Sie wurden erwartet. Knapp hinter der Grenze fuhren recht auffällig mehrere Polizeiwagen vor. Nadja tat zuerst, als würde sie es nicht bemerkten, bis klar wurde, dass die Autos auf sie zu hielten. Sie bremste aus.
„Fuck“, sagte Phoebe: „Fuck, Fuck, Fuck!“
„Festhalten!“, warnte Nadja, ließ den Motor aufheulen und gab Gas.
Phoebe krallte sich in die Lederjacke, die Nadja übergeworfen hatte. Das Motorrad schlingerte auf der Straße. Fast hätte Nadja sie beide noch umgebracht, denn einen Moment verlor sie die Kontrolle. Mit kreischenden Sirenen folgten ihnen die Polizeiwagen. Vor ihnen lag nur eine weite, breite Straße. Nadja beschleunigte. Phoebe blieb selbst mit dem Helm die Luft weg. Es wurde noch kälter. Die Landschaft rauschte vorbei, und die Verfolger schlossen dennoch auf.
Nadja legte sich in eine Kurve. Phoebe sah den Boden, der ihr erschreckend nah kam. Sie drifteten, richteten sich zum Glück wieder auf und fuhren weiter. Die Straße unter den Reifen war nass und rutschig. Phoebe schloss in Gedanken mit ihrem Leben ab. Aber wenigstens würde sie frei sein, wenn sie starb.
Dann tauchten plötzlich auch Wagen vor ihnen auf, die sich quer über die Straße stellten. Phoebe hörte Nadja fluchen, obwohl die Worte vom Wind mitgerissen wurden. Die Frau überlegte, dann riss sie das Lenkrad herum.
Das Motorrad stellte sich schräg und rutschte über die Straße. Phoebe traf auf den Asphalt und verlor die Orientierung. Schläge erschütterten ihren Körper und schleuderten sie herum. Sie rollte über den Asphalt und kam keuchend zum Liegen. Ihr Kopf schmerzte. Sie hatte das Gefühl, sich mindestens die Hälfte aller Knochen gebrochen zu haben. Am Schlimmsten war der Schmerz in ihrer Hüfte.
Sie richtete sich leicht auf: „Nadja?“
Alles, was ihr antwortete, waren Gewehrläufe, die auf sie gerichtet wurden.
Sie war festgenommen.