Der Zug bremste schließlich. Phoebe hob den Kopf und suchte nach einem Hinweis auf ihre Umgebung. Es war inzwischen Nachmittag, und langsam wurde es dunkel. Versteckt auf dem Dach hatte sie mit Nadja mehrere Bahnhöfe durchquert. Jetzt jedoch richtete Nadja sich auf Ellbogen und Knie auf. Ihre Kleidung war vom Dach des Zuges dunkelgrau verfärbt.
"Steigen wir aus?", fragte die Frau Phoebe.
"J-ja", klapperte sie mit den Zähnen. Sie wünschte sich, sie hätte im Zug mehr Zeit gehabt. Von ihrem ganzen Gepäck hatte sie nur die Kleidung am Leib mitgenommen, dazu ihr letztes Geld, den MP3-Player samt Ladebox und ihr Medaillon. Jetzt war ihr kalt.
"Gut. Wir suchen uns ein Restaurant und wärmen uns erst mal auf."
"N-nein, schon g-gut!", wollte Phoebe ablehnen, doch Nadja robbte bereits zum Rand, während der Zug langsamer wurde - zu dem Rand, der auf der den Schienen zugewandten Seite lag. Aufmerksam sah die Frau in beide Richtungen, bevor sie sich aufsetzte und die Beine über den Rand gleiten ließ: "Kommst du?"
Phoebe kroch ihr hinterher. Nadja sprang und landete zwischen den grauen Kieseln. Am Bahnsteig war Niemand, der sie beobachtete. Sogar der Zug schien ziemlich leer zu sein. Phoebe rutschte an den Rand und schluckt, als sie in die Tiefe sah.
Nadja winkte: "Los!"
Nachdem sie einmal tief durchgeatmet hatte, ließ sich Phoebe fallen. Sie traf hart auf den Boden und knickte sofort um, doch Nadja hielt sie am Arm fest. Ein stechender Schmerz zuckte durch Phoebes Knöchel: "Mist!"
"Komm", zischte Nadja und zog Phoebe über die Schienen, um auf der anderen Seite auf den Bahnsteig zu klettern und Phoebe hinter sich hoch zu ziehen.
"Hey!", rief eine ferne Stimme. Phoebe sah auf und erkannte einen Polizist, der sie entdeckt hatte.
"Und jetzt?", fragte sie Nadja nervös.
"Jetzt laufen wir!", sagte Nadja und zog Phoebe mit sich.