Einleitung
Der Karyōbinga (迦陵頻伽), auch Kalaviṅka, ist ein vogelartiger Yōkai mit indischen Wurzeln. Sein Name stammt aus dem Sanskrit (कलविङ्क) und wurde so in phonetischer Lesart in andere Sprachen übernommen. Im Japanischen existieren Synonyme dieses Fabelwesens, welche aber mehr als Titel zu verstehen sind. Hier wird der Vogel als myōonchō (妙音鳥) bzw. kōonchō (好音鳥) betitelt, was ihn als "Exquisit klingenden Vogel" oder "Gut klingenden Vogel" beschreibt, ein direkter Verweis auf den wunderschönen Gesang des Fabelwesens.
Merkmale
Karyōbinga sind himmlische Wesen aus der buddhistischen Kosmologie. Sie haben den Kopf und die Arme eines Bodhisattva (Kopf und Arme erscheinen also menschenähnlich, sind aber göttlich), den Körper eines Vogels und lange, fließende Schwanzfedern, die denen eines Fenghuang ähneln, also ebenfalls auf die 5 Elemente-Lehre verweisen, was ihre magische Kräfte unterstreicht. Karyōbinga besitzt Stimmen von unvergleichlicher Schönheit. Sie singen von den Heiligen Schriftenund den Worten der Buddhas. Außerdem können sie himmlische Musikinstrumente spielen.
Sie werden in der ostasiatischen religiösen Kunst die Kalaviṅka oft mit der Kinnara verwechselt, diese ist ebenfalls eine halb menschliche halb Vogel Kreatur. Hat aber tatsächlich nichts mit der Karyōbinga zu tun.
Vorkommen
Ihr Vorkommen soll sich auf den Westen Gokuraku jōdo, das Reich des Paradieses, das von Amida Buddha (skr. Amitābha अमिताभ („Buddha des unermesslichen Lichtglanzes“) geschaffen wurde, beschränken. Dieser Ort entspricht einer idealen Welt und gilt als Ort der Wünsche und bietet auch eine Fluchtmöglichkeit vor den Ängsten und Widrigkeiten des Alltags. Der Ort ist durchzogen von spirituellen Weisheiten und steht unter dem Schutz des Amida Buddha. Der Karyōbinga ist zudem eine von sechs Vogelarten, welche angeblich das Nirvana bewohnen, des Weiteren zählen hier weiße Schwäne, Pfauen, Papageien, Beos (Gracula religiosa; auch Mynah genannt und zu den Staren zählend) und die ebenfalls mythologischen Gumyōchō.
Lebensweise
Ernährung
Die Ernährung des Vogels ist nicht bekannt, da sein Kopf ein Bodhisattva ist, kann man annehmen, dass sie entweder gar nichts essen oder nur kleinste Mengen von pflanzlicher Nahrung zu sich nehmen, wie es alle erleuchteten Wesen des Buddhismus tun.
Verhalten
Sie beginnen zu singen, während sie noch in Ihren Eiern sind, das macht ihre Eier von anderen Fabelwesen gut unterscheidbar. Nach dem Schlupf beginnen sie zu tanzen und spielen bald auch auf himmlischen Musikinstrumenten.
Kulturelle Bedeutung
Sie werden in der Regel in der Malerei und Skulptur als Symbole des Paradieses und der Worte des Buddhas verwendet. Sie sollen daran erinnern, dass man, indem man ein heiliges Leben führt, nach dem Tod in Gokuraku jōdo, also dem Paradies, wiedergeboren werden kann. Praktizierende des Gokuraku jōdo (Reinland-)Buddhismus machen das Erreichen dieses Paradieses zu ihrem Ziel.
Möglicher Ursprung
Karyōbinga stammen aus der indischen Mythologie. Sie stammen aus buddhistischen Schriften, die von China nach Japan gebracht wurden. Ein Unterschied zwischen den indischen und den japanischen Vertretern ist nicht wirklich festzumachen.
Quellen
Schafer, Edward H. (1963). The Golden Peaches of Samarkand: A Study of Tʻang Exotics. University of California Press. p. 103.
https://www.univie.ac.at/rel_jap/kami/Amida
Verborgene Pfade