»Was ist das denn für eine Seite?«
Kathrin sah in den Browserlink und runzelte die Stirn. »Schaut aus wie irgendeine Archivierung. So was in der Art habe ich schon mal bei meiner alten Schule gesehen.«
»Du meinst, dass hier Artikel gespeichert werden, die anderenfalls im Nirvana verschwinden?«
Sie nickte. »So in der Art, ja. Was hältst du davon, Jona? Ich mein, du hast sie ja ... wie genau ... gefunden?«
Angesprochener zuckte mit den Schultern. Sein ansonsten lustiges wie gelassenes Wesen schien ihn abhandengekommen. Er wirkte zunehmend ernster, so als habe ihn jemand ausgewechselt. Er war nicht mehr der Junge, den sie kennen lernte und lieb gewann. »Es gibt noch andere Suchmaschinen als nur Google. Wer etwas in der Art finden will, muss anderweitig suchen.«
Kathrin und Mira warfen sich Blicke zu, die mehr bedeuten mochten, als Worte zu sagen pflegten. Niemand der Zweien würde mit ihm tauschen wollen. Sie konnten sich die Bilder, die ihn plagten, nicht einmal ansatzweise vorstellen.
Den Bericht, den Jona gestern Abend fand, war aufschlussreich, wie nichts sagend. Unzählige Fotoaufnahmen von Landschaft und Umland. Angefertigt zu Luft als auch zu Land. Darunter echt viele hübsche Bilder, die als Hintergrund, Plakat sogar als Fotoleinwand einiges hermachen würden.
Zwischen diesen Landschaftsaufnahmen fanden sich sodann ebenso Gutachten wie Bodenbeschaffenheit. Zusammensetzung verschiedener Bohrungen. Salzgehalte, Mineralien, Lehm, Kohle und zu guter Letzt Anbindungen an mögliche Zulieferer wie Energie und Wasser.
Interessanter hingegen wurde es nach diesem wissenschaftlichen Gedöns. Anschließend fanden die Drei den Artikel anderweitig aufgemacht, so als sei dieser in Gänze zusammengesucht.
»Das ist seltsam«, begann Mira überlegend und runzelte einmal mehr die Stirn kraus.
»Was meinst du«, erkundigte sich Jona, der allmählich wieder zu dem wurde, den beide Mädels so mochten.
»Ich glaube zu wissen, was Mira meint.«
»Na dann erzähl mal. Vielleicht denken wir ja ähnlich.«
»Ähnlicher als sonst?« Kathrins Augen funkelten. Wäre die Situation nicht verfahren genug, würde man meinen können, dass ihre Mundwinkel spöttisch grienten.
»Wahrscheinlich.«
»Mädels bitte. Die Sache ist zu ernst als über Kindereien zu gackern.«
»Ist ja gut. Also ich glaube, dass hier bereits irgendjemand vieles zusammengesucht hat. Nicht nur wir interessieren uns für ...« Sie stockte und Mira fuhr fort. »Deabru?«
Alle drei sahen sich erwartungsvoll an und Jona schnaubte. »Ihr könntet Recht haben. Schaut mal hier.« er scrollte den Text zu den nächsten Ansichten.
Die weiteren Seiten zeigten mehrfach ältere Fotoaufnahmen. Einige waren sogar noch in Schwarz-Weiß und mitunter stark ausgefranst. Auf manchen befanden sich handschriftliche Notizen. Randnotizen, ebenfalls händisch niedergeschrieben, zeugten daraufhin, dass diese alten Bilder zusammengesucht und auf Papier geklebt wurden, sodass eine andere Person zu den einzelnen Aufnahmen weitere Anmerkungen beifügen konnte.
Einige der gezeigten Objekte erkannten die Drei wieder und wussten sogar zu beschreiben, wo diese aufzufinden waren.
»Lasst uns diese Seiten ausdrucken. Vielleicht finden wir so mehr Hinweise, die uns helfen.«
»Was soll uns bedrucktes Papier weiterhelfen, was wir hier am Monitor nicht auch sehen?«
»Mensch Kath, überleg mal. Auf den Ausdrucken können wir selber Notizen anbringen. Viel wichtiger aber ist doch, wie lange können wir das da noch lesen?« Ihre Hand deutete zum Laptop.
»Mmh. Ich stimme dir zu Maus.« Während er sprach, kennzeichnete er alle möglichen Seiten, die nur so über den Bildschirm huschten und bläulich aufschimmerten. Der Drucker begann leise zu surren, als auch schon das erste Blatt Papier in seinem Inneren verschwand.
»Was meinst du. Wer stellt diese ganzen Informationen zusammen und vor allem, wieso liest man davon nichts auf öffentlichen Seiten?«
Jona musste glucksen. Na endlich, da waren sie wieder. Diese unergründlichen Augen, die so viel mehr aussagten, als seine Lippen jemals würden in Worte kleiden können. »Was glaubt ihr wohl? Wenn dieser Landstrich irgendein uraltes okkultes Vorleben aufweisen würde, gar historischen Wert hätte, niemand würde hier bauen, geschweige denn herziehen wollen.«
Mira konnte sich ein lautstarkes Räuspern nicht verkneifen. »Sabotage?«
»Nicht wirklich. Dieses Ausmaß geht schon viel mehr in Richtung großflächigen Betruges.«
Der Drucker vollendete seinen Auftrag. Kathrin kam mit einem Stapel Ausdrucken und setzte sich auf die kleine Couch.
Jona wählte den Platz neben ihr und hielt einen roten Stift. Er schnappte sich ein Blatt und begann in blauer Farbe die Randnotizen mit den seinen zu befüllen.
»Dann nehme ich Orange. Jeder schreibt, was er zu wissen glaubt und zum Schluss ... Nun hoffen wir, dass wir der Lösung näher kommen.«»Ja, das hoffe ich auch.« Niemand bemerkte seinen Blick hinüber zur Treppe.