(Noch etwas kurzes zu Anfang: Diese Geschichte, wollte ich eigentlich nicht veröffentlichen, bevor sie fertig geschrieben ist. Doch nun habe ich diese Vorsätze doch über Bord geworfen, denn das Ende des Novembers naht, mit schnellen Schritten und damit auch der Einmarsch der Winterdämonen. Darum muss ich das jetzt doch noch hochladen. Ich hoffe es hilft. Ich habe diese Geschichte im Jahre 2010 angefangen und immer mal wieder weitergeschrieben
Und noch etwas: Wie ihr sehen werdet, heisst eines der fünf Völker in meiner Geschichte Arienes. Doch das hat NICHTS mit den Ariern der Nazis zu tun! Sondern mit jenem Volk das in der Völkerkunde erwähnt wurden, hier der Ausschnitt aus Wikipedia: "1.VÖLKERKUNDE•SPRACHWISSENSCHAFT Angehöriger eines der frühgeschichtlichen Völker mit indogermanischer Sprache in Indien und Iran". Ich fand das irgendwie noch passend. Das wollte ich einfach noch sagen ;-)
Es gibt übrigens kursiv geschriebene Teile, diese sind meist die direkten Gedanken, die sich mein Prota Hanael zu allen Begebenheiten macht, sowas wie eine Tagebuchform)
Viel Spass!
1.Kapitel
Der strömende Regen war langsam daran, aufzuhören. Die Sonne hatte die dunklen Wolken, welche noch vor kurzem das Tal und die weissgekrönten Berge darüber eingehüllt hatten, fast gänzlich vertrieben.
Auf einem Felsvorsprung, von dem aus man den ganzen umgebenden Urwald überblicken konnte, stand ein junger, jedoch ziemlich bleicher Mann, mit dunklem, halblangem, lockigem Haar und dunkelblauen Augen. Er war mittelgross, schlank und sehnig gebaut. Sein Gesicht wirkte eingefallen und müde, dennoch waren seine Züge regelmässig und schön anzusehn. Sein Name war Hanael Ophaniel. Nachdenklich und mit einem Anflug von Trauer, schaute er sich um und liess alles was um ihn herum geschah, intensiv auf sich wirken.
„Wie ein feiner, beinahe unsichtbarer Sprühnebel, spüre ich den Regen noch auf meiner Haut. Die Strahlen der Sonne brechen sich in ihm, wie in tausend Diamanten und…so wunderbar, erhebt sich vor mir ein Regenbogen! Seine Farben, sie berühren mich zutiefst, ich spüre Trauer in mir und…ich weiss nicht, ob es der Regen ist, der meine Wangen benetzt, oder meine Tränen. Ich erinnere mich an Zeiten, wo solche Regenbogen beinahe jeden Tag, am Firmament leuchteten. Seine Farben beinhalten alle Aspekte des Lebens. Seine Form, zeigt die Verbindung der grossen göttlichen Eltern, mit ihren Kindern. So selten sind die Regenbogen hier geworden! Nichts ist mehr, wie es einst war. Wir haben uns selbst hierher gebracht. In dieses so schöne Land, das doch nie so feinstofflich sein wird, wie unsere einstige Heimat. Immer mehr spüren wir, wie die Präsenz des ewigen Lichtes, sich von uns entfernt und doch schaffen wir es nicht, wieder dorthin zurück zu kehren.
Das alles, haben wir uns selbst zuzuschreiben. Wir haben so viele Fehler gemacht, die uns erst jetzt, nach und nach, so richtig bewusst werden, uns einholen wie finstere Schatten. Viele meiner Geschwister, fallen deswegen in tiefste Schwermut, was sie nur noch wie Schatten ihrer selbst, dahinvegetieren lässt, manche sind zornig, lehnen sich nur noch mehr gegen die göttliche Ordnung auf. Sie hadern mit ihrem Schicksal und verhalten sich wie trotzige Kinder. Andere wollen um jeden Preis zurück in ihre alte Heimat, wozu ihnen jedes Mittel recht ist. Wieder andere, versuchen sich in ihr Schicksal zu ergeben und das Beste daraus zu machen. Auch ich versuche das, jeden Tag versuche ich es von neuem, aber es ist so unendlich schwer! Der Pfad vor uns liegt in der Dunkelheit und der Pfad hinter uns, hat seinen Schein verloren, hat uns zu ruhelosen Wanderern gemacht, ohne wirkliche Perspektive…»
Der junge Mann strich sich über die Augen und Wangen. Sein Kummer war im Augenblick unerträglich. Er wollte hier weg, er trug so eine so grosse Verantwortung und schien dieser immer weniger gewachsen zu sein. Was nur sollte aus seinem Volk und all den anderen Bewohner von Eden werden, welche hier ihr Dasein fristeten? So viele Gedanken gingen ihm durch den Kopf so viele Fragen und doch kaum Klarheit.
„Es entstehen immer mehr Unstimmigkeiten, zwischen den verschiedenen Völkern dieser Welt. Es gibt keine richtige Einheit mehr und das, wird uns einst noch weiter in die Isolation treiben. Auch mich bewegen so viele Gefühle. Gefühle, die ich früher nicht kannte, bis ich mich… zusammen mit einigen Geschwistern, von unserem einst glückseligen Dasein abwandte, in der Überzeugung, wir wüssten um eine bessere Art des Lebens. Wir haben uns so vielen Illusionen und Irrglauben hingegeben und noch immer ist ein Ende davon, nicht absehbar. Ich sehne mich oft so sehr nach meiner alten Heimat zurück, dass es fast körperlich schmerzt. Ich treibe wie ein dürres Blatt im Wind, ohne Leben, ohne Mut. Und doch…weiss ich, dass ich nicht aufgeben darf. Wir alle dürfen nicht aufgeben und müssen versuchen in Verbindung zu bleiben… mit dem grossen Licht. Dann und nur dann, werden wir es schaffen vielleicht eines Tages zurück zu kehren…»
Hanael, stand noch eine Weile da und betrachtete den Regenbogen, der jetzt immer mehr zu verschwinden begann. Der Regen hörte nun gänzlich auf und die Sonne warf ihr gleissendes Licht, auf die von Nässe glänzende Landschaft. Die Wassertropfen welche sich in den grossen Kelchen der wunderschönen Blumen und den mächtigen Blättern, der hier wachsenden Pflanzen, gesammelt hatten, glitzerten so intensiv, dass der junge Mann richtiggehend davon geblendet wurde. Er seufzte tief. Welche Ironie es doch war, dass es genau dieses helle Licht war, welches das Zeichen des Bundes mit den göttlichen Eltern, zum Verschwinden brachte! Dabei hätte das doch anders sein müssen. Alles hier…, es stimmte einfach nicht, es war Hanael so fremd und erschien ihm so schwer.
Auch sein Körper, sein Geist, alles fühlte sich so endlos schwer an. Er ging zu einer der herrlichen Blumen. Sie leuchtete in einem zarten Rosa. Ihre Blätter, waren doppelt so gross, wie Hanaels Hand. Die von sattem Grün durchflossenen Adern der Blätter, liefen aus dem Zentrum strahlenförmig nach aussen und in einem dieser Blätter, hatte sich eine kleine Pfütze gebildet.
Als der junge Mann näher trat, wurde die Oberfläche dieser kleinen Pfütze durch eine Bewegung erschüttert. Ein kleiner Frosch, azurblau und mit schwarzen Punkten, hüpfte davon.
Hanael wollte mit dem Tier in Dialog treten. Doch irgendwie gelang es ihm nicht. Der Frosch schien ihn nicht zu verstehen und hüpfte davon. Auch das war etwas, was Hanael sehr traurig stimmte. Früher, ja früher, hatte er nie Probleme gehabt mit den Tieren, die stets um ihn herum gewesen waren, zu sprechen, doch nun…er konnte es immer weniger. Einige seiner Brüder und Schwestern konnten es noch besser, darunter auch seine geliebte Frau Hanania Ophaniel, welche nun jedoch leider auch an einer Gemütserkrankung litt und schon, seit ewig scheinender Zeit, kein einziges Wort mehr gesprochen hatte. Sie war stets in sich gekehrt, als würde sie noch immer in einer seltsamen Verbindung mit der Vergangenheit stehen. Der Zweitname Ophaniel deutete auf ihre Herkunft hin. Hanania war besonders vertraut mit den mythischen Kräften der Mutterschaft und damit innig mit den Kräften des Mondes verbunden. Manchmal glaubte Hanael, sie wandle noch immer auf alten Pfaden, im silbernen Schein der Wächterin der Nacht…
Der junge Mann, blickte in die kleine Pfütze, deren Oberfläche nun wieder ganz glatt und klar geworden war. Er erkannte schemenhaft sein Gesicht. Seine Haut, einst hellgolden und gut durchblutet, war so fahl geworden und sie schien täglich fahler zu werden. Das machte ihm irgendwie Angst, denn der grösste Gegner der göttlichen Ordnung, man nannte ihn Azael, hatte auch so helle Haut gehabt. Hanael und viele seiner Geschwister, hatten sich von Azaels Rebellion anstecken lassen. Sie waren unsicher geworden, hatten angefangen an der ewigen Ordnung zu zweifeln. Sie waren nicht mehr fähig, weiterhin im ewigen Licht des Göttlichen zu wandeln und zahlten dafür einen hohen Preis. Helle Haut wurde deshalb immer mehr zum Zeichen der Schmach, obwohl Hanael sich doch so sehr darum bemühte, seine Fehltritte wieder gut zu machen. Vielleicht war es einfach auch der Kummer, welcher ihn täglich bleicher werden liess.
Er schob das Blatt mit einer verbitterten Geste von sich, dass das Wasser darin herausschwappte und ihn nassspritzte. Das machte ihn noch wütender und er machte sich nach links und rechts tretend auf den Heimweg.
„Ich bin so voller Zorn, so wütend und traurig! Was nur soll das alles hier? Warum diese Qualen!? Ich fürchte mich davor, zu meiner geliebten Frau Hanania zurück zu gehen, denn ihre Verfassung, macht mich nur noch trauriger. Es ist für mich unerträglich, sie so leiden zu sehen. Sie scheint schon so weit weg, ich kann sie nicht mehr erreichen! Wo nur, bist du meine Geliebte, in welchen Gefilden wandelt dein Geist umher? Was könnte ich nur für dich und all die anderen tun?“ Hanael spürte den Impuls, mit dem ewigen Licht Zwiesprache zu halten, doch er brachte es einfach nicht über sich. „Warum nur, kann ich mich nicht mehr verbinden? Warum hilft mir keiner? Unsere himmlischen Brüder und Schwestern, müssen doch sehen, wie sehr wir alle leiden und doch… niemand holt uns zurück. Wir sind hier so verloren, ohne die Führung unserer göttlichen Eltern. Und dann soll ich meine Brüder und Schwestern hier unten auch noch anführen, wie nur sollte ich das alles schaffen? Ich weiss schlichtweg nicht wie. Noch vor kurzem befanden wir uns in der stetigen Gegenwart des Göttlichen…Nun jedoch…Ach was hadere ich mit diesem Schicksal? Ich habe es mir ja selbst zuzuschreiben! Wir alle haben es uns selbst zuzuschreiben, denn wir haben zu sehr auf die Einflüsterungen von Azael gehört. Wir haben uns durch ihn verunsichern lassen, er hat diesen bösen Stachel in unser Herz gesetzt. Er ist eigentlich an allem schuld! Ja, er ist schuld!»