Wenn Worte eingesperrt werden
Worte, hinter stillen Gittern,
Schweigen, dass die Erde bebt.
Ungesagtes lässt erzittern,
während es nach außen strebt.
Worte, hinter Schamesmauern,
schweigend ob der Angst allein.
Allzu lange kann’s nicht dauern;
irgendwann bricht alles ein.
Worte, hinter zornig Schweigen,
Wut, ein bitterherber Schluck.
Brennend, was sich nicht will zeigen,
und es steigt der innre Druck.
Worte, hinter Schmerz verschlossen,
Sorge schließt der Seele Tor.
Tränen ungeweint vergossen,
herzenstief ein Abschiedschor.
Worte, hinter Tränenschleier,
Trauer, ungesagt Verlust.
Trost verglüht im wilden Feuer
und ertrinkt im schweigend Frust.
Tausend Gründe kann man finden,
schon erreicht kein einzig Wort
je das Sein; doch überwunden
ist noch nichts, erst recht nicht fort.