Salz des Lebens
Ein kurzer Fensterblick, der zeigt:
ein grauer Tag, verregnet nass.
Ein Umstand, der Gemüter neigt,
manch aufgestauten Ärger zeigt
und doch hinfortwäscht jeden Hass.
Wo Sonnenlicht die Tage wärmt,
da formen sich auch dunkle Schatten.
Die wandern, anfangs noch verhärmt,
in einer Welt, belebt umlärmt,
und nähren sich verstohl’n wie Ratten.
Doch Zeit vergeht und niemals ruht,
und abends sind sie lang und schwarz.
Das Licht, es fordert den Tribut:
der Nächte Umhang, kühl und gut,
beharrlich klebt wie Rindenharz.
An Sonnentagen wissen wir,
welch Schatten uns das Licht verschenkt.
Ein Kreislauf, eine Regel schier,
die uns besänftigt, ohne Gier
und passiv unser Leben lenkt.
Den Frieden, wie der Mensch ihn kennt,
erstreckt sich zwischen Schwarz und Weiß.
Den Regen man so leicht verkennt,
weil er nicht wie ein Feuer brennt
und nicht erstarrt wie Frost und Eis.
Was heute jener Tag mir wieder
sagt in ungeseh’ner Pracht,
schließt nachdenklich auch meine Lider
und legt mein Tagwerk beinah’ nieder;
bringt nachts den Tag und tags die Nacht.
Der Wandel und die Harmonie
sind nicht in Gleichheit aufzufinden.
Die Kunst der Lebensmelodie
zeigt sich in bloßer Schönheit nie,
entsteht doch erst im Überwinden.
Was unleugbar die Schatten schafft,
ist doch das größte allen Lichts.
Und wessen uns die Angst berafft
ist nur die größte aller Kraft;
wo alles bleibt, schafft Freiraum nichts.
Polar die Welt und auch das Sein,
die Sanduhr wird stets neu gefüllt.
Die Ewigkeit bleibt nie allein,
die Endlichkeit ihr Brot und Wein:
das Salz des Lebens jenes Bild.