Liebe Freunde des Wahnsinns
Anlässlich der Winterinvasion und der vielen Dämonen, welche es noch zu bekämpfen gibt, veröffentliche ich nun doch nochmal eine meiner FanFictions, diesmal nur eine Kurzgeschichte im Harry Potter-Bereich Allerdings kann diese meiner Meinung nach auch ohne Fandom-Vorwissen witzig sein.
Es ist ein Beitrag zum auf der Website FanFiktion.de gestarteten Projekts "How to kill Mary". Wer weiss, was eine Mary-Sue ist kann sich vielleicht schon denken worum es geht, dem Rest erkläre ich es hier kurz: Eine Mary Sue ist eine Alleskönnerin. Wunderschön, in allem perfekt und hat immer Recht. Irgendwo verständlich also, dass sich ein paar Leute zusammenrotten, die ihr ans Leder wollen. Doch so einfach wie man meinen könnte, gestaltet sich das dann doch nicht...
Viel Spass!
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Es war wieder soweit. Der erste September läutete den Beginn eines neuen Schuljahres für die Schülerinnen und Schüler der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei ein. Für Fred und seinen Zwilling George war es nicht irgendein Jahr, nein, es war ihr siebtes- und somit letztes Schuljahr. Ihnen blieb also nur noch ein Jahr Zeit, die Bewohnerinnen und Bewohner des Schlosses mit ihren Streichen zu bespassen. Gerade nun, wo Voldemort zurückgekehrt war, konnte etwas Zerstreuung nicht schaden.
Man möge den beiden diesen edlen Gedanken gönnen, denn zu jenem Zeitpunkt kannten sie den Schrecken noch nicht, der nur wenige Meter entfernt auf sie wartete. Just in diesem Moment betrat Professor Minerva McGonagall, gefolgt von der üblichen Schar Neulinge die grosse Halle. Unter ihnen befand sich ein Wesen, so perfekt, dass selbst die schönste aller Veelas dagegen nur wie ein Mehlsack wirkte. Ihr Name lautete Marilyn Umbridge, von all ihren zahlrechen Freunden liebevoll «Mary» genannt. Der sprechende Hut hätte sie schon beim ersten Anblick am liebsten direkt in den Kerker verfrachtet und fast alle anwesenden Personen spürten, dass da etwas im Busch war. Als Mary dann tatsächlich den sprechenden Hut aufgesetzt bekam, konnte sie sich das Zögern nur damit erklären, dass er ihre guten Eigenschaften gegeneinander abwog. Sie war klug wie eine Ravenclaw, gutmütig wie eine Hufflepuff und besass den Mut einer waschechten Gryffindor. Da sie nicht nur klug, sondern auch listig sein konnte, wäre natürlich Slytherin ebenso passend gewesen. Also besass sie rund zehn Sekunden Nachsicht mit dem sprechenden Hut, ehe sie mit ihren filigranen Fingern gegen ihren Arm zu trommeln begann und ihren rosafarbenen Kussmund zu einem leichten Schmollen verzog.
Tatsächlich zweifelte der Hut, denn es war für ihn schwierig zu entscheiden, welchem Haus er diese Kreatur nun aufbürden musste. Letzten Endes entschied er sich, dass man schon viel Entschlossenheit brauchte, um damit fertig zu werden. «Gryffindor!»Es war ein Phänomen. Drei der vier Haustische brachen in Freudentaumel aus, nur am Tisch der Löwen herrschte Grabesstille.«Das gefällt mir nicht, Fred», murmelte der Siebzehnjährige, welcher eben noch über dem neusten Rezept für eine Stinkbombe gesessen hatte. «Mir ebenso wenig», erwiderte sein Zwilling und zog eine neue Rolle Pergament hervor. Groll hin oder her, es gab weitaus Wichtigeres, als Filchs Wohnung mit Stinkbomben zu verpesten. So begannen sie also Pläne zu schmieden, um Mary noch vor Ende des Schuljahres herauszuekeln. Dass Marys Mutter Dolores ihre neue Lehrerhin für Verteidigung gegen die dunklen Künste werden würde, bekamen sie nur am Rande mit.
Sie waren doch etwas überrascht, dass sich ausgerechnet Hermine am nächsten Morgen ihnen gegenübersetzte. Sie hatten die junge, sonst sehr gefasste Hexe noch nie so ausser sich gesehen. «Ich bringe sie um.» Natürlich mussten die beiden nicht nachfragen, wen sie meinte. «Was hast sie denn getan?» «Ihr solltet lieber fragen, was sie nicht getan hat.» Hermine wirkte den Tränen nahe. «Unser Schlafsaal ist pink! Und sie hat dreizehn Katzen mitgebracht. Krummbein habe ich seit gestern Abend nicht mehr gesehen.»
«Darf sie denn überhaupt so viele Viecher mitnehmen?» An einem anderen Tag hätte Hermine vielleicht eine Bemerkung darüber gemacht, dass gerade Fred und George wohl niemandem das Brechen von Schulregeln vorhalten sollten, aber sie brauchte schliesslich ihre Hilfe. «Nein. Ihre Mutter ist ja die neue Lehrerin und keiner will es sich schon von Beginn weg mit ihr verscherzen.» Ihre Mutter, von der sie soviel Fred und George wussten zuhause unterrichtet worden war, da diese keine Schule für angemessen hielt, um die Ausbildung ihrer Tochter zu übernehmen. Da sie nun keine Zeit mehr haben würde, ihr Töchterchen zu Hause zu unterrichten, hatte sie sie kurzerhand nach Hogwarts mitgeschleppt. Sie war zwar erst fünfzehn wie Hermine, war aber gleich in die siebte Klasse hochgestuft worden, wodurch die Zwillinge sie nun am Hals hatten.
«Wenn man vom Teufel spricht», murmelte Fred, denn in jenem Moment liess sich ihr neu erkorenes Hassobjekt neben Hermine nieder. Ihr gestern noch karmesinrotes Haar, war heute von einem hellen Platinblond, welches selbst Malfoy in den Schatten stellte. Mary war ein Metamorphmagus und so in der Lage, ihr Aussehen immer wieder ändern, natürlich je nachdem wie es zu ihrer Kleidung, ihrem Make-up oder auch wahlweise ihren Katzen passte. «Guten Morgen», trällerte sie und Seamus Finnigan, der gerade Anstalten gemacht hatte sich neben den Zwillingen niederzulassen, setzte sich ans andere Ende des Tisches. Der Glückliche. Keiner antwortete Mary, was diese selbstverständlich nicht davon abhielt, weiter zu quasseln. «Gleich haben wir Unterricht mit meiner Mutter. Sie ist einfach die beste Lehrerin, die man sich vorstellen kann. Natürlich kann sie euch keine richtige Verteidigung beibringen, da sie euch nicht überfordern will. Aber zum Glück hat sie mir alles Wichtige schon längst beigebracht, also solltet ihr tatsächlich einmal in Gefahr geraten, könnt ihr euch auf mich verlassen.» Fred schob die Schüssel mit seinem Müsli von sich weg, ihm war der Appetit gründlich vergangen.
Das Schlimmste war jedoch, dass Mary mit ihren Worten Recht behalten sollte. Man hätte das Fach Verteidigung gegen die dunklen Künste auch gleich ganz aus ihrem Stundenplan streichen können, so wenig lernten sie bei Umbridge. Es war so schlimm, dass sich sowohl Schüler- als auch Lehrerschaft am Ende der ersten Schulwoche nicht sicher war, wer das grössere Übel darstellte… Umbridge, oder ihre Brut.
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Die Tage verstrichen und die Weasley-Zwillinge vergruben sich mit solch einer Ernsthaftigkeit in ihrer Arbeit, dass so manch ein Lehrer sich am Kopf kratzte und sich fragte, ob sie zum Ende hin doch noch den hohen Wert der Schulbildung erkannt hatten. Doch weit gefehlt. Sie waren lediglich dabei, sich allerlei Gemeinheiten für Mary auszudenken, die sie längerfristig von der Schule verjagen sollten. Bei solch einer einflussreichen Mutter wie sie es hatte, würde sie sicher innerhalb eines Tages eine andere Schule finden, die sie aufnahm- und damit andere Schüler, die sich mit ihr herumschlagen mussten.
Ganz zum Leidwesen der Zwillinge war es ausserordentlich leicht, an Mary heranzukommen, denn diese hatte einen Narren an George gefressen. Auch bei Fred hatte sie ihr Glück versucht, doch da dieser an Angelina Johnson vergeben war- und diese nicht davor zurückgeschreckt hätte, der jüngeren Hexe die Pest auf den Hals zu wünschen- hatte Mary irgendwann das Interesse verloren und sich dem anderen Zwilling zugewandt.
Nun sassen sie also an einem stürmischen Oktoberabend im Gemeinschaftsraum, als auf einmal Mary auftauchte und sich unaufgefordert auf Georges Schoss setzte. Dieser sah seinen Bruder kurz hilfesuchend an und formte lautlos die Worte töte mich. Da Fred das Leiden seines Bruders nicht mehr mit ansehen wollte, setzte er ihre erste Idee in die Tat um. Längerfristig verjagen würde diese Mary zwar noch nicht, aber seinem Bruder zumindest kurzfristige Linderung verschaffen.
In einem kurzen Moment der Unachtsamkeit zog er also eine Hand voll Juckpulver hervor und tat so, als müsse er niesen, wobei sich all das Pulver in seiner Hand über Mary ergoss. Es liess sich zwar nicht verhindern, dass auch George einen Teil davon abbekam, doch dessen Leiden sollten nichts im Vergleich zu Marys sein. Sollten. Denn während George nach kurzer Zeit unruhig zu werden- und sich möglichst unauffällig an Kopf und Hals zu kratzen versuchte, schien das Pulver Mary vollkommen kalt zu lassen. Ratlos sahen die Brüder einander an. Wenn das so weiterging, hatten sie ein grösseres Problem, als sie bisher geahnt hatten.
So beschlossen sie also, ihren nächsten Plan nur knapp zwei Wochen später, in Snapes Unterricht fortzusetzen. Es war zwar nicht bekannt, ob Snape es je geschafft hatte, jemanden der Schule zu verweisen… Aber vielleicht würde Mary ja sogar freiwillig gehen, wenn Snape sie erstmal richtig durch die Mangel genommen hatte, wie er es mit fast allen Gryffindors hin und wieder zu tun pflegte. Heute trug sie ihr Haar schwarz, wenn auch nicht ganz so fettig wie das ihres Lehrers.
«George, wir gehen nach dem Unterricht am See spazieren.» Dem Angesprochenen entging keineswegs, dass dies eine Feststellung und keine Frage gewesen war und er reagierte auch entsprechend.
«Nein gehen wir nicht.» Ihre Augen, die heute golden waren- sie hatte definitiv zu viele schlechte Vampirfilme geschaut- füllten sich mit Tränen.
«Warum nicht?», fragte sie weinerlich, «h-hast du denn etwas Besseres vor?»
«Ja», entgegnete George neutral. «Denn alles ist besser, als mit dir spazieren zu gehen.» Es war nicht die feine englische Art, aber wenn er es so schaffte, sie herauszuekeln, war es die Mittel wert. Tränen rannen ihr sturzflutartig die Wangen hinab und während das bei jedem anderen Mädchen dazu geführt hätte, dass das Make-Up danach aussah wie ein ausgelaufenes Tintenfass, sass es bei Mary immer noch perfekt. Nicht einmal ihre Augen waren gerötet.
«Oh du Ärmster», schluchzte sie. «Wurdest du denn in deiner letzten Beziehung so sehr verletzt, dass du keine Liebe mehr zulassen kannst?» Sie wollte ihm schon einen Arm um die Schulter legen, wobei ihm aber noch im letzten Moment ein rettender Hechtsprung nach hinten gelang. In diesem Moment betrat Professor Snape den Kerker und es kehrte Ruhe ein – zumindest vorerst.
«Wer von Ihnen kann mir die Zutaten für den Gripsschärfungstrank aufzählen?» Obwohl sie den Trank bereits in der vierten Klasse gelernt hatten, hob niemand die Hand. Es war besser gar keine Antwort zu liefern, als die falsche. Beziehungsweise, Marys Hand hob sich selbstverständlich, wurde aber von Professor Snape geflissentlich ignoriert.
«Niemand also? Ihnen ist hoffentlich bewusst, dass Ihre UTZ kein halbes Jahr mehr entfernt sind und wenn Sie nicht einmal in der Lage sind solch einen Trank zu brauen, kann ich auch gleich allen ein Troll geben.»
«Skarabäuskäfer, Ingwerwurzel, Gürteltiergalle, Knarlkiele…» begann Mary die Zutaten unaufgefordert aufzuzählen. Snapes schon normalerweise kalter Blick erreichte geradezu unterirdische Temperaturen und selbst die Weasley-Zwillinge, die nicht zu leicht zu erschrecken waren, hielten die Luft an- wenn auch hauptsächlich aus Vorfreude.
«Dreissig Punkte Abzug für Gryffindor.» Das Schweigen zerbarst in den vielen empörten Ausrufen. Mit einem kleinen Punktabzug für die Frechheit hatten sie alle gerechnet, aber dreissig Punkte war eine empfindliche Höhe. Selbst mit ihren übelsten Streichen hatten die Zwillinge es nie auf mehr als fünfzig Punkte gebracht.
«Zum einen, weil Sie offenbar nicht wissen, wann es ratsam ist zu schweigen», fuhr Snape ungerührt fort, «zum anderen, weil Sie nicht fähig sind die richtigen Zutaten aufzuzählen. Knarlkiele gehört in keinen Gripschärfungstrank.»
«Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Sehen Sie Professor, ich habe schon mit neun Jahren begonnen die Kunst der Zaubertränke zu studieren und ich kann Ihnen versichern, dass die Wirkung mit Knarlkiele viel stärker ist. Versuchen Sie den Trank doch einfach mal selbst, vielleicht fällt Ihnen dann auch die Lösung ein.»
Sie hatten mit allem gerechnet. Dass er sie anschrie, dass er Gryffindor weitere fünfhundert Punkte abzog, dass er Marilyn Umbridge augenblicklich in Flammen aufgehen liess. Nichts von alldem geschah. Er bat die Klasse lediglich, den Gripsschärfungstrank zu brauen. Mary kam dem munter nach, sie glaubte wohl, ihrem Professor einen guten Ratschlag erteilt zu haben. Doch jeder andere im Raum, mochten seine Menschenkenntnisse noch so beschränkt sein, erkannte die schiere Mordlust in den Augen des Slytherin-Hauslehrers.
Die Stimmung während der darauffolgenden Stunde war so angespannt, dass Fred und George es nicht wagten, ihren Plan in die Tat umzusetzen. Das Letzte was sie riskieren konnten war, Snapes Aufmerksamkeit zu erregen. Sie waren wagemutig, aber nicht lebensmüde.
Als der Unterricht zu Ende war, brach ein regelrechter Sturm auf die Tür los, wobei Fred und George das Pech hatten, ziemlich weit hinten anzustehen. «Die Herren Weasley bleiben.» Obwohl ihr Überlebensinstinkt ihnen etwas anderes riet, leisteten sie der Aufforderung folge und liessen es zu, dass alle anderen Schülerinnen und Schüler neben ihnen in die Freiheit hinaustraten. Alle bis auf Mary jedenfalls.
«Sie auch, Miss Umbridge.»
«Nein», entschied diese und blieb mit verschränkten Armen neben George stehen. Dieser schubste sie einfach aus der Tür und schlug sie hinter ihr zu.
«Wir wollten den Bücherschrank letzte Woche nicht in Brand stecken, ehrlich», sagte Fred und kreuzte dabei die Finger hinter seinem Rücken.
«Darum geht es nicht», entgegnete Snape, die Erwähnung des Bücherschranks hob seine Laune jedoch nicht besonders. Er liess es aber vorerst dabei bewenden. «Wie ich hörte, haben Sie vor, die junge Miss Umbridge von der Schule zu entfernen?» Da die Zwillinge mit ihrem Vorhaben eindeutig nicht die Einzigen waren und ihre Meinung ohnehin selten versteckten, nickten sie zustimmend.
«An was haben Sie dabei gedacht?» Keiner der beiden wunderte sich über Snapes Interesse an ihrem Plan. Wahrscheinlich wollte er nur wissen, wie lange er Mary noch in seinem Unterricht ertragen musste.
«Nun», seufzte Fred. «Wir haben zwar einige Ideen, konnten sie aber noch nicht in geeigneter Form umsetzen. Gegen unser Juckpulver ist sie jedenfalls immun.»
Snape nickte, sah sich noch einmal verschwörerisch im Kerker um, ob auch wirklich alle weg waren, ehe er George eine kleine Phiole mit klarer Flüssigkeit reichte. «Ein Tropfen davon sollte reichen, um eine ganze Quidditchmannschaft unter die Erde zu bringen. Ich empfehle Ihnen aber, alles zu verwenden.» Mit einem Schlenker seines Zauberstabs liess er die Kerkertür wieder aufschwingen und entliess die beiden in ihre wohlverdiente Mittagspause.
«Verdammt», zischte Fred, als sie Richtung grosse Halle gingen. «Warum sind wir nicht von selbst darauf gekommen?» Snape hatte Recht, hier war mit normalen Streichen nichts mehr auszurichten. Wenn sie Mary schon loswerden wollten, dann endgültig.
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Die folgenden Tage brachten keine Besserung- im Gegenteil, Mary klebte George wie ein Kaugummi an der Schuhsohle. So war es nur logisch, dass ihm die Aufgabe zufiel, ihr das Gift zu verabreichen. Die beste Gelegenheit dafür bot das Hogsmeade-Wochenende.
Harry, Ron und Hermine hatten vor, die Schülerinnen und Schüler, die sie bei ihrem Aufstand unterstützten, im Eberkopf zusammen zu trommeln. Natürlich hatten sie dafür gesorgt, dass Mary keinen Wind von der Sache bekam. Immerhin war ihre Mutter in erster Linie eine Ministeriumsangestellte und ein Miststück, wie es die Welt zuvor noch nicht gesehen hatte. Wüsste Mary davon, würde sie es ihrer Mutter noch im gleichen Augenblick petzen, da machte sich keiner etwas vor.
Also hatte George den Plan gefasst, mit ihr in den drei Besen etwas zu trinken zu gehen und ihr dort das Gift unterzujubeln. Da Fred es nicht übers Herz brachte, seinem Bruder das alleine zuzumuten, hatte er Angelina dazu überredet, mit ihm zu kommen, damit das ganze nach einem Doppel-Date aussah. Zuerst hatte sie ihn natürlich angesehen, als hätte er den Verstand verloren und gemeint, er hätte wohl in den letzten Jahren einen Klatscher zu viel an den Kopf gekriegt. Als die Zwillinge Angelina jedoch in ihren Plan eingeweiht hatten, war sie Feuer und Flamme dafür gewesen und hatte sich sogar angeboten, das Gift in Marys Getränk zu schütten.
«Georgie!» Der Angesprochene setzte ein Gesicht auf, als hätte er gerade eine Limette roh verzehrt. Die Einzige, die ihn sonst hin und wieder so nannte war seine Mutter und selbst bei der konnte er es nicht ausstehen.
Die drei hatten geschlagene zwanzig Minuten auf Mary gewartet, dabei konnte die ihre Frisur richten, ohne ihre Hände zu benutzen. Heute trug sie blonde Locken, die an eine dieser unsagbar hässlichen Muggel-Puppen erinnerte. Ähnlich ihr Make-Up und ihre Augen, die ungesund blau aussahen. Neben ihrem Anblick wehte ihnen auch eine Wolke an Gerüchen herüber, als hätte sie alle nur erdenklichen Parfums flaschenweise über sich gekippt.
«Wie sehe ich aus?», fragte sie.
«Nun…», sagte George um sich Zeit zu verschaffen. Er konnte keine falschen Komplimente machen, daher versuchte er es mit einer etwas anderen Form der Wahrheit. «Ich habe noch nie etwas Vergleichbares gesehen.» Auf seine Worte hin liess sie ein Lachen erklingen, das alle Anwesenden mit einer Hühnerhaut zurückliess.
Der Weg nach Hogsmeade verlief wie zu erwarten, Mary plapperte vor sich hin, während sich Fred, George und Angelina alle Mühe gaben, das auszublenden.
«Und als ich sieben war, bekam ich meinen ersten richtigen Besen. Kein Spielzeug, nein, einen richtigen Nimbus. Wann hast du eigentlich deinen ersten Besen bekommen, Georgie?» Er biss fest die Zähne zusammen. Seinen ersten eigenen Besen hatte er sich erst im letzten Jahr leisten können, als ihr Geschäft langsam an Fahrt aufgenommen hatte. Zuvor hatte er immer die alten Besen seiner älteren Brüder bekommen, sofern diese noch flugtauglich gewesen waren. Das Schlimme war aber nicht die Erinnerung, denn er wusste, dass sie immer alles bekommen hatten, was ihre Eltern ihnen hatten geben können, sondern, dass Mary seine Gedanken erriet.
«Ach stimmt, ihr seid ja arm. Macht nichts, weisst du was? In den Weihnachtsferien kaufe ich dir einen neuen.» George beschleunigte seine Schritte. Lieber würde er nackt herumrennen und verhungern, bevor er Hilfe von ihr annahm.
Zu seinem Glück hatte diese Odyssee bald ein Ende und sie erreichten die drei Besen. Da die meisten anderen Schüler im Eberkopf weilten, war es hier ungewöhnlich leer und sie suchten sich einen Platz am Fenster. Angelina hatte an der Theke haltgemacht und vier Butterbier bei Roswerta bestellt.
Nun, als Mary ausnahmsweise einmal schweigend dasass, war es zwar angenehm ruhig, dennoch lag eine Anspannung in der Luft. Die drei Verschwörer wollten nichts anderes, als Mary tot zu sehen und je schneller, desto besser. Als das Butterbier schliesslich kam, sah George sich gezwungen, ein Ablenkungsmanöver zu starten, welches ihm noch Jahre später Alpträume bescheren sollte.
Der Kuss war genauso widerwärtig, wie George ihn sich vorgestellt hatte. Das Einzige, was ihn dieses Martyrium durchstehen liess, war ein Blick aus dem Augenwinkel, bei dem er erkannte, dass Angelina Mary die ganze Phiole Gift ins Butterbier kippte.
Als er sich schliesslich von ihr löste – und das auch nur, weil es ihm gelang, sie mit voller Wucht zurück zu stossen- musste er an sich halten, um sich nicht an Ort und Stelle zu übergeben. Letzten Endes schaffte er es doch, wenn auch nur aus erwartungsvoller Vorfreude, als Mary nach ihrem Glas griff. Dann seufzte sie.
«Will das jemand? Eigentlich mag ich nämlich gar kein Butterbier.» George fühlte sich elend. Er wollte nicht wahrhaben, dass all die Opfer, die er gebracht hatte, vergebens sein sollten. «Nur, weil du Madam Roswertas noch nie probiert hast», versuchte Fred ihr das Getränk schmackhaft zu machen und ihren Plan doch noch zu retten. Doch es war zwecklos.
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Eine Woche später sassen die Schülerinnen und Schüler der Häuser Gryffindor und Slytherin bei im Verwandlungsunterricht, wobei die Stimmung einen Nullpunkt erreicht hatte. Erst heute Morgen hatte Umbridge wieder fünf ihrer neuen Erlässe aufhängen lassen. Und die Zwillinge hatten seit ihrem misslungenen Versuch, Mary zu vergiften, keinen neuen Plan mehr gefasst. Es war zum Verzweifeln.
Die Einzige, die vergnügt vor sich hin summte war natürlich Mary, während sie eine ihrer Katzen auf dem Schoss hielt und streichelte. Offenbar hatte auch McGonagall keinen sonderlich guten Tag, denn irgendwann knallte sie ihren Zauberstab auf den Schreibtisch, drehte sich um und verschränkte die Arme. «Miss Umbridge. Wenn Sie kein Interesse haben, dem Unterricht zu folgen, tun Sie uns doch den Gefallen und verschwinden einfach.» Solche Worte waren sie sich eher vom Zaubertränkemeister als von ihr gewohnt, aber wenigstens versprach der Unterricht nun etwas spannender zu werden.
«Aber Professor, ich kann den ganzen Stoff doch schon längst.» Professor McGonagall hob herausfordernd eine Augenbraue. «So? Dann sind Sie also auch ein Animagus?» Mary lachte ihr abscheulich hohes Lachen, das wohl ‘lieblich’ klingen sollte. «Selbstverständlich. Schon seit über zehn Jahren.» Diese Worte riefen bei der ganzen Klasse ein kollektives Augenrollen hervor. «Nun, dann können Sie sich sicher auch in eine Maus verwandeln, nicht wahr?» George sah seinen Bruder fragend an, irgendetwas an der Sache kam ihm seltsam vor. Aber so lange es Mary schadete, sollte es ihnen recht sein. So wunderte es ihn auch nicht, als sein Bruder nur mit den Schultern zuckte.
«Nichts leichter als das.» Und mit diesen Worten begann sich ihr Körper zu verformen, sie schrumpfte, glitt aus ihrer Kleidung- und tatsächlich, am Boden war eine kleine, pinke Maus, die auf ihren kleinen Pfötchen in die Mitte des Klassenraumes trippelte.
Dann ging auf einmal alles ganz schnell: Das weisse Ungetüm, das sie vorhin noch gekrault hatte, sprang vom Pult auf Mary zu und verschlang sie in einem Happen.
Zuerst herrschte ungläubige Stille, doch kurz darauf brach die ganze Klasse in Jubel aus, ja, selbst die Slytherins fielen mit ein.
Es war wohl selbstredend, dass in dieser Unterrichtsstunde nichts mehr gelernt wurde, um den Schein zu waren blieben sie aber sitzen, bis die Stunde vorüber war. Lediglich Fred und George blieben auch danach noch sitzen, denn wenn es etwas war, dass sie liebten, war es Geheimnisse aufzudecken.
«Das war kein Unfall», platze es schliesslich aus George heraus und die ältere Hexe lächelte. «Nein. Aber ich weiss, dass weder Sie, noch ein anderer Schüler mich verraten wird.» Sie kraulte die weisse Katze, welche die Drecksarbeit für sie erledigt hatte, hinter den Ohren.
Von da an schwänzten die Zwillinge bis zum verfrühten Ende ihres Schuljahres kein einziges Mal mehr den Verwandlungsunterricht, im Wissen darüber, zu was ihre Hauslehrerin im Stande war.
Und Mary? Nun, weder wurde ihr Verlust betrauert, noch ihr Verschwinden untersucht. Denn wie auch die Gryffindors behaupteten auch die Slytherins, dass die junge Hexe gar nie zum Verwandlungsunterricht erschienen sei und so galt sie als verschollen- verschollen, aber nicht vermisst.