Und dann rannten sie.
Sie hörten noch die Sirenen, während sie durch die Gassen flüchteten. Sie kletterten eine Feuerleiter hoch, huschten durch das Treppenhaus in die Tiefgarage, rannten von deren Ausgang in einen Park, mischten sich unter die Menschen auf einem Weihnachtsmarkt – die Zeit verging auch immer schneller – und stiegen schließlich in einen Fernbus.
Die ganze Zeit schwiegen sie und tauschten nur verschworene Blicke. Phoebe fühlte sich wie berauscht. Und das lag nicht nur daran, dass nun nichts mehr zwischen ihr und Nadja stand.
„Warum hast du dich eigentlich umentschieden?“, flüsterte Nadja ihr zu, als sie die Stadtgrenze soeben verließen.
Phoebe zuckte mit den Schultern: „ich mag dich. Und, naja, die Idee, dich länger zu ertragen, scheint mir nicht so schlimm. Ich meine – wo soll ich sonst hin? Und wer wartet schon auf mich?“
Nadja lächelte: „Danke, Phoebe..“
Aber Phoebe war sich sicher, Nadjas Enttäuschung zu hören. Die Frau empfand offenbar sehr viel mehr als nur ein Warum nicht?. Aber Phoebe war nicht so weit, sich fallen zu lassen.
„Nadja? Ich glaube nicht, dass ich schon bereit bin, mehr zu tun. Wenn du verstehst. Ich brauche Zeit. Aber – aber ich würde es gerne probieren.“
„Ja. Ja, natürlich. Lass dir Zeit, Phoebe.“
Nadja lächelte wieder, und dann kehrte Phoebes gute, alte Freundin zurück, die fröhliche Nadja: „Lass uns lieber überlegen, wo wir untertauchen wollen.“
„Australien?“
„Nein! Erst kommen wir noch nicht aus dem Land, das ist dir schon klar, oder?“
Phoebe seufzte: „Wie lange müssen wir denn warten?“
„Hm – bis Februar? Du wolltest doch Zeit!“
„Haha.“
„Also?“
„Gut. Warten wir bis Februar. Und wenn wieder irgendwelche Idioten Dinge in die Luft fliegen lassen wollen, bringe ich sie persönlich um!“
„Phoebe!“, zischte Nadja: „Das ist ziemlich unsensibel.“
„Ich bin nicht sensibel“, sagte Phoebe: „Wenn diese Leute sich in mein Leben einmischen, dann werden sie das bereuen.“
Nadja schüttelte nur schweigend den Kopf.