»Ist es nicht noch ein bisschen früh?« Phobos musterte Riley, der fest entschlossen vor ihm stand und eine Schaufel in der Hand hatte.
»Warum? Wenn wir die Wurzel ausgraben, hält der Baum locker bis nach den Feiertagen und danach pflanzen wir ihn wieder ein.«
»Du ... willst einen Zweieinhalb-Meter-Riesen ausgraben?«, der Vampir sah sich in der Halle um. Ein Baum dieser Ausmaße musste es schon sein, wenn er in dem Foyer nicht untergehen sollte.
»Klar«, grinste der junge Unsterbliche und erinnerte den Anderen unwillkürlich an eine Comicfigur. So eine, die hüpfte und vibrierte vor Energie.
»Ich schätze, ich kann dich nicht davon überzeugen, einfach eine Axt zu nehmen? Ich meine ... wir holen alle naselang Holz aus den Wäldern, um zu heizen ... und die Stümpfe treiben im Frühjahr wieder aus.«
»Ja, schon, aber ...«
»Okay, pass auf. Für dein ...«, Phobos musste unwillkürlich grinsen, »für dein Riesending nehmen wir eine Schaufel. Um einen so großen und alten Baum ist es schade. Aber fürs Wohnzimmer fällen wir einen jungen, da reicht ein kleiner. Der wird nach Weihnachten eh nach draußen geschafft und zu Brennholz verarbeitet. Deal?«
Riley sah nicht unbedingt überzeugt aus, schmunzelte dann aber. »Du willst unbedingt was kaputthacken, hab ich Recht?«
Der andere Unsterbliche zwinkerte, trat an einen antiken Schrank heran und öffnete ihn. Mit einem leisen Lachen förderte er eine massive Axt hervor und schwang sie geschickt.
»Wann bekomme ich sonst die Gelegenheit, mir die Hände schmutzig zu machen wie ein Mann, wenn nicht beim Fällen eines Baumes oder beim Holzhacken?«
»Na solange du nicht auf die Idee kommst, mit bloßen Händen einen Polarbären zu erwürgen, um mir zu beweisen, wie überaus männlich du bist, soll es mir recht sein.« Riley lachte, legte sich die Schaufel über die Schulter und öffnete das schwere Schlossportal. »Nach dir, du großer starker Mann.«