Alles fließt*
Wie tausend Tropfen regnet zarte Liebe
auf samtnen Grund im eisernen Gewand.
Mit tiefem Rauschen wachsen neue Triebe,
des Frühlings Lichtschein gibt sich allbekannt.
Wie aus dem schwarzen Abgrund langen Schreiens
erklimmt auf einer Leiter unermüdlich
die Hoffnung die Gestade des Befreiens,
mit Schritten himmelstrebend und befriedlich.
Mit einer Stille, die den Lärm ins Abseits bannt,
das laute Außen in das still verfemte Innen kehrt,
vergeh’n, verschwimmen Grenzen - und kein Land
wird mehr von Endlichkeit im Geiste noch belehrt.
Wie junge Tränen, die im Salze großer Trauer
und süß im Schein des Frohsinns sich verzehr’n,
dem Fluss des Lebens folgend, dem Erbauer
der Ewigkeit, dem wir uns oft verwehr’n.
Der Kraft, die unser Dasein mitverwaltet,
gegossen wie aus Bronze; glänzend golden
uns jeden Traum im Sternenlicht gestaltet
und uns beschützt in tiefer Nacht, der Dunkelholden.
Mit schwerer Schrift, die nur aus nimmersdunkler Seele sprießt,
zeigt uns das Leben jeden Atemzug versonnen
in weißem Licht; und alles darin fließt,
im Strom der Herzensflammen nie geronnen.
*Version 2, Fassung 2019
(Fassung vom letzten Jahr: https://belletristica.com/de/text/panta-rhei-16246)