Sanftes, tiefes Schnurren weckte Usongu auf. Er spürte die Wärme, er roch den Wald an ihr und er sah die mit schwarzem Fell überzogenen Katzenohren vor seinen Augen. Dennoch konnte er es immer noch nicht glauben. Er lag hier, zusammen mit der hinreißensten aller Frauen. Und obendrein war er auch noch mit ihr verheiratet. Ganz offiziell. Kein Versteckspiel mehr, keine kalten, nassen Nächte auf dreckigen Waldböden, keine abenteuerlichen Fluchten vor wild gewordenen Waldtieren mehr. „Schade irgendwie.“, grinste er. Fei-Lings Ohren zuckten, sie kuschelte sich noch enger an ihn und strich mit der Hand über seine Brustbehaarung. Mit ihrer rauen Zunge leckte sie an seinem Hals entlang, dass ihm ganz schwindelig wurde. „Was ist schade, Liebling?“ Sie richtete sich auf und sah ihm in die Augen. Ihr nackter Körper verfehlte seine Wirkung auf Usongu nicht. „Gar nichts. Höchstens, dass ich gestern Nacht viel zu früh eingeschlafen bin.“ Er küsste sie lächelnd und ließ seine Hände über ihren Rücken gleiten. Er dankte im Gedanken allen Göttern, ob Snift- oder Menschengott, dass sie ihm dieses Glück möglich gemacht hatten. Und er dankte dem Zufall, der Eros und Sakura zusammen gebracht hatte. Ohne die Beiden hätte sein Plan niemals funktioniert. Der Berater und die Diplomatentochter lagen derweil eng umschlungen in ihrem eigenen Bett. Tief in Gedanken versunken streichelte der Snift über den entblößten Arm der jungen Frau. Ein tiefer Seufzer hob und senkte seine Brust und weckte Sakura auf. Sie gähnte herzhaft, ehe ihr bewusst wurde, dass sie nicht alleine war. Peinlich berührt versteckte sie das Gesicht in seinem Brustfell. Eros lachte leise. Es war ihm egal, dass sie keine vollendete Dame war. Sie war seine Sakura. Und sie war genauso, wie er sie haben wollte. Ein weiterer tiefer Seufzer entfuhr ihm. „Was ist? Was bedrückt dich?“ Die Menschentochter hatte ihr Ohr ans Herz ihres Mannes gelegt. „Es schlägt immer noch so schnell.“ Sagte sie, weil er nicht geantwortet hatte. Eros zog sie fester an sich. Er wollte sie nie wieder loslassen. Warum nur wurde er dieses dumme Gefühl nicht los, dass bald irgendetwas Schreckliches passieren würde. Lag es nur daran, dass er es nicht gewöhnt war, dass alles so glatt lief? Hatte er Angst, wegen der Dämonen? Und dann fiel ihm ein, was er die ganze Zeit zu verdrängen versucht hatte. Bald würde er sich wieder von ihr trennen müssen. Die Einsamkeit, die er gespürt hatte, seit er seine Eltern im Dorf zurückgelassen hatte, kam mit voller Wucht zurück. Dabei hatte ihm das Alleinsein nie etwas ausgemacht, bis er Sakura getroffen hatte. Von plötzlicher Trauer überwältigt, entfuhr ihm ein Schluchzer, den er nicht mehr rechtzeitig zurück halten hatte können. Sakura fuhr auf und sah ihm geradewegs ins Gesicht. „Was ist los?“ Fragte sie erneut. Sie nahm sein Gesicht in ihre Hände und legte ihre Stirn auf die seine. „Schatz, rede mit mir. Ich bin jetzt deine Frau. Und ich will wissen, was für Probleme du hast. Du brauchst dich nicht länger alleine damit zu quälen.“ Eros küsste sie und er küsste sie lange. So lange, bis er endlich das Gefühl hatte, wieder sprechen zu können. Seine Stimme war rau. „Ich werde gehen müssen.“ Brummte er niedergeschlagen. „Gehen? Aber wohin denn? Jetzt, wo wir offiziell verheiratet sind, kann dich doch keiner mehr ernsthaft verjagen wollen.“ Eros lachte. Es war ein verzweifeltes Lachen. „Nein, nein. Du verstehst nicht. Ich muss gehen, weil es meine Pflicht ist.“ Sakura verstand tatsächlich nicht, was er meinte. Aber sie wusste, wohin er auch ging, sie würde ihn begleiten. „Na und?“ Gähnte sie deshalb und kuschelte sich wieder an seine Brust. „Dann komm ich eben mit.“ Damit war die Sache für sie erledigt. Der Snift wusste nicht, was er darauf antworten sollte. Er wollte nicht mehr ohne sie sein, nicht eine Sekunde lang. Aber konnte er sie wirklich solcher Gefahr aussetzen? Ihr Vater würde ihn höchstpersönlich umbringen. Als Berater und Botschafter Kertófus würde er in alle Reiche Furantas reisen müssen. Wer wusste schon, welche Gefahren dort draußen lauern mochten. Was, wenn plötzlich Dämonen auftauchen sollten? Oder Räuber oder, oder, oder… Und dann musste er lachen. Er lachte so laut, dass Sakura sich die Ohren zu halten musste. „Bist du verrückt geworden?“ „Ja, ich glaube schon.“ Lachte Eros immer noch. „Ich musste nur gerade daran denken, was für ein lahmer, alter Angsthase ich geworden bin.“ Er hatte schon Tränen in den Augen vor lauter Lachen. Er atmete einmal tief ein und aus um sich zu beruhigen. Immer noch glucksend fiel er zurück ins Kissen. „Komm her, Liebes.“ Sakura war reichlich verwirrt. Aber sie legte sich wieder zu ihm. „Egal was kommt“, versprach der Katzenmann ihr und legte seinen starken Arm um ihre schmalen Schultern. „Ich werde dich immer beschützen. Ich werde niemals zulassen, dass dir etwas passiert.“ Er drückte ihr einen Kuss ins Haar. Der Rebell in Sakura rührte sich. Sie beschützen? Sie konnte auf sich alleine aufpassen. Das hatte sie immer getan, schon bevor sie sich gekannt hatten. Aber ein anderer Teil in ihr freute sich. Endlich war sie nicht mehr allein. „Ich dich auch.“ Murmelte sie deshalb nur. „Ich liebe dich, Eros.“ Aber der Snift schlief bereits wieder und Sakura döste auch wieder ein.