Blut. Phoebe musste ehrlich sagen, dass sie Blut hasste. Es jetzt auf ihren Händen zu sehen, weckte grausame Erinnerungen.
Cat. Das Blut, das überall gewesen war. Und der Blick in diesen Augen. Gebrochen. Für immer.
Phoebe riss sich zusammen. Nadja würde nicht sterben, auch wenn irgendein Vollpfoten in der Menge ziellos mit seinem Messer auf sie eingestochen hatte. Sie saßen in einem Keller, und im Licht einer Taschenlampe verband Phoebe sorgsam die Wunde.
Ja, Nadja hatte ihr Hemd ausziehen müssen, das jetzt als blutiger Fetzen neben ihnen lag. Die Frau zitterte und versteckte ihre Brüste unter den Armen. Das Ganze war verrückt, fand Phoebe. Unerträglich verrückt.
Aber sie konzentrierte sich auf die Wunde. In ihrem Kopf tobten tausend Gedanken, und kein einziger fand den Weg an die Oberfläche ihres Bewusstseins, bis sie den Stoff zusammen knotete, der Nadja verband.
„Danke.“
„Kein Problem“, sagte Phoebe.
Sie schwiegen eine Weile, dann sagte Phoebe: „Ich – ich möchte mich entschuldigen.“
„Wofür?“
„Naja, für damals, auf dem Dach. Ich habe überreagiert.“
Nadja schnaubte schwach: „Das ist doch meine Schuld. Ich habe dich vollkommen überrumpelt. Ich bin direkt davon“, sie räusperte sich mit belegter Stimme: „Davon ausgegangen, dass du es genauso siehst.“
Phoebe musste wegsehen: „Nadja. Ich weiß nicht, was ich fühle. Ich habe mir vorgenommen, niemals mehr etwas zu fühlen.“
„Das … ist okay. Ich hätte dich fragen sollen.“
Phoebe seufzte. Das war alles so kompliziert. Was sollte sie jetzt tun? Wie verhielt man sich in dieser Situation?
„Ich … ich mag dich, Nadja, echt. Nur – nicht so. Ich bin“, sie seufzte: „Ich weiß nicht, was ich bin. Ich bin Phoebe. Und da ist kein Platz für noch jemanden, wenigstens jetzt noch nicht. Da ist nur … ein Loch.“
Nadja hob den Blick. Sie ahnte wohl, was jetzt kommen würde.
Ein Vertrauensbeweis. Zwar kein Kuss, doch das Persönlichste, zu dem Phoebe fähig war: Ihre Geschichte.