Der Vorfall wurde mit keinem Wort mehr erwähnt. Trotzdem stand er die nächsten Tage zwischen ihnen, und Phoebe konnte Nadja nicht mehr ansehen.
Allerdings konnte sie auch nicht mehr schlafen, weil sie es nicht vergessen konnte. Sie empfand nichts für diese Frau als Freundschaft. Ja, es war eine gute Freundschaft. Die beste, die sie seit Jahren gehabt hatte.
Fast wie ihr Verhältnis zu Cat, aber das war ihre Schwester gewesen.
Es war alles so falsch. Dazu kam, dass sie sich geschworen hatte, keine Gefühle mehr zu haben. Sie schloss alles in ihrem Herzen ein, jede Regung, jede Hoffnung.
Sie war ein Stein, etwas anderes wollte sie nicht sein. Sie hatte sich schon einmal verletzlich gemacht. Den Fehler würde sie nicht wiederholen.
Vermutlich würde sie eine zweite Enttäuschung dieser Art nicht überleben.
Und dennoch: Es blieb sie Erinnerung von Nadjas warmen Lippen. Phoebe leckte ihre Lippen öfter als sonst. Wenn Nadja so schwieg, ihr die Schulter zudrehte und sie nicht ansah, kam ihr ihre Freundin ganz verändert vor.
Freundin. Wie wäre es, wenn Nadja mehr wäre? Dann wäre diese Frau ein Schwachpunkt von Phoebe. Das durfte sie nicht zulassen. Sie fühlte nichts. Überhaupt nichts. Niemals.
Und doch. Und doch!
"Wenn ich ein normales Mädchen wäre, Nadja. Dann vielleicht doch. Aber nicht so. Nicht nach dem, was ich erlebt habe. Ich - ich kann das nicht."
Sie gestand er der Frau nie, nur ihrem Spiegelbild in einer heruntergekommenen Toilette. Sie würde eines Tages ausreisen und Nadja danach nie wiedersehen. Bis dahin machten sie beide das Beste aus der Situation.
Und vergaßen schon einmal, wie zur Übung.