„Dir ist klar, dass uns jetzt die Spezialeinheit sucht?“, fragte Nadja, während sie sich an dem Feuer in der Regentonne wärmte.
„Na und?“, brummte Phoebe und fuhr fort, die gestohlenen Apfelsinen zu schälen: „Sollen sie doch. Wir sind eh besser als die!“
„Na, ich weiß nicht“, tat Nadja ihre Zweifel kund.
Sie saß noch immer im Rollstuhl. Es würde eine Weile dauern, bis sie wieder gehen konnte, hätte sie Phoebe gesagt.
Wenn sie wieder würde gehen können.
„Nix da“, hatte Phoebe gesagt: „Wir machen deine Reha, und dann springst du wieder von Zugdächern!“
Ihr Essen war eine Dosensuppe, zu der sie sich eine Apfelsine teilten. Sie hatten wirklich nichts mehr. Nur einander, eine Packung Streichhölzer und Phoebes Medaillon.
Trotzdem war Phoebe glücklich. Selbst, wenn sie ihre Freundin halten musste, während diese sich erleichterte, oder mit ihr täglich übte, aufzustehen und sich wieder hinzusetzen, und die Füße zu drehen. Es war immer noch perfekt. So viel besser als früher, mochte sie fast sagen.
Sie war fertig und stand auf, um die Suppe vom Feuer zu holen, die auf einem alten Gitter gekocht hatte.
„Abendessen!“
Auf einer vermoderten Kiste sitzend reichte sie Nadja die Suppe und einen alten Plastiklöffel. Nadja aß langsam, verbrannte sich aber trotzdem die Lippen. Aber der Hüfte abwärts hatte sie jedes Gefühl verloren, weshalb sie die Dose dort abstellte.
Phoebe kaute auf den Apfelsinenstücken: „Was ist dir passiert?“
„Mir? Ich wurde gesund gepflegt und sollte dann vors Gericht“, murmelte Nadja.
„Dann kam ich in letzter Sekunde?“
„Mehr oder weniger.“
„Ha! Ich bin eine Superheldin.“
Inzwischen musste Phoebe die Fröhliche von ihnen sein. Aber Nadja wieder gefunden zu haben, machte ihr diese Aufgabe leicht.
Nadja lächelte schwach: „Super-Phoebe!“
„Die Rächerin aus der Gosse!“, schlug Phoebe vor.
„Nein, ich hab's! Phoenix!“
Phoebe lächelte: „Das war sogar ein Grund dafür, warum ich diesen Namen gewählt habe.“
„Du bist ja auch ein Phönix“, flüsterte Nadja: „Mein strahlender, feuriger, unsterblicher Engel.“
„Wer ist denn hier aus der Asche zurückgekehrt?“, fragte Phoebe abwehrend.
„Ich. Und ich habe nicht vergessen, warum.“
„Warum denn?“, Phoebe wollte das Gespräch in einer andere Richtung lenken.
„Weil du mir was gesagt hast. Sonst hätte ich aufgegeben.“
Und Phoebe konnte nichts tun, als aufstehen und Nadja zu küssen.