MARKUS
Gregor scheint mir etwas trübsinnig zu sein.
Natürlich bin ich Butler genug, um NICHT nachzufragen. Gut möglich, dass er wieder über seine Viktoria nachdenkt.
Möglicherweise liegt es aber auch an Marias Aktionismus bezüglich Vorweihnachten. Fast täglich backt sie neue Plätzchen. Der gnädige Herr sagt dazu nichts, aber bekommt das sicher mit. Und dann der weihnachtliche Schmuck überall…
Nicht zu vergessen den Weihnachtsbaum.
Ich würde so gerne wissen, was er von all dem hält. Also heute. Von seiner Mutter weiß ich, dass er das als Kind alles sehr mochte. Aber heute? Vielleicht wird ihm das ja alles zu viel? Schließlich ist er ja kein Mensch mehr und was hält so jemand von der christlichen Botschaft? Fühlt er sich ausgeschlossen, weil er ein Kind der Nacht ist und sich von Blut ernährt?
Allerdings entspricht der werte Herr in keinster Weise dem, was man den Vampiren in Horrorgeschichten nachsagt. Er ist äußerst zivilisiert, wenn auch eher menschenscheu. Aber er ist kein umherstreunender Mörder, der jeder Frau das Blut aussagt, bis sie keines mehr in sich hat. Eher eine andere Art von Existenz. Die es nicht immer leicht hat, sich zu verbergen. Aber ich bewundere das ausgeklügelte Netzwerk, welches die Vampire aufgebaut haben und so beispielsweise Zugang zu Blutkonserven bekommen haben.
Auch wenn Herr von Wattenstein sich oft über die schlechte Qualität in Italien beschwert.
Schade, dass ich mich da nicht einmischen darf. Ich würde ihm natürlich gerne etwas schenken. Aber an Blut komme ich nicht ran und widerspricht auch irgendwie meiner Vorstellung von einem Weihnachtspräsent.
Aber was könnte ich einem Vampir sonst geben, was ihm Freude bereiten kann?
Dieser Gedanke beschäftigt mich schon einige Tage. Und mir fällt dazu nur eines dazu ein – seine Familie.
Ja, es wäre wirklich an der Zeit, dass alle Wattensteins wieder zusammenkommen. Wenigstens an Weihnachten.