Arian stand aufrecht in seinem Bettchen und hopste vor sich hin, als Phobos an diesem Morgen zu ihm ins Zimmer kam.
»Nanu, Krümel, du bist ja schon auf. Ich wollte dich gerade wecken.«
»Papa, guck!«, demonstrativ reckte der kleine Junge sich und streckte seinen winzigen Zeigefinger in Richtung des Fensters. Arians Bett stand frei in der Mitte des Raumes, sodass man es bequem von allen Seiten erreichen konnte.
»Was ist denn da?«
»Ganz viel Schneeee!«, juchzte Ari und hopste noch mehr.
»Gefällt dir das?«
Energisch nickte der Kleine und grinste breit, wobei er seine Milchzähnchen zeigte.
»Na dann müssen wir nachher mal nach draußen gehen. Aber erst muss Ari gewaschen werden.«
»Neeeeeiiin!«, tutterte der kleine Junge los und schüttelte den Kopf.
»Nein?«, Phobos zog eine Augenbraue hoch und guckte überrascht, einen Gesichtsausdruck, den das Kleinkind instinktiv imitierte, aber weiter verneinend darauf beharrte, dass es nicht ins Bad wollte.
»Na gut, wenn du nicht gewaschen werden willst, dann können wir nicht nach draußen gehen. Weißt du, da ist es nämlich kalt. Aber Papa hat einen verzauberten Lappen und wenn er dir damit das Gesicht wäscht, dann musst du nicht frieren und kannst im Schnee spielen.«
Der Vampir musterte seinen Sohn weiter mit ernstem Gesicht, als würde jedes seiner Worte die nackte Wahrheit sein und er konnte erkennen, wie es in Arians Köpfchen arbeitete. Er wollte unbedingt draußen spielen, aber er mochte die tägliche Prozedur mit Waschlappen und Zahnbürstchen nicht so gern.
»Ari will einen Schneemann bauen«, murrte der Kleine.
»Also waschen?«
Arian zog ein Schippchen, als Phobos ihn aus dem Bett hob.
»Der übliche morgendliche Kampf mit der Zahnbürste?«, lachte Riley, als sie eine Stunde später draußen in einem der Innenhöfe waren, wo die Lakaien den Schnee nicht geräumt hatten. Sie saßen außen auf einer der Treppenstufen, während Arian, verpackt in einen warmen Eskimoanzug und das Gesicht dick eingecremt, durch die zentimeterhohe weiße Masse krabbelte, die es ihm sogar erlaubte, immer wieder mal einige Schritte zu laufen, bevor er wieder hinplumpste. Dichte Flocken trudelten aus dem eisgrauen Himmel herab.
»Ja«, schmunzelte der Unsterbliche und beobachtete ihren Sohn, der schließlich sitzen blieb und versuchte, mit seinen dicken Handschuhen Schneebälle zu formen. Sie hinterher zu essen, machte allerdings noch mehr Spaß.
»Papa und Daddy sollen einen Schneemann mit Ari bauen«, jammerte er nach einer Weile und machte sich lang, aus Protest darüber, dass seine Väter nur herumsaßen. Er strampelte und drosch mit seinen Stiefelchen auf die Masse ein.
»Oh weh«, die Vampire sahen einander an und prusteten in ihre wollenen Schals. »erfüllen wir ihm den Wunsch, bevor er so laut zu schreien anfängt, dass in den Bergen Lawinen abgehen.«