Nachbesprechung:
„Tut's sehr weh?“, erkundigte Samstag sich schon beinahe schüchtern.
Mortimer winkte ab. Kassie fand allerdings, dass ihr Freund zu blass aussah. So, als würde ihm durchaus einiges weh tun.
„Das sollte sich in ein paar Stunden geben. Der Solarplexus ist fies“, sagte Elaine mitleidig.
„Wisst ihr, im Grunde ist das ein gutes Zeichen“, plauderte Elizabeth. „Ihr dürft stolz auf euch sein. Die Novizen fiebern normalerweise dem Tag entgegen, an dem sie im Training verletzt werden. Das bedeutet, dass man für seinen Meister eine Herausforderung war.“
Mo rieb sich mit verzogenem Gesicht den Magen.
„Naja, im Grunde hoffen alle Novizen bloß, dass sie ihre Meister irgendwann einmal besiegen“, warf Sam ein. „Aber ihr drei seid gut. Ihr seid ein gutes Team, besonders mit dem Monster da drüben.“
Er deutete auf Tobias in seinem Enthinderer. Der reckte einen Daumen nach oben und grinste.
Doch sie wurden bald wieder ernst. Es war jetzt der Morgen nach ihrem Training, und das hieß, dass es in ein paar Stunden losgehen würde. Elaine setzte sich auf Mortimers Bett und zog einen mehrfach gefalteten und unordentlich beschriebenen Zettel hervor.
„Der hier ist gestern noch angekommen. Ifrit schreibt uns, wohin wir euch bringen sollen.“
„Müssen wir das wirklich tun?“, fragte Kassandra und schluckte. Sie wollte nicht zurück, auf keinen Fall.
„Leider ja. Wir wissen nicht, was Ifrit und Asmodai tun, wenn wir uns weigern“, erklärte Sam. „Aber wir wissen, dass es furchtbare Folgen haben könnte.“
„Du hast leicht reden“, grummelte Mo. „Du bleibst ja auch hier.“
Samstag war zu der neuen Tour nicht eingeladen worden. Warum, das wussten wohl nur die dämonischen Veranstalter.
„Wir werden versuchen, zu euch zu kommen“, wiederholte Elizabeth, was die drei Schüler jetzt schon seit der Einladung hörten. „Wir finden einen Weg in die Tour und retten euch. Ihr müsst nur stark bleiben.“
Kassie und Mo nickten beide. Blaze wirkte sehr unglücklich. Immerhin war es für ihn das erste Mal, dass er zurückkehren musste. Für Kassie und Mo wurde es langsam alltäglich, ständig zu dieser Tour eingeladen zu werden.
„Diesmal sind es nur sieben Gäste, richtig?“, fragte Kassie nochmals.
„Wenn wir eurem Traum glauben dürfen, dann ja. Das könnte auch erklären, warum Sam nicht mit darf. Aber wir haben keine Ahnung, wer die vier anderen sein werden.“
Kassie nickte und sah auf ihre Finger, spielte mit dem Stumpf des kleinen Fingers. Sie musste schon wieder zurück. Diesmal mit einem neuen Namen, einer Ausbildung, mit neuen Verbündeten. Trotzdem zog ihr Herz sich zusammen. Welche Freunde würden sie diesmal verlieren?
Sie sahen auf, als sich die Tür öffnete. Herein kamen Piek, Xeri und Andy, gefolgt von einer großgewachsenen, schwarzhaarigen Frau. Kassie erkannte die Frau schnell wieder. Sie war es gewesen, die bei ihrer überhasteten Flucht zurückgeblieben war.
„Anna van Helsing!“, rief Elaine überrascht. Auch Sam und Lizzy sprangen auf, und machten tatsächlich eine Verbeugung vor der Schwarzhaarigen. Nach kurzem Zögern schloss sich Kassie an. Diese neue Welt, die sie durch die Wächter betreten hatte, war ihr noch fremd, doch Kassie hatte schnell gelernt, dass sie besser einfach tat und später nachfragte.
„Die Pferde sind bereit“, kündigte Anna an. Die Wächter nahmen Kassie, Mo und Blaze schweigend in ihre Mitte und marschierten aus dem kleinen Zimmer. Kassie vermisste den Raum schon jetzt.