Heiligabend, blinkende Lichter überall, Weihnachtslieder, der Geruch nach Tanne und Glühwein.
Hastende Menschen, Blicke auf Uhren, noch zwei Stunden bis zum Ladenschluss.
Ein Mädchen, in einem Mantel der ihr zu groß und Schuhen, die ihr zu klein sind. Kleine Hände, steif vor Kälte, flink, aber nicht flink genug. Noch zwei Stunden bis die Geschäfte schließen, zwei Stunden Zeit um das Soll zu erreichen.
Sie drückt sich mit der Menschenmasse in das Kaufhaus, wird zum Glück nicht wieder entdeckt von dem Detektiv, den sie kennt, weil einer der Älteren ihn ihr gezeigt hat. Nascht im Vorbeieilen von einem Teller.
Da, eine Frau betritt eine Kabine! Schnell ihre Tasche nehmen, wenn sie Glück hat, ist es genug und für heute bekäme sie ein Stück vom Kuchen und Lob, statt wieder Prügel. Die Frau kommt aus der Kabine, Chance verpasst.
Sie erregt Aufmerksamkeit! Schnell versteckt sie sich hinter einem blinkendem Schlitten. Ihr Glück, dass sie so klein und mager ist. Sie schaut auf die Uhr, die ihr Igor gegeben hat. Noch eine halbe Stunde , wo ist die Zeit hin. Eine halbe Stunde, bis dahin hat sie niemals 100 Euro.
Die Gesichter der Vorbeihastenden sind genervt, einzig ein Kind sieht sie und lacht sie an. Es winkt, sie winkt zurück.
Eine Ansage, das Kaufhaus schliesst. Sie will nicht zurück in die Kälte. Klettert tiefer unter den Wagen und schließt die Augen und wünscht sich nie wieder hinaus in die Kälte gehen zu müssen.
Als sie erwacht ist es still. Immer noch blinken die Lichter an den Schaufenstern. Hier drin sieht sie wenig, aber genug um zu den Stellen zu gelangen, die sie sich gemerkt hat. Zuerst zieht sie sich festlich an. Ein schönes Kleid, und helle Stiefel, eine gestrickte Jacke. Dann holt sie sich Marzipanstollen und Limonade. Ganz allein genießt sie ihr Festessen. Am nächsten Morgen erwacht sie, bevor die Sonne aufgeht. Sie schaut sehnsüchtig zu der Familie im Schaufenster, die am schönsten Baum, den sie je gesehen hat, ihre Geschenke auspackt. "Komm her" sagt die Mutter freundlich und überreicht ihr ein gltzerndes Paket. Sie strahlt, während sie es in Empfang nimmt.
Draußen wird es hell. Der erste Weihnachtstag. Eine Frau, die an diesem Morgen ihren Hund spazieren führt, betrachtet die Weihnachtsszene im Schaufenster. "Schau Bello", sagt sie zu dem Hund. "Die Weihnachtsfamilie hat eine zweite Tochter, wie hübsch sie ist. Diese Puppe sieht ja fast wie echt aus!"