[Ab hier sind es nun aktuelle Texte, die ich zeitnah zur Veröffentlichung schreibe, also in der Rückschau, wenn sie sich auf die Vergangenheit beziehen.]
Ende Mai 2018 hatte das Warten endlich ein Ende. Meine Entscheidung war schon Wochen vorher gefallen, doch die Firma ließ sich Zeit, ihr Angebot, welches ich angenommen hatte, final zu bestätigen. Alles in allem ein unwürdiger Prozess, der mich erneut eine Menge Nerven gekostet hatte. Jetzt aber wusste ich wenigstens, wie es in naher Zukunft weitergehen würde. Noch einige Wochen Arbeit, zwischendrin noch der lange geplante und genehmigte Jahresurlaub und schließlich würde Schluss sein mit diesem Job, der mich lange Jahre erfüllt und weit gebracht hatte, dann aber aufgrund mangelnder Perspektiven, zweifelhafter Strukturen und für mich unangenehmer Arbeitsbedingungen zur jahrelangen Belastung geworden war. Aber Schluss nach so langer Zeit? Das konnte ich mir gar nicht richtig vorstellen. Und im Nachhinein muss ich feststellen: Stimmt! Auf solch eine gravierende Veränderung kann man sich kaum richtig vorbereiten.
Aber ich hatte einen Plan. Der Plan hieß „Pause“. Mir war klar, dass ein nahtloses Weiter-so meiner Psyche nicht dienlich sein würde. Was ich brauchte, war eine Art Sabbatical (leider ohne Netz), um den Kopf frei zu bekommen und um mir über einige Dinge Klarheit zu verschaffen. Eins weiß ich nun: Das ist deutlich schwieriger als gedacht, zeigt dadurch aber auch, wie notwendig es ist. Wenn man jahrzehntelang immer funktioniert, immer die erwartete Leistung erbracht, immer das Tempo hoch gehalten hat, dann ist abbremsen, zur Ruhe kommen und vielleicht sogar abbiegen auf einen neuen Weg nicht in ein paar Tagen oder Wochen zu erreichen. Nach über 3 Monaten wird mir das immer bewusster. Manchmal habe ich das Gefühl, ich konnte gerade erst den Kopf durch die Eisdecke, die mein Leben bisher bestimmt und begrenzt hatte, hindurch stecken. Ich beginne zu sehen, was war, warum das war und was vielleicht möglich sein wird.
(fools4tress, November 2018)