Der durch die Hölle wandert
Lange habe ich gewartet,
doch im Wind sang still die Zeit.
Wusste nicht, warum ich harrte,
und verstand es nicht, das Leid.
Lange irrte ich im Dickicht,
doch kein Weg erschien vor mir.
Wusste nicht, warum ich suchte,
und erstickte darin schier.
Lange sah ich zu den Sternen,
doch ihr Funkeln galt mir nicht.
Wusste nicht, was ich erhoffte,
doch es war mein einzig Licht.
Lange fragte ich das Leben,
welchen Sinn es mir erdacht.
Wusste nicht, wonach ich strebte,
und nur selten wurd’ gelacht.
Lange schlich ich durch die Schatten,
saß die Furcht mir im Genick.
Wusste nicht, wie man vertraute,
knotete der Seele Strick.
Lang war jener dunkle Tunnel
stets ich hoffte, wie ein Kind.
Doch ich irre auch noch heute,
vielleicht bin ich einfach blind.
Zehnmal starb schon meine Seele,
doch der Tod kam nicht zu mir.
Narben, die zu Runen wurden,
mich begleitend, mehr als Zier.
Neunmal schon erlosch die Flamme,
die mir meine Haut versengt.
Zwar war sie mir keine Hilfe,
doch noch Wärme sie mir schenkt.
Achtmal war der Pfad zu Ende
und ich kehrte schlurfend um.
Doch noch immer keine Wege
wiesen mir die Richtung stumm.
Siebenmal erstarb im Herzen
jener lebensteure Schlag.
Schritt für Schritt, mit purem Willen
speiste ich es Tag für Tag.
Sechsmal schon glitt aus den Fingern
die Erinnerung ins Nichts.
Und ich starrte in den Spiegel,
wundernd ob des Menschgesichts.
Fünfmal hüllten dunkle Träume
mich in wunschesfrohe Lieder.
Doch ich schlief nur allzu wenig
und sie kehrten niemals wieder.
Viermal fragte ich um Hilfe,
niemand doch verstand, wobei.
Wie ich durch die Hölle irrte,
sah’n sie nicht: sie waren frei.
Dreimal stritt ich mit den Geistern;
doch verlor ich jeden Kampf.
Und sie folgten mir mit Ketten,
heißen Nebeln, blutig Dampf.
Zweimal blieb ich einfach stehen,
hielt die Luft an und vergaß.
Doch der Schmerz gewann an Kräften
und die Lunge war voll Gas.
Einmal wünscht’ ich nur zu leben,
und ich wünsche heute noch.
Aber einsam nur zu wandern
scheint mein Schicksal dann jedoch.
(Morgen folgt das Gegenstück)