„Jetzt wird es spannend“, flüsterte Nadja, als der Müllwagen fort rollte und die Straße damit leer war. Bisher hatte Phoebe auf ihrem MP3-Player „City“ von Hollywood Undead gehört – passenderweise – und einen unschuldigen Teenager gespielt, doch als Nadja neben ihr auftauchte, schaltete sie die Musik aus.
„This City looks so pretty, do you wanna burn it with-“
„Geht es los?“
„Ja. Leise.“
Sie schlichen vor die Tür. Nadja befestigte den ersten Sprengsatz.
„Zurück!“
Phoebe wich zurück. Der Knall hallte in der Straße wieder und Hitze schlug ihr ins Gesicht. Das Schloss der Glastür war geschmolzen und Nadja konnte die Tür auftreten. Sie huschte sofort zu dem Bankautomaten und brachte dort einen Sprengsatz an: „Halt Ausschau, ja?“
„Hmm“, machte Phoebe, der noch die Ohren klingelten. Unmöglich, dass der Knall unbemerkt geblieben war. Irgendwo öffnete sich ein Fenster: „Scheiße.“
„Bleib ruhig“, kam es von Nadja, dann ertönte ein weiterer Knall: „Jetzt die Tasche!“
Phoebe warf die Tasche herüber. Geldscheine flatterten durch die Luft. Der Rauch löste den Feueralarm der Bank aus. Feiner Regen kam aus den Sprinkleranlagen.
Phoebe kniete sich zu Nadja und schaufelte gemeinsam mit ihr Geldscheine in die Tasche. Ihre Finger zitterten. Wer wusste schon, wie viel Zeit ihnen noch blieb? Minuten? Sekunden?
„Das reicht“, zischte Nadja und zerrte den Reißverschluss zu: „Nichts wie weg!“
„Warte!“, sagte Phoebe, teilweise zu ihrer eigenen Überraschung.
„Was?“, erwiderte Nadja ungeduldig.
„Mir ist was klar geworden“, murmelte Phoebe schüchtern: „Für den Fall, das was schief läuft, möchte ich, dass du es weißt.“
„Wovon redest du?“
Phoebe trat vor. Sie hatte nachgedacht. Viel. Lange.
Vielleicht lag ihre Unfähigkeit, längere Beziehungen zu halten, nicht nur an ihr und dem kalten Herz in ihrer Brust.
Sondern daran, dass sie sich auf Jungen konzentriert hatte.
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste Nadja. Nur kurz und flüchtig, weil sie mit solchen Sachen nun wirklich keine Erfahrungen hatte.
Sie wusste nur eines: Kein Mensch hatte sie je so zum Lachen gebracht wie Nadja, kein Mensch hatte ihr so viel gezeigt und so viel bedeutet. Und selbst, wenn es vielleicht keine wahre Liebe war, würde sie der Frau dafür immer dankbar sein. Nadja schmeckte vor allem nach Rauch und dem Regen aus den Sprinkleranlagen.
Aber auch nach dem Abenteuer.
„Du fragst aber auch nicht, was?“, kommentierte Nadja, als Phoebe zurück trat.
„Regel Nummer 1: Sei dreist“, gab Phoebe zurück.
Nadja fasste ihre Hand: „Hat deine Wandlung irgendwas damit zu tun, dass ich jetzt reich bin?“
Phoebe lachte. Genau das mochte sie an Nadja: „Nein. Du warst auch vorher schon reich. Und jetzt lass uns laufen, ja?“