Fallout:
Mit einem Ruck fuhren nicht nur Mo, sondern auch Kassie aus einem schicksalsergebenem Halbschlaf auf. Beide waren während der Fahrt von ihrer Müdigkeit übermannt worden, doch eine Veränderung im Motorengeräusch der Limousine hatte sie aufgeweckt.
Augenblicklich hellwach sahen sie sich um und bekamen gerade noch mit, wie die Limousine durch ein weiteres Weltenportal rollte - diesmal ein Tor aus Beton, auf dem Regen graue Spuren hinterlassen hatte.
Es wurde schlagartig düster. Am Himmel zeigte sich ein Wirbel schmutzig-brauner Wolken. Der Wagen kam auf der plötzlich sehr rissigen Straße holpernd zum Stillstand.
Mo und Kassie spähten auf beiden Seiten aus dem Fenster.
Vor ihren Augen schwankten riesige Wolkenkratzer im Wind. Metallrohre ragten wie dünne Knochen aus klaffenden Wunden, Glasscherben und Schutt bedeckten die Bürgersteige und versperrten vor ihnen die Straße. Der Himmel war stürmisch grau, doch unter der Wolkendecke hatte sich eine Art bräunlich-gelblicher Nebel gesammelt.
Instinktiv presste Mo den Pulloverärmel vor den Mund, als die Tür aufgerissen wurde.
"Na los, ihr habt nicht den ganzen Tag Zeit, um euer Ziel zu erreichen."
Asmodai Nox scheuchte sie mit einer ungeduldigen Handbewegung nach draußen.
Der Regen fiel in schweren Tropfen und die Luft roch nach Eiern und Metall.
"Max?" Asmodai zog den Jungen am Hemdskragen aus der Führerkabine. Max warf Asmodai einen verwirrten Blick zu.
"Ich muss wieder mit?"
"Wenn ich mein Spielzeug verliere, muss Ifrit eben auf dich verzichten", grollte Asmodai.
Mo verspürte einen Stich, als ihm klar wurde, dass mit "Spielzeug" Karo gemeint war. Am Vortag war Asmodai bei der Nachricht, dass Karo im Wunderland gestorben war, wütend geworden, doch offenbar nicht, weil er besonders an Karo gehangen hätte. Mo unterdrückte einen Seufzer und sah sich in der zerstörten Stadt um. Es schien, als hätte eine gigantische Druckwelle die Gebäude zu einer Seite gedrückt - der Ursprung der Welle musste vor ihnen liegen.
"Euer Tor ist im Krater." Asmodai bestätigte, was Mo bereits vermutet hatte.
Er tauschte einen besorgten Blick mit Kassie.
"Passt auf euch auf!", rief Ifrit. Sie wollte bestimmt nicht Mo und Kassie helfen, ihr Blick war fest auf Max gerichtet. "Diese Stadt ist menschenleer, aber nicht verlassen."
Max schluckte und nickte dann fest.
Asmodai ließ sich in auf den Fahrersitz fallen und ließ den Motor an.
Er kam nicht dazu, loszufahren, denn eine Stimme rief: "Halt!"