GREGOR
„Sir?“
„Ja, Markus?“
„Der Bürgermeister ist hier und möchte seine Aufwartung machen.“
„Der Bürgermeister?“, wiederhole ich überrascht.
Das ist in der Tat ungewöhnlich. Normalerweise regelt Maria alles Bürokratische.
„Es ist bald Weihnachten, Herr Graf.“
Ach so ja, natürlich.
Die jährliche Betteltour.
Um es klarzustellen – ich habe kein Problem damit, zu spenden. In all den vielen Jahren meiner Existenz konnte ich die Erfahrung machen, dass Reichtum – oder Armut – oft auch mit den Zufällen des Lebens zusammenhängt. Man kann natürlich daraufhin arbeiten und das eine oder andere begünstigen. Aber nicht jeder erntet die Früchte seiner Arbeit, im positiven und negativen Sinne.
Und da das Glück habe, wohlhabend zu sein, kann ich es mir auch durchaus leisten, zu spenden. Und mache das grundsätzlich auch gerne – besonders, wenn ich dadurch anderen helfen kann.
Was mich allerdings ärgert ist, dass ich unseren Bürgermeister immer genau ein Mal in Jahr persönlich sehe. Wenn er mich eben um ein paar Euros erleichtern möchte.
Und das stört mich an den Menschen am meisten – dass sie nur dann an den anderen denken, wenn sie etwas von ihm wollen.