Du bist ein Schiff.
Du bist ein Schiff auf dem Meer. Die Wellen sind laut und hoch und tosen umher. Es kostet dich Kraft, Angst und Mut, doch du siehst den Hafen und weißt, es wird alles gut. Du steuerst darauf zu, schirmst die Augen vor der Sonne ab und fährst und fährst und fährst und fährst und fährst. Doch kommst nicht an. Denn – der Hafen, dein Hafen, der dich gehalten und geschützt hat, repariert und dir Mut macht – ist zerbombt. Zerbombt von… Von Stolz. Von Angst. Von lautem Geschrei und purer ... Arroganz?
Von Missmut und Enttäuschung. Von zerbrochenen Träumen.
Gestrichen war er in allen Farben. In rot und blau und grün. Ein gelber Klecks, damit die Sonne nie untergeht. Er war mal rund, manchmal eckig. Und es… Es war mir auch egal – manchmal war er dreckig. Und verraucht. Immer erfüllt von einem Lachen – das kam aus dem Bauch. Hier konnte ich laut sein und du leise. Und manchmal? Da haben wir getauscht. Und das war okay. Denn… Was ist ein Hafen – ohne Schiff ?
Was bin ich – ohne dich? Du ohne mich? Wir ohne uns? Und du steuerst darauf zu, schirmst die Augen vor der Sonne ab und fährst und fährst und fährst und fährst und fährst – und kommst nicht an. Denn – der Hafen, dein Hafen – ist zerbombt. Du siehst ihn aus der Ferne in Trümmern. Und mit jeder Meile, die du ihm näher kommst, zerbrichst auch du. Denn – was ist ein Schiff ohne Hafen? Ist wie Sommer ohne Licht, ist wie Winter ohne Schnee, ist wie ein Zoo ohne Tiere, ist wie ein Morgen ohne Kaffee.
Das ist – wie du ohne mich. Wie ich ohne dich. Wie wir ohne uns. So fahr ich also auf dich zu… Und sehe lauter kleine Einzelteile und für jedes weiß ich seinen Platz. Und ich sammel sie auf, halt sie – so fest – in der Hand. Und ich - verspreche es, ich kann das kleben, wenn du mich nur lässt. Ich werde jedes Teil wieder an seinen Platz setzen und dann mixen wir die Farben durch, denn dann bist du kunterbunt – und ich wieder glücklich.
Denn, was ist ein Hafen ohne Schiff? Was bin ich ohne dich, du ohne mich? Und wir ohne uns? Sind wir dann nichts?
Nichts will ich nicht sein und nichts ist nicht richtig. Ich brauche dich und du mich und wir uns und würdest du kurz warten und mich dir helfen lassen, dann wäre uns beiden geholfen. Aber du liegst da und allein kann ich dich nicht kleben, kann dich nicht wieder beleben, dir Mut, Kraft und Stärke geben.
Ich brauche meinen Hafen und du dein Schiff – denn von nichts kommt nichts und wir leben nicht um nichts zu kriegen. Also gib dir den Ruck und lass mich dich kleben. Es war noch nie unsere Art am Boden zu liegen. Du bist der Hafen und ich bin das Schiff. Ich brauche dich und du brauchst mich. Wir brauchen uns doch. Ohne Hafen – kein Schiff. Ohne dich – will ich nicht. Ich will auf dich zu steuern die Augen vor der Sonne abschirmen und fahren und fahren und fahren und fahren und… Ankommen.