»Erstaunlich«, murmelte Riley und blickte in den Himmel, »hier ist nicht eine Schneeflocke gefallen.«
Das Katzenkopfsteinpflaster, über das sie spazierten, war in der Tat zwar feucht, aber für die weiße Pracht war es hier, in Belletristicas Handelszentrum im Süden des Landes, zu warm. Bücherstadt erfreute sich an den milden Winden des südlichen Ozeans, die die Temperaturen zwar absinken ließen, aber niemals an die des Nordens heranbringen konnten.
Doch das hinderte die Menschen nicht daran, sich überschwänglich auf die Weihnachtszeit einzuschießen. Die Geschäfte auf der altertümlich und gemütlich wirkenden Einkaufsstraße waren überladen mit rot-goldener oder blau-silberner Dekoration, Tannenzweige schmückten die Auslagen, blinkende und bunte Lichter belebten alles und wann immer sich eine Tür zu einem der Läden öffnete, drang weihnachtliche Musik daraus hervor.
Die Menschen eilten geschäftig oder schlenderten gemütlich, jeder in seinem eigenen Tempo, jeder hielt Ausschau nach dem perfekten Präsent für seine Lieben.
Dies hatte auch Phobos und Riley nach Bücherstadt geführt, vornehmlich, um für Arian Geschenke zu kaufen, aber auch, um etwas von der Atmosphäre der geschmückten Stadt aufsaugen zu können. Bei ihnen im Norden war es doch ziemlich einsam manchmal.
Noch bevor sie ihren Bummel begonnen hatten, waren sie Hand in Hand über den festlich hergerichteten Weihnachtsmarkt geschlendert, der im Zentrum der Stadt, rund um die Statue der Feengöttin Belle, aufgebaut worden war.
Womöglich wären sie dabei gar nicht aufgefallen, wenn sie nicht drei Lakaien im Schlepptau gehabt hätten. Den beiden Vampiren war es jedoch gelungen, sie zu ignorieren und so zu tun, als wären nur sie beide unterwegs.
»Ja, den Menschen hier entgeht etwas«, antwortete Phobos auf die Aussage mit dem fehlenden Schnee. »Aber es hat auch Vorteile. So müssen wir uns nicht durch den Matsch kämpfen.«
Sie und ihre Lakaien waren bereits auf dem Rückweg in das Portalhaus, um von dort aus ins Schattengebirge zurückzukehren. Schnee hin oder her, auch in Bücherstadt war Winter und die Tage waren kurz. Es dämmerte bereits und das Ächzen ihrer Diener wurde immer lauter.
Am Portal angekommen, reihten diese sich auf, um hindurchzugehen, als die Vampire einen Blick über sie wandern ließen und zu prusten begannen.
Die armen Lakaien waren jeder von oben bis unten bepackt mit Tüten und Päckchen, ihre Gesichter waren rot und sie sahen erschöpft aus.
»Meinst du ... wir haben es mit den Weihnachtsgeschenken für Arian etwas übertrieben?«, fragte Phobos zaghaft und Riley rief sich zur Ordnung. Er gluckste noch ein letztes Mal und machte dann ein ernstes Gesicht.
»Nein. Wir haben nur nicht genug Träger mitgebracht.« Der junge Vampir lächelte den Dienern entschuldigend zu und schickte sie zuerst durch das Portal, damit sie ablegen und sich ausruhen konnten.
»Na ich schätze, ich weiß, wer einen dicken Bonus auf sein diesjähriges Weihnachtsgeld bekommt«, schmunzelte Phobos seinen Liebsten an, der nur seine Hand nahm und ebenfalls durch das schimmernde Tor in Richtung Zuhause trat.