Flatternde Lichter, elfengleiche Gesichter tanzen in meiner Erinnerung und verschmelzen zu dem Traum, der mir den Schlaf raubt. Zarte Klänge betören meine Ohren, lassen mich auf weichen Wolken schweben. Ist es deine Stimme oder dieses Wunder, das der einfallsloseste Mensch einst Musik taufte? Süßer Schwindel ergreift meine Sinne, als ich durch die Türe schreite und die Aussicht in dieser Höhe erblicke. Alles dreht sich und ich falle nach hinten über die Brüstung des Balkons hinab in den Märchenwald.
Ganz sanft lande ich auf Blättern, leises Rascheln ist der einzige Zeuge meiner Ankunft. Der Mond leuchtet silberweiß am Himmel, das Walddach gibt immer wieder den Blick auf seine Schönheit frei. Plötzlich erspähe ich dich, besorgt stehst du dort oben am Geländer, deine Augen suchen mich. Doch ich bin jetzt hier unten, vom Traum in eine Illusion gefallen, die für dich verborgen bleibt. Kann den Anblick deiner traurig hängenden Schultern nicht ertragen, fliehe zwischen die Bäume, eile, renne bis ich auf eine Lichtung treffe. Rote Sternblumen, glitzernde Lichtreflexe paaren sich mit dem berauschenden Duft nach Sommerluft, Geborgenheit und Liebe.
Eben dort, in mitten dieser Pracht, knie ich zitternd nieder, ertrinke in den wogenden Wellen meiner Röcke. Die ausgelassenen Tänze sind vorbei, das reich geschmückte Kleid wird überflüssig und so schneide ich mich los, befreie mich aus der abschnürenden Enge, die mir den Atem nimmt. Träumen ist schön, jedoch niemals echt und zu meinen dunklen Augen passt es einfach nicht. Die Nacht bricht über mir herein und singt ihre bittersüße Melodie, dankbar versinke ich in den Armen meiner schwerelosen Melancholie.
Nun sehe ich klar, was mir schon lange bewusst war, hier bin ich zuhause und hier finde ich Frieden mit mir selbst. Lügen sind leichter als wahre Worte, sie tragen mich gen Himmel, zu den Sternen empor. Gefangen im Gespinst der falschen Versprechungen, sinnloser Hoffnung und irreführendem Glauben werde ich wahrhaftig glücklich, gebe mich entspannt jedem noch so offensichtlichen Widerspruch hin. Lieber fliege ich auf leeren Worten und haltlosen Zusagen als darauf zu warten, dass du irgendwann deine Schwüre brichst, die du bisher noch gar nicht ausgesprochen hast.
Denn es wird passieren, du wirst mich verletzen, sobald ich dir mein kleines, blutig pochendes Herz schenke und nicht nur die Hülle seines Schattens. Begreifst du, was ich ausdrücken will? Spürst du meine Angst, sag, fühlst du meine Furcht? Kämpf um mich, wag es nie mich zu gewinnen. Wahre den Abstand, breche niemals in das Glashaus ein. Dies ist nicht mein Wunsch, sondern viel eher eine Warnung, denn falls du mir zu nah kommst, stürzen die Scherben auf uns hinab. Selbst das Fundament verschwindet. Willst du wirklich alles neu bauen?
Lass mich nicht schutzlos zurück.