“ Eine der Wachen war eingetreten. „Frau Königin Sophia von Arténol bittet um Audienz.“ Ungläubig blickte Friedrich zur Tür. Aber da stand sie wirklich und wahrhaftig. Sie erschien ihm wie ein leuchtender Engel in der Dunkelheit. „Sophia, mein Herz. Nur herein. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr es mich freut dich zu sehen.“ Mit großen Schritten kam er auf sie zu, nahm sie bei den Schultern und umarmte sie. Etwas peinlich berührt lächelte die so stürmisch begrüßte. „Die Freude ist ganz meinerseits.“ Immer noch lächelnd knickste sie. Als sie den Gesichtsausdruck des Königs sah, der sich ebenso peinlich berührt räusperte, lachte sie und umarmte ihn ihrerseits. „Es ist lange her, Friedrich. Johann schickt mich.“ Der junge Mann führte die Dame zu einem Tisch in der Ecke des Saales und sie setzten sich. Friedrich war seinem alten Freund unendlich dankbar. „Aber das verstehe ich nicht. Ihr habt doch selbst so viel zu tun.“ Sophia nickte. „In der Tat. Dennoch hielt es Johann für besser, wenn man dich nicht ganz alleine lässt, in dieser dunklen Zeit. Er meinte, du als Jüngster von euch dreien, würdest es am schwersten haben, dich in die Verantwortung zu fügen.“ Friedrich schluckte. „Mach dir wegen Arténol keine Sorgen. Meine Aufgaben übernimmt für den Moment einer unserer engsten Vertrauten. Lass uns lieber über Plarun sprechen. Ich habe gehört, die königliche Armee soll kämpfen?“ „Ja. Und mir gefällt das nicht. Wir wissen nicht einmal genau, wer unsere Gegner überhaupt sind. Oder genauer gesagt was.“ Friedrich hielt sich den Kopf mit beiden Händen. „Ich“, er zögerte. „Ich glaube nicht, dass ich der Situation gewachsen bin. Erika lässt mich allein. Mein Sohn ist krank. Mir wächst das alles über den Kopf.“ Johann hat Recht, dache Sophia im Stillen bei sich. Sie legte dem jungen König beruhigend die Hand auf den Arm. „Deswegen bin ich hier. Keine Angst. Du bist nicht alleine Friedrich. Arténol ist im Moment dabei die eigene Armee zu organisieren. Sobald die Truppen bereit sind, werden sie Plarun und Kertófu unterstützen. Denn wenn eure Reiche fallen, wird es nicht mehr lange dauern, bis die Gefahr auch Arténol erreicht. Johann wird Nachricht senden, sobald die Truppen marschbereit sind. In der Zwischenzeit werden du und ich dafür sorgen, dass Plarun kampfbereit ist.“ Sophia nahm wie selbstverständlich das Zepter in die Hand. Mit der Vollmacht, die Friedrich ihr herzlich gerne erteilte, gab sie Befehle, organisierte, dirigierte und regierte. Es ging vorwärts und das gab allen wieder Hoffnung. Die düstere Stimmung der letzten Zeit war durch die Ankunft der Königin Arténols weggewischt worden wie Staub von den Fenstern, der die Sonne abhielt.