»HEUREKA!«, brüllte Riley durch den Korridor, gerade als Phobos die Feder auf das Pergament gesetzt hatte. Die Tür zu seinem Arbeitszimmer stand offen und so fuhr nicht nur der Schrei, sondern auch der Schreck durch die Glieder des Vampirs. Der Gänsefederkiel in seiner Hand machte einen ausladenden Bogen über das zuvor unberührt weiße Schreibmaterial und splitterte dann, was Tintenkleckse nicht nur auf Phobos’ Fingern hinterließ.
Gestresst schloss der Unsterbliche einen Moment die Augen und warf den kaputten Kiel in den Mülleimer. Es wurde wohl allmählich Zeit, diese antiquierten Materialien nicht mehr zu verwenden und die Zeichenfeder zu nehmen, die Riley aus seiner Heimat mitgebracht hatte. Die hatte eine Stahlmine und würde nicht brechen, egal wie sehr der junge Vampir seinen Gefährten auch erschreckte.
Sich murrend die tintenbefleckten Finger an seinem schwarzen Hausmantel abwischend erhob Phobos sich und trat an die Tür. Riley juchzte noch immer irgendwo im Flur. Der Unsterbliche folgte den Geräuschen und dem Rumpeln und fand ihn schließlich in einem der ungenutzten Zimmer, in dem sämtliche Möbel mit Tüchern bedeckt waren, um sie vor Staub zu schützen.
»Was zum Docht machst du hier?«
»Hahaaaa«, drang Rileys Antwort dumpf aus dem begehbaren Kleiderschrank heraus, bevor er selbst zum Vorschein kam und grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Ich hab den Weihnachtsschmuck gefunden!«
Phobos zog eine Braue hoch. »Hier?«
»Ja. Verrückt, oder? Die ganzen Kisten stehen hier im Schrank, fein säuberlich gestapelt und beschriftet.«
»Man sollte meinen, wir hätten Speicher und Kellerräume dafür, damit das Zeug eben nicht in Schlafzimmern landet, aber gut ...«
Riley hibbelte und die Energie, die er ausstrahlte, machte den anderen Unsterblichen spürbar nervös.
»Du ... willst gleich jetzt zu schmücken anfangen?«
Der junge Vampir grinste noch breiter und nickte energisch.
»Warum nur fühle ich mich gerade so verdammt müde«, murmelte Phobos, rieb sich über das Gesicht und seufzte.
»Sei’ nicht so ein Grinch. Komm, hilf’ mir tragen. Arbeiten kannst du auch später noch.«