Willkommen im Inspirationsgarten, wo die Apfelbäume in voller Blüte stehen. Hier gibt's keine Übungen und auch keine Tipps, vielmehr kannst du hierherkommen, wenn du etwas bestimmtes suchst - heute: Der perfekte Name für meinen Protagonisten.
Sieh dich um, setzt dich auf die Bank in den Sonnenschein, lass deine Gedanken wandern ... vielleicht findest du den Samen zur richtigen Idee.
Namen sind natürlich so eine Sache. Sie müssen zum Charakter, zur Welt und zur Geschichte passen, nicht zu normal und nicht zu ausgefallen sein, natürlich schön klingen – aber was ist schon schön, das sieht natürlich jeder anders – und im Idealfall haben sie auch noch eine tiefergehende Bedeutung, die mit dem Charakter zusammenhängt.
Ich habe einfach mal ein paar Techniken gesammelt, die ich häufiger mal nutze.
Der allererste Bezugspunkt ist für mich übrigens dieser Generator aus dem Internet: http://www.fantasynamegenerators.com/ Hier gibt es eine wirklich große Auswahl an Namen, obwohl die Seite eher Englisch ist und vieles deutsch ausgesprochen nicht besonders gut klingt. Trotzdem findet man dort eigentlich zu jedem Thema einen guten Namen.
> Der realistische Name:
Wie kommen Menschen normalerweise zu ihren Namen? Genau, die Eltern geben ihn ihrem Kind. Der Wolf und ich bevorzugen es, bei dieser Logik zu bleiben. Die wenigsten Eltern geben ihrem Kind einen besonders ausgefallenen Namen, und wieso sollten sie das bei einem Buchcharakter tun? Sie wissen ja nicht, welche Abenteuer der Charakter bestreiten wird. Hier lohnt es sich, die Herkunft des Charakters etwas auszuleuchten. Welche Namen gibt es in der Kultur und sozialen Schicht, in der sich der Charakter befindet? Oder gibt es etwas besonderes, was zum Namen des Charakters geführt hat – trägt er/sie vielleicht den Namen eines Großelternteils, oder den Namen „Hope“, weil es bei der Schwangerschaft Komplikationen gab? Was ist den Eltern wichtig, was verbinden sie mit dem Kind?
Hier ist es auch legitim, einfach im Internet zu googlen – japanische Namen, amerikanische Namen, indianische Namen, portugiesische Namen, natürlich auch deutsche Namen – und dort etwas zu suchen, dessen Klang dir gefällt.
> Der Name mit Bedeutung:
Es ist natürlich nicht verboten, einen Namen zu wählen, dessen Bedeutung mit dem Charakter zusammenhängt. Insbesondere, sobald deine Geschichte in Richtung Fantasy geht, ist es ja durchaus möglich, dass der Name mit dem Charakter einer Person zusammenhängt. Man kann nach Namen mit Bedeutung suchen und findet eigentlich immer viele Vorschläge. Allerdings wird es schwierig, wenn man nach Namen sucht, die etwas negatives bedeuten: Die wenigsten Menschen wollen ihr Kind „Tod“ oder „Unglück“ nennen.
> Der Fantasy-Name:
Das sind selbsterfundene Namen, die einen bestimmten Klang übermitteln sollen. Beispielsweise sehr klangvolle, aber auch fremdartige Namen für Elfen oder harsche, kurze Namen für Orks. Die Schwierigkeit hier ist, dass man nicht mal eben googlen kann, sondern sich den Namen von Grund auf aufbauen muss.
Hier ist es hilfreich, wenn du bereits eine Welt hast, in der auch Sprachen existieren. Dabei müssen die Sprachen nicht tolkineske ausgefeilt sein, aber es reicht ein kleines Schema.
„Elfennamen besitzen sehr viele Vokale und Vokalketten.“
„Orknamen haben wenig Vokale, dafür viele harte Laute: K, P, R, …“
Mach dir dabei ruhig Listen von Lauten und sortiere, welche Buchstaben du verwenden möchtest oder nicht. Damit erschaffst du dir ein sogenanntes Lautinventar, aus dem du später deine Namen (sowie Wörter der Sprache) zusammensetzen kannst. Wenn du etwas mehr Details willst, kannst du auch Regeln aufstellen, zum Beispiel „Elfennamen beginnen nie mit einem Vokal“ und diese beliebig verfeinern: „Elfennamen beginnen nie mit einem Vokal, stattdessen bevorzugt mit F, S oder „Sch“ (geschrieben als „Sh“), im Mittelteil werden weiche Konsonanten wie y, j, m, n oder ähnliches verwendet und die Betonung wird über ° dargestellt.“
Bedenke dabei, dass es auch noch Laute gibt, die wir im Deutschen gar nicht haben.
http://westonruter.github.io/ipa-chart/keyboard/ (Eine Tabelle aller Laute menschlicher Sprachen)
http://www.internationalphoneticalphabet.org/ipa-sounds/ipa-chart-with-sounds/ (Die gleiche Tabelle mit der Möglichkeit, sich den Klang der Laute vorspielen zu lassen.)
Diese Seiten sind übrigens für Linguistik-Studenten, wenn du also mit dem Angebot überfordert bist, ist das auch kein Problem. „Elfennamen haben viele Vokale“ reicht als Richtlinie durchaus aus, der Rest ist ein freiwilliges Extra, wenn du deine Welt stärker ausbauen willst.
> Der Sci-Fi-Name:
Eine weitere Art von Namen, die ich persönlich auch sehr mag, sind gewöhnliche Namen, die einfach nur ein wenig abgeändert wurden. Diese eignen sich für Fantasywelten, aber auch für Science-Fiktion, ob es nun „nur“ um die Zukunft oder um alternative Universen geht.
Hierbei nimmt man existierende Namen und wandelt diese schwächer oder stärker um. Aus „Rebecca“ wird dabei „Rebexa“ oder aus „Louis“ „Isulo“. Du kannst Buchstaben tauschen, ersetzen, verfremden … praktisch ist hierbei, dass du bereits Material in Händen hast und nicht alles von Grund auf neu ausdenken musst. Außerdem sind Anagramme (Louis-Isulo) sehr leicht erstellt und verfremdet.
> Zusammengesetzte Namen:
Oft braucht man auch Namen, die aus zwei Wörtern bestehen. Zum Beispiel für Ortsnamen (Birkengrund, Unteroberkuhweid, Helmsieg, …) oder als Titel (Wortbringer, Traumtänzerin, Weltenwanderer, …). Hier bietet sich auf Dauer eine lange Liste an, vielleicht in Form einer Tabelle mit zwei Spalten. In beiden Spalten befinden sich Nomen, die beliebig kombiniert werden können, wenn man Ideen braucht, kann man einfach Kombinationen ausprobieren und sehen, was passiert. Diese Tabellen sollten nach Themen sortiert sein.
Für Ortsnamen könnte die Tabelle so aussehen:
Erste Spalte: „Tann“, „Eich“, „Birk“, „Sumpf“, … (Hier bieten sich Wörter an, die die Landschaft, Bäume, Tiere oder ähnliches bezeichnen.)
Zweite Spalte: „Grund“, „Öd“, „Heim“, „Brück“, „Dorf“, „Stadt“, … (Typische und weniger typische Endungen, für Inspiration gerne existierende Dorfnamen nehmen.)
Diese Wörter kann man natürlich noch ändern, beispielsweise „kleben“: Statt Tanngrund nimmt man Tannengrund.
Außerdem gibt es noch „Extras“, die man nutzen kann: Oben/obern/ober, Unten/unterm/unter/, nieder, neu, … oder weitere Vorsilben.
Noch ein paar Tipps:
Es lohnt sich natürlich, mit offenen Augen und einem Notizbuch durch die Welt zu gehen, um immer, wenn einem etwas einfällt, das nach einem Namen klingt, den Gedanken festhalten zu können. Oder um Namen festzuhalten, die schön klingen.
Google deine Namen, bevor du sie verwendest. Und guck, was dir die Autokorrektur an Alternativen vorschlägt. Oft genug merkt man gar nicht, dass der selbsterfundene Name sehr nach einem vollkommen anderen Begriff klingt. Oder dass man unbewusst einen bereits existierenden Namen genommen hat. Das war bei dem Wolf so, der ein Drama mit dem Titel „Der Teufel von Tannöd“ geschrieben hat. Den Namen „Tannöd“ haben aber bereits zwei Krimiautorinnen verwendet und es gab einen großen Rechtsstreit wegen der Nutzung. Was tun? Tannöd wurde zu Tannheim, ein Wortspiel im Drama angepasst und alles war gut – aber solche Sachen möchte man unbedingt vor dem Veröffentlichen wissen.