Schnurrend lehnte sich Riley an den Türrahmen. Der Durchgang führte aus der Küche in einen der kleineren Innenhöfe, über den man auch Zugang zum eigens angelegten Schlosskräutergarten hatte. Dort wurden allerhand Pflanzen in Gewächshäusern gezogen, weil die Höhenluft für das meiste davon zu kalt war. Über eine Pforte in der Mauer war es ein leichtes, in die Wälder zu gelangen. Der schmale Pfad wand sich in die dicht und dunkel stehenden Bäume hinab und über diesen gelangten gefällte Stämme in die Burg, um zu Brennholz verarbeitet zu werden.
Für gewöhnlich war das die Aufgabe einiger besonders kerniger Lakaien, die alle Pflichten übernahmen, die außerhalb des Schlosses anfielen, doch in seltenen Fällen ließ der Hausherr selbst sich nicht nehmen, das Holzhacken selbst zu verrichten.
Vornehmlich dann, wenn die innere Unruhe und eigentlich hochgeschätzte Trägheit dem Vampir zu viel wurde und er dringend Bewegung brauchte.
Phobos bemerkte nicht, dass sein Liebster ihm von der Türe aus zusah, als er die Axt erneut hob und auf den Klotz niedergehen ließ. Das Holz des Stammes splitterte und zerbrach in Stücke, die von einem jungen Lakaien aufgesammelt und gleich ordentlich unter einem Vorbau geschichtet wurden. So ging das eine ganze Weile lang, bis ein Zwei-Meter-Stamm zu handlichen Scheiten verarbeitet worden war. Der Duft des Holzes lag in der kalten Winterluft, die sich für Phobos wohltuend auf der verschwitzten Haut anfühlte. Er wischte sich den feuchten Pony aus der Stirn und straffte den Rücken, als ein erneutes Schnurren ihn auf Riley aufmerksam machte.
»Bist du schon lange da?«
»Oh, eine Weile. Ich muss ja sagen, diese archaische Arbeit steht dir wirklich gut. Verdammt sexy.«
Phobos reichte dem Lakaien die Axt und ging zu dem jungen Vampir an die Tür, wo er stehen blieb und mit einem Schmunzeln auf den etwas kleineren Mann hinunter sah.
»Du solltest mich mal sehen, wenn ich einen Troll ausnehme und bis zu den Ellenbogen in Blut und Eingeweiden stecke.«
Riley zog die Unterlippe zwischen die Zähne und erschauderte sichtlich. »Das sollte mich anwidern, aber das tut es nicht.«
»Was gibt es Weihnachtlicheres als das Schlachten eines Untieres?«, grinste Phobos und hob den Zeigefinger an den Mund seines Liebsten. Dieser schnurrte und ergriff die Hand kurz.
»Nur den Duft nach Holz und Mann und eine heiße Dusche.« Riley machte kehrt, ging ein paar Schritte und drehte sich dann erneut zu dem anderen Unsterblichen um. »Kommst du mit?«