Die Schmerzen machten sie langsam. Trotzdem biss Phoebe die Zähne aufeinander und humpelte hinter Nadja her. Vom Bahnhof runter, in Seitengassen, in ein kleines Wäldchen. Irgendwann gab der Polizist offenbar die Verfolgung auf,
"Hat er uns nicht erkannt?", fragte Phoebe keuchend, die solches Glück nicht glauben konnte.
Nadja zuckte mit den Schultern: "Das, oder er ruft Verstärkung. So oder so, was willst du essen?"
"Äh - weiß nicht", sagte Phoebe und dachte an das besorgniserregend schmale Portemonnaie in ihrer Tasche.
"Asiatisch? ich kenne einen guten Laden in der Stadt", sagte Nadja.
"Aber die Polizei! Und - das ist viel zu teuer!", protestierte Phoebe.
"Ich lade dich ein. Geld ist nicht gerade mein Problem", sagte Nadja lachend: "Und die Polizei wird sicher nicht damit rechnen, dass wir gemütlich essen gehen. Du wirst sehen, alles, was es braucht, um unsichtbar zu sein, ist ein sauberes Gesicht!"
Phoebe schluckte und ließ sich von Nadja weiter ziehen. Sie kamen in einen kleinen Park mit Brunnen, wo Nadja sich ihr Gesicht und die Hände wusch. Dann öffnete sie ihre Tasche und suchte sich ein wenig Kleidung heraus, die erstaunlich sauber war. Phoebe stand unsicher daneben, bis Nadja ihr ein dunkelblaues Kleid in die Arme drückte: "Das müsste dir passen. Probier's mal an!"
"Aber -"
"Kein Aber! Du hast meinetwegen alles verloren, da muss ich mich revanchieren."
"Oh", machte Phoebe. Es beruhigte sie ungemein, dass Nadja ihre Großzügigkeit offenbar als Schuld ansah. Phoebe hasste es, von anderen Menschen etwas anzunehmen. Trotzdem schlich sie ins Gebüsch und zog das Kleid über. Es war ein recht unspektakuläres, halblanges Sommerkleid. Als sie fertig war, brachte Nadja ihr schicke, schwarze Schuhe und eine Strickjacke gegen die Kälte. Kritisch musterte sie Phoebe: "Jetzt müssen wir nur noch was mit deinen Haaren machen."