Erschöpft ließ sich Phobos am frühen Abend auf das Sofa im Salon fallen und streckte die Beine aus. Er murrte, als er die Zehen bewegte und fühlte seinen Rücken ziehen. Dass Vampire ihr Alter nicht spürten, war ein infamer Mythos.
Seit Riley die verschollenen Kisten mit dem Flitterkram gefunden hatte, hatten die beiden unermüdlich geschmückt. Das Treppengeländer in der Halle war nun von einer Girlande aus Kiefernzweigen umwunden, in die rote Bänder geflochten waren. Funkelnde Geschmeide aus vielfarbigen Glaskugeln hingen in den Bogengängen, jedes noch so kleine Tischchen und jede Kommode war mit Weihnachtstischdecken und Gestecken aus Tannenzweigen und -zapfen versehen worden und überall leuchteten Lichterketten in den verschiedensten Farben.
Der Salon war da keine Ausnahme. Die raumhohen Fenster erstrahlten ebenfalls durch die angebrachten goldenen Glitzersterne und die winzigen Lichter, die feine blutrote Decke auf dem langen Tisch hatte ein Weihnachtsmuster und ein großer Kranz mit vier dicken Kerzen stand in dessen Mitte. Nicht zu vergessen die Figürchen und Figurinen des Weihnachtsmannes, seiner Rentiere, diverser Schneemänner und Engel. Es war, als hätte sich die Werkstatt von Santa Claus erbrochen und alles verteilt.
»Was denn, kannst du nicht mehr?« Riley kam durch eine Seitentür in den Raum und hielt etwas unter dem Arm.
»Was hast du da? Nicht noch mehr Deko, oder?«
»Oh, das sind Houssen.«
»Was für’n Ding?« Phobos setzte sich auf und sah dabei zu, wie sein Liebster etwas über die Lehne des ersten Stuhls stülpte, das wie eine gigantische Nikolausmütze aussah.
»Oh nein!« Der Vampir sprang auf. „Das ist lächerlich, ich bitte dich!“
Riley zog die Augenbrauen kraus und machte unbeirrt weiter, während Phobos ihm ungläubig dabei zusah. Schließlich, als der junge Unsterbliche fertig war, machte er ein paar Schritte zurück und musterte sein Werk kritisch.
»Hmmm ... nein. Okay, du hast Recht, das ist albern.«
»Oh danke.«
Riley grinste und warf Phobos einen Luftkuss zu, bevor er die Bezüge wieder entfernte. »Vielleicht tu ich die in die Küche. Für die Lakaien.«
»Ich hoffe, du bleibst mit dem Kram aus dem Schlafzimmer raus?«
»Oh? Da habe ich bereits Weihnachtsbettwäsche aufgezogen.«
»Du hast was?«
Mit einem Lachen drehte sich der junge Vampir zu dem anderen um. »Mach’ nicht so ein Gesicht, das war ein Scherz! Dekofreie Zone dort und im Arbeitszimmer, wie du es wolltest.«
»Na dem Himmel sei Dank.«
»Ah, dank ihm lieber noch nicht. Wir brauchen immer noch Weihnachtsbäume.«
»Bäume? Mehrzahl?«
Riley sah den Unsterblichen verwundert an. »Ja? Einen für hier, wo wir Arians Geschenke drunter legen können und einen für die Halle. Ich träume von einem richtig großen Ding. Nachdem wir letztes Jahr alles haben schleifen lassen, soll es dieses Jahr richtig sein.«
»Ein richtig großes Ding, ja?« Phobos konnte sich ein dreckiges Grinsen nicht verkneifen, das seinem Mann die Röte ins Gesicht trieb.
»Gott, du bist eine Sau.«
»Sau, ich bin ein Gott. So muss es heißen.«
Riley brach in Gelächter aus, nahm die verschmähten Stuhlhoussen und verkrümelte sich wieder, bevor sie noch in einer wilden Knutscherei auf dem Sofa enden würden.