Er betrat den riesigen Ballsaal.
Hunderte von Tischen waren aufgestellt und herbstlich dekoriert worden. Der ganze Raum wurde vom blossen Licht der Kerzen erleuchtet und in der Mitte hatte man Platz geschaffen für eine Tanzfläche.
Er begrüsste einige Leute, bevor er sich an den ihm zugewiesenen Tisch setzte.
Der Saal füllte sich immer mehr und mehr, und es wurde immer lauter und lauter.
Melvin beobachtete die ganzen Menschen, die um ihn herumwuselten und miteinander redeten.
Um acht Uhr waren alle Gäste eingetroffen und der Gastgeber hielt eine kurze Rede.
Dann begann der Festschmaus.
Zur Vorspeise eine Kürbissuppe, die köstlich war. Es folgte Tortellini gefüllt mit Speckwürfeln und einer leckeren Kräutercreme.
Die Speisen zerliefen auf Melvins Zunge wie Eis und der Geschmack blieb in seinem Mund hängen.
Zur Hauptspeise; Wild mit Kartoffel Stocker und einer Bratensauce. Das Essen war absolut grossartig. Es war perfekt gewürzt und nicht zu heiss.
Doch das Beste überhaupt war das Dessert.
Ein kleines Schokoküchlein, dessen Kern flüssig war und einem im Mund zerlief. Der junge Mann musste ein Seufzen unterdrücken, als er ein Stück probierte.
Nach den Gängen war er satt und musste erstmal ein wenig pausieren. Die Gespräche flammten wieder auf und einige Gäste wagten sich sogar schon auf die Tanzfläche. Sein Glas Wein in der Hand, beobachtete er die anderen Leute.
Es störte ihn nicht, dass er alleine war und niemanden kannte. Er genoss es die Anderen zu beobachten und ihren Konversationen zu lauschen.
Er spürte, dass ihn jemand anstarrte und drehte den Kopf. Hinter ihm, einige Tische entfernt, sass ein junger Mann, der ihn beobachtete.
Er hatte kinnlange blonde Haare und wachsame Augen. Seine Lippen waren voll und die Wangenknochen filigran.
Melvin verspürte eine Regung im Brustkorb als der schöne Mann aufstand und auf ihn zukam.
Direkt vor ihm blieb er stehen und Melvin musste den Kopf leicht in den Nacken legen, um dem Anderen in die Augen sehen zu können.
Ein Keuchen entfuhr ihm als er das strahlende Blau von dessen Iris sehen konnte.
»Hi ich bin Elia Wondringham«, stellte sich der Schönling vor.
»Ich bin Melvin Brooks«, antwortete er und stand auf, um dem Anderen die Hand zu schütteln.
»Darf ich mich setzen?« Elia deutete mit einem Kopfnicken auf den freien Stuhl neben Melvin.
»Sicher.«
»Und wie gefällt Ihnen der Ball?«, fragte der Blonde.
»Gut. Das Esssen war köstlich.« Der Dunkelhaarige war irgendwie durch die Schönheit und Autorität des Anderen verunsichert. Er versuchte sich das Ganze, aber nicht anmerken zu lassen.
»Ja da kann ich Ihnen nur zustimmen«, antwortete Elia und grinste.
Die nächsten drei Stunden vergingen wie im Fluge. Irgendwann gingen die beiden vom »Sie« ins »Du« über. Sie verstanden sich auf Anhieb, sie lachten zusammen und redeten. Jedes Mal, wenn sich ihre Finger zufällig streiften durchfuhr Melvin immer ein leichtes Kribbeln. Er hatte keine Ahnung was das zu bedeuten hatte und versuchte es so gut wie möglich zu ignorieren.
»Wollen wir tanzen?«, fragte Elia und ergriff somit die Initiative.
»Gerne«, stotterte Melvin.
Der Blonde ergriff seine Hand und Melvin folgte ihm auf die Tanzfläche. Elia legte seine Hände auf die Hüften des Dunkelhaarigen. Dieser schlang etwas unsicher seine Arme um den Nacken des Anderen.
Sie wiegte sich zum Takt der Musik hin und her, während sie die Welt um sich herum völlig ausblendeten.
Melvins Herz klopfte schnell gegen seinen Brustkorb als der Andere seine Finger über dessen Rücken gleiten liess. Er versteifte sich etwas, da sich die Finger des Blonden genau über seine Wirbelsäule bewegten.
»Ganz ruhig«, flüsterte Elia, der die Anspannung des Dunkelhaarigen spürte. Ein Schauer kroch ihm über den Rücken, da der Atem des Älteren ihn am Ohr kitzelte.
Er hob den Blick und schaute seinen Tanzpartner an.
Dessen Augen war dunkel vor Verlangen, als er den Kopf senkte und sanft Melvins Lippen berührte.
Die Lippen waren so weich wie sie aussahen und der Blonde intensivierte den Kuss.
Der Ältere vergrub die Finger in den dunklen Locken von Melvin.
Dieser öffnete die Lippen und gewährte der Zunge des Anderen Einlass.
Ein berauschendes Gefühl der Wärme durchkroch ihn und er musste ein wohliges Stöhnen unterdrücken.
Die Haarsträhnen des Blonden kitzelten ihn, als dieser sich keuchend von ihm löste. Sowohl Melvins als auch Elias Wangen waren rot und ihre Lippen war geschwollen.
»Lass uns verschwinden«, murmelte Elia schelmisch grinsend.
Hand in Hand verliessen sie den Saal des Herbstballs.