Es ist kalt. Nicht kalt im Sinne von man zieht sich eine Jacke an, sondern es ist richtig kalt. Die eisige Temperatur kriecht der Protagonistin der Geschichte bis in die Knochen. Ihre Zähne klappern unentwegt und sie zieht die dünne Weste, die sie fand, enger um ihren Körper. Auf völligem Entzug wankt sie durch die Gassen in einer dunklen Nacht. Ihr rotes gelocktes Haar steht ihr Kraus zu Berge und ihre Spitze Nase trieft. Sie zittert. Zittert als würde sie ständig in eine Steckdose greifen. Da erblickt sie etwas. Ein Klavier, das völlig verlassen wie sie selbst am Ende einer Sackgasse steht. Mit Grafitti besprüht steht es da völlig fehl am Platz und doch scheint es dorthin zu gehören. Das Mädchen schwankt zu dem Intstument hinüber. Ihre Füße überkreuzen sich permanent und sie ist einige Male kurz davor zu fallen. Angekommen bei dem Klavier, nimmt sie sich eine alte Schachtel, die achtlos in eine Ecke geworfen wurde und setzt sich gegenüber hin. So sitzt sie da. Minute für Minute vergeht, wo sie nur dasitzt. Zitternd und einsam. Sie bewegt ihre Hand langsam in Richtung der Tasten. Kurz vor dem hinunter drücken einer von ihnen hält sie inne. Betrachtet ihre blasse dünne Hand. Ihr Blick wandert ihren Arm hinauf. Bis zu der Stelle wo die Weste zerstochen ist. Genau in der Armbeuge. Und sie weiß das unter diesen Rissen Narben sind. Narben die sie nicht sehen will. Narben für die sie sich schämt. Ihr blickt wandert wieder zu ihren Fingern und zurück zum Klavier. Und einfach so beginnt sie zu spielen. Die Kälte weicht aus ihrem Körper und all die Schmerzen, die sie erleiden musste verschwinden einfach. Sie ist umgeben von wunderschöner Musik. Und um sie herum scheint es heller zu werden. Sie ist umgeben von goldenem Licht. Ihre Finger flitzen sanft über die Tasten. Plötzlich greift eine Hand nach ihr und zieht sie mit an einen Ort, wo sie spielt bis in alle Ewigkeit.
Am nächsten Morgen wird das Mädchen tot neben dem Klavier aufgefunden. Ärzte diagnostizieren eine Überdosis. Niemand weiß wer sie ist. Niemand kennt ihren Namen. Aber die Menschen die sie fanden, sagten, dass dieses Mädchen mit Freude im Herzen starb. Das sahen sie an dem leichten Lächeln in ihrem Gesicht.