Einleitung
Der Gumyōchō (共命鳥), auch Kyōmeichō, ist ein vogelartiger Yōkai mit indischen Wurzeln. Zu deutsch bedeutet sein Name so viel wie Miteinander verbunden lebende Vögel, was ein sehr treffender Name ist.
Merkmale
Der Gumyōchō ist ein überaus schöner und zweiköpfiger Vogel, er ist vergleichbar mit einem sehr schönen bzw. gläzenden Fasan und ähnlich farbenfroh. Aber auch als zwei braune verbundene Wachteln wird der Vogel gezeigt. Gelegentlich wird der Vogel mit zwei Menschenköpfen dargestellt, Vogelkopfdarstellungen überwiegen aber. Die Stimme des Vogels soll ausgesprochen schön sein, da er doppelköpfig ist, kann man von einem möglichen Chorgesang ausgehen. Die Melodie klingt dabei wie die Heiligen Schriften des Buddhismus. Er und die anderen himmlischen Vögel singen die Heiligen Schriften im Nirvana, es heißt, wer den Gesang hören würde, würde sofortige Erleuchtung erlangen.
Vorkommen
Ihr Vorkommen soll sich auf Gokuraku jōdo, das Reich des Paradieses, das von Amida Buddha (skr. Amitābha अमिताभ („Buddha des unermesslichen Lichtglanzes“) geschaffen wurde, beschränken. Dieser Ort entspricht einer idealen Welt und gilt als Ort der Wünsche und bietet auch eine Fluchtmöglichkeit vor den Ängsten und Widrigkeiten des Alltags. Der Ort ist durchzogen von spirituellen Weisheiten und steht unter dem Schutz des Amida Buddha. Die Gumyōchō ist zudem eine von sechs Vogelarten, welche angeblich das Nirvana bewohnen, des weiteren zählen hier weiße Schwäne, Pfauen, Papageien, Beos (Gracula religiosa; auch Mynah genannt und zu den Staren zählend) und die ebenfalls mythologischen Karyōbinga (auch Kalaviṅka).
Lebensweise
Ernährung
Der Vogel ernährt sich ausschließlich von pflanzlicher Kost, bevorzugt sind Früchte und Beeren.
Verhalten
Die Köpfe haben in einem früheren Leben antagonistisch agiert, während sie nach der Erleuchtung symbiotisch agierten. Über die Verhaltensweise ist nur wenig bekannt, man kann aber annehmen, dass das Verhalten des Gumyōchō's dem eines Fasans oder vergleichbaren Hühnervögeln, wie Wachteln oder Pfauen ähnlich ist. Daher dürfte der Vogel eierlegend sein, da aufgrund des zusammenwuchs bereits zwei Köpfe mit individuellem Charakter aneinander gebunden sind, ist unklar, ob dies eine Auswirkung auf die bei indischen Fasanarten häufige paarweise Lebensweise Einfluss nimmt.
Kulturelle Bedeutung
Sie werden oft als Schmuck auf buddhistischen Tempeln verwendet. Ihre Geschichte ist ein Gleichnis für die gegenseitige Abhängigkeit aller Menschen voneinander.
Legende
Vor langer Zeit lebte ein Gumyōchō in den schneebedeckten Bergen Indiens. Er hatte zwei Köpfe und doch nur einen Körper. Einer der Köpfe hieß Karuda, und der andere Kopf hieß Upakaruda. Die beiden Köpfe des Vogels hatten unterschiedliche Persönlichkeiten und Wünsche. Wenn ein Kopf schläfrig war, wollte der andere spielen. Wenn ein Kopf hungrig war, wollte sich der andere ausruhen. Schließlich fingen die beiden Köpfe an, sich gegenseitig zu verärgern.
Eines Tages, als Upakaruda schlief, genoss Karuda köstliche Früchte und Blumen, bis er gefüllt war und nicht mehr essen konnte. Als Upakaruda aufwachte, wollte er auch essen, aber er war schon voll, weil sie sich einen Magen teilten. Er konnte nichts von dem Essen genießen. Upakaruda beschloss, Karuda zu bestrafen. Während Karuda schlief, fand Upakaruda einen Baum mit giftigen Früchten. Da sie sich einen Magen teilten, aß Upakaruda die Frucht, um Karuda krankzumachen. Als Karuda aufwachte, hatte das Gift bereits Wirkung gezeigt. Karuda wand sich und litt, bis er seinen Qualen endlich erlag. Natürlich, weil sie einen Körper teilten, wurde Upakaruda auch krank, brach ebenfalls vor Qual zusammen und starb genauso wie Karuda.
Kurz vor seinem Tod erkannte Upakaruda, wie dumm er gewesen war. Während er seinem anderen Kopf etwas übel nahm, konnte er nicht erkennen, dass sein eigenes Leben davon abhing. Trotzdem verletzte er sich selbst, indem er seinen anderen Kopf verletzte. Als er dies erkannte, eröffnete sich ihm eines der Kernprinzipien des Buddhismus: Die Verbundenheit. Die Vögel wurden erleuchtet und im Nirvana in Ihrer altbekannten Gestalt wiedergeboren.
Möglicher Ursprung
Gumyōchō stammen aus der Kosmologie des Gokuraku jōdo (Reinland) Buddhismus. Sie wurden im sechsten Jahrhundert zusammen mit dem Buddhismus in Japan eingeführt. nach Japan gebracht.
Quellen
https://www.univie.ac.at/rel_jap/kami/Amida
https://www.ctworld.org.tw/sutra_stories/story057.htm
Verborgene Pfade