Als Baal das Zimmer betrat saß ich schon eine ganze weile am Fenster, ich hatte gesehen wie die Sterne langsam verblassten und die Sonne am Horizont immer höher steig. In dem Moment während diese Wandlung von Nacht zu Tag, von Dunkel zu Hell stattfand, hatte ich genau zwei Entschlüsse gefasst. Zum ersten, ich würde nie wieder egal vor wem schwäche zeigen wie gestern erst bei Baal.
Und zum zweiten, wenn das alles vorbei ist, wenn ich endlich frei bin, werde ich alles erdenkliche tun um ein normales Leben zuführen, mit Andrew.
„Guten Morgen, Ms. Shepard!“, begrüßte mich Baal mit seiner freundlichen Stimme.
„Guten Morgen!“, antwortete ich knapp.
„Ich habe alles durchdacht. Morgen werden wir aufbrechen, zu Ihnen nach Hause zu und übermorgen werden Sie zu Tyron gehen!“, erklärte er.
Zur Höhle des Löwen, dachte ich, oder wie in dem Fall in die Hölle des Dämons.
„Sie kommen mit?“, fragte ich und wollte es eigentlich beiläufiger klingen lassen was mit nicht wirklich gelang.
„Sicher, ich muss wissen ob es Fortschritte und Möglichkeiten gibt weiter zu kommen!“, erklärte er.
Ich nickte nur.
„Callie hat unten Ihr Essen stehen!“
Jetzt drehte ich mich um. „Ich darf aus dem Zimmer?“
Er nickte nur und verließ das Zimmer.
Ich sollte froh darüber sein das Zimmer verlassen zu dürfen, aber ich fühlte mich hier Sicher.
Schließlich stand ich auf und verließ das Zimmer. Unterwegs zur Treppe musste ich an gestern denken, als ich dachte Andrew gesehen zu haben. Noch immer wusste ich nicht ob es nun Einbildung oder doch Realität war. Aber auch das nachdenken brachte mich jetzt nicht weiter.
Am unteren Treppenabsatz sah ich mich etwas um. Links von mir befand sich anscheinend das Wohnzimmer und rechts das Esszimmer. Callie stellte gerade eine Tasse auf den Tisch, blickte schließlich zu mir und lächelte freundlich.
„Guten Morgen, Mia!“, begrüßte sie mich.
Kurz lächelte ich, lief dann ins Esszimmer und begann zu Essen.
Ich wusste nicht warum Aber Baal ging mir den restlichen Tag aus dem weg. So hatte ich die Gelegenheit mir über einiges Gedanken zu machen, zu meinen Leitwesen schweiften diese ständig ab zu Andrew. Bis heute durfte ich nicht einmal mit ihm Telefonieren. Was wenn er dachte ich bin abgehauen? Oder schlimmer er denkt ich bin bei Tyron und will mich da holen?
O Gott, dachte ich und blickte zum Fenster.
„Der wird Ihnen nicht Helfen!“, sagte Baal von der Tür aus.
Ich sah ihn an. „Schon mal überlegt unter die Zauberer oder so zugehen?“
„Ist nicht meine Welt!“, antwortete er erheitert.
Stimmt, lieber Frauen als Geiseln nehmen und diese dazu zwingen für sich zu Arbeiten, ist doch viel leichter, dachte ich.
Ich sah wie sich seine Augen verdunkelten, am liebsten hätte ich ihm noch die Zunge raus gestreckt, aber ich wollte ja nicht kindisch werden.
„Also, was haben Sie vor um meinen Plan in die Tat umzusetzen?“, fragte Baal. Ich war mir sicher das er nur ablenken wollte.
„Ich weiß es nicht, ich lass mich spontan beeinflussen!“, antwortete er.
„Ist das Ihr ernst? Sie glauben doch nicht wirklich das Sie da einfach rein spazieren können und einen auf Alltag machen können!“, fuhr er mich schroff an.
„Natürlich nicht, entweder wird alles so wie vorher laufen oder Tyron tötet mich!“, erzählte ich kühl.
„Was haben Sie davon wenn Sie sterben nach allem was Sie durch gemacht haben?“
„Was geh Sie das an? Es interessiert Sie doch nur das ich überlebe um Ihren Plan zu unterstützen, Ihnen helfe das Sie die drei in die Hölle befördern können!“, brüllte ich zurück.
Erst dachte ich Baal wollte noch etwas sagen, aber er schloss seinen Mund wieder und verließ das Zimmer.
Wann ich eingeschlafen war wusste ich nicht, das nächste was ich mitbekam, das meine Decke unsanft von mir und dem Bett weggezogen wurden. Dann hörte ich wie die Vorhänge weggezogen wurden.
Mit einem leichten murren öffnete ich die Augen und versuchte die Person zu erkennen.
Baal, natürlich.
Ich hätte ihn jetzt als Teufel oder der gleichen bezeichnet, aber ich glaube er hätte es als Kompliment aufgefasst.
Kurz hörte ich ihn kichern.
„Guten Morgen, Ms. Shepard. Es ist Zeit das Sie aufstehen und sich fertig machen, wir wollen bald los!“
„Von wollen kann keine Rede sein!“, nuschelte ich, aber setzte mich auf.
„Callie wird Ihnen neue Sachen hinlegen und unten ihr Frühstück Servieren!“, erklärte er mir und verließ das Zimmer.
Es war ein verlockender Gedanke mich einfach wieder hin zulegen und weiter zu schlafen, aber ich glaube, wenn er mich noch einmal wecken musste wäre es sicher unsanfter als gerade.
Ich stand auf, ging ins Bad und machte mich fertig. Mit einem Handtuch um meinen Oberkörper betrat ich das Zimmer fand meine neuen Sachen auf dem Bett liegen. Also schlüpfte ich in die Sachen, begab mich dann nach unten um da mein Frühstück einzunehmen.
Baal ließ mich nicht wirklich viel zeit dazu, ich schlang den Toast runter und trank meinen Kaffee in einem zug.
Ich konnte mich gerade noch so von Callie und Henry verabschieden, als ich schon ins Autor, auf den Beifahrersitz gedrückt wurde.
Baal redete noch kurz mit Callie und Henry, beide verneigten sich und Baal stieg in den Wagen.
Ich konnte mir einfach nicht vorstellen das Menschen wirklich freiwillig für Dämonen arbeiteten, sie mussten unter irgendeinen Bann oder so stehen.
Baal lachte neben mit. Natürlich hatte er zugehört, ich konnte mir das Augen verdrehen einfach nicht verkneifen.
Baal war wirklich kein schlechter Fahrer, wir waren bereits auf der Landstraße angekommen.
„Verraten Sie mir etwas?“, fragte ich und unterbrach das schweigen. Er sah kurz zu mir, aber ich erwiderte seinen Blick nicht sondern sah weiterhin aus dem Fenster.
„Sicher!“, antwortete er kurz.
„Callie sagte mir das sie und Henry mich zufällig gefunden hatten, als sie sich eigentlich den Sonnenuntergang ansehen wollten. Aber es war schon Dunkel, also woher wussten sie das ich da war?“, fragte ich und blickte zu ihm.
Erst dachte ich Baal würde nicht antworteten, aber schließlich Atmete er schwer aus und antwortete: „Die zwei haben Sie nicht gefunden, sonst nur unter ihre Obhut genommen. Mein Begleiter und ich haben Sie dahin gebracht."
„Stimmt, Ihr mysteriöser Begleiter, wieso habe ich ihn noch nicht gesehen?“, fragte ich und ließ mich so von meiner eigentlichen fragen ablenken.
„Er geht seiner Arbeit nach!“, antwortet er kurz.
Ich ließ es dabei, ich war nicht wirklich scharf darauf mehr Dämonen kennen zu lernen, die vier reichten mir vollkommen, von den Dämonen abgesehen die ich einsammeln musste.
„Um auf meine eigentliche Frage zurück zu kommen, woher wussten Sie wo ich war?“
Wieder brauchte Baal eine weile um zu antworten, und als er es schließlich tat, konnte ich es fast nicht glauben. „Ich beobachte Sie, seit Sie für Tyron Arbeiten!“
Ich brauchte eine weile um diese Situation zu verstehen, wenn er mich wirklich von Anfang an beobachtete, würde das heißen er hat auch alles gesehen was in dem Haus passiert war. Er hatte alles gesehen und Seelenruhig abgewartet.
„Nicht direkt, Ms. Shepard. Wenn man es genau nimmt habe ich keine Seele!“, sagte er.
Versuchte er wirklich mit einem Witz da wieder raus zukommen?
„Hören Sie, ich durfte mich da nicht einmischen, und ich konnte es nicht!“, erklärte er ruhig.
„Natürlich konnten Sie das nicht“, meinte ich dazu, „denn so konnten sie hoffen Ihr Problem eher loszuwerden!“
Warum ich überrascht war wusste ich nicht, natürlich war ich nur ein Problem für ihn, ein Problem das ihm gerade nutzte und danach beseitigt werden musste.
„Wollen Sie sich die Beine vertreten?“, war das nächste das ich von Baal hörte.
Ich sah nach draußen und vernahm erst einmal meine Umgebung, wir standen an einer Tankstelle.
„Haben Sie nicht die Befürchtung ich könnte weglaufen?“, fragte ich und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Das werden Sie nicht!“, antwortete er selbstsicher.
„Stimmt, Sie beobachten mich“, sagte ich und fand es für befriedigend festzustellen das ich ihn nervte.
Wir stiegen aus und während ich die Tür schloss meinte ich noch: „Tun Sie mir ein Gefallen, wenn ich auf der Toilette bin, schauen Sie bitte weg!“
So ließ ich ihn stehen und lief zum Tankstellenhaus, unterwegs hörte ich wie Baal wütend die Tür zuschlug. Ich hätte mein lächeln unterdrücken können, aber warum sollte ich mir nicht auch etwas Spaß gönnen.
Diese Tankstelle war genauso eingerichtet wie ich auch andere kannte. Einige Regale mit Zeitungen, Getränken und Chips.
Ich lief zur Theke, eine alte griesgrämig aussehende Frau stand dahinter und musterte mich skeptisch.
„Guten Tag, ich hätte gern die Toilettenschlüssel!“
Die alte sah nach draußen, schließlich wieder zu mir und murrte: „Damit Sie da Schweinereien mit diesem Kerl da machen können, was? Das Können sie vergessen, nicht bei mir. Die Jugend von heute hat doch keinen Anstand!“
Ich zog überrascht meine Brauen nach oben, ich war zwar noch nicht ganz dreißig aber zur Jugend zählte ich auch nicht mehr, ganz zu schweigen davon das ich Baal niemals so nah ran lassen würde.
„Entschuldigen Sie mal!“, begann ich und blickte kurz nach draußen zu Baal, dieser grinste breit.
„Geben Sie mir einfach den Schlüssel, wenn dieser Typ mit folgt, dann knallen Sie ihn einfach ab!“; schlug ich vor und wartete.
Die alte grinste jetzt genauso breit wie Baal zuvor und legte mir den Schlüssel auf die Theke. Diesen nahm ich mir, verließ das Haus und lief um das Gebäude. Natürlich erhaschte ich einen kurzen Blick auf Baals wütenden Gesichtsausdruck, aber es war mir gleich, es wurde zeit das ich mich durchsetzte.
Ich schloss die Tür auf, wo ein großes „D“ daran Klebte und betrat die Toilette.
Es sah Sauberer und Ordentlicher aus als ich angenommen hatte, sogar ein Lufterfrischer hing an der Wand.
Ich ging in die erste Kabine und schloss diese ab.
Letztendlich wusch ich meine Hände und verließ die Toilette wieder. Nachdem ich Abgeschlossen hatte und vorging blieb ich ruckartig stehen und sprang zurück hinter das Haus. Vielleicht hatte es nichts zu bedeuten, das Baal da stand und mit jemanden redete, aber ich sah kein zweites Auto, noch ein Motorrad oder ein Fahrrad, nichts der gleichen.
Ich glaubte auch nicht das er hier arbeitete, also wer war das? Und wie ist er hier hergekommen?
Ich beobachtete beide für einen Moment, kurz musste ich mich hinter dem Haus zurück ziehen, da Baal in meine Richtung gesehen hatte. Vorsichtig spähte ich wieder nach vorn, aber Baal war allein. Der Mann war weg.