Vom Lebensband
Dunkel waren Hang und Wald,
Das Leben hielt sich fern.
Der Wind blies Frost umher - eiskalt,
Als wandere ein Winterstern
Im Schatten vielgestalt.
Heulend trieb die Wolfesschar
Die Schwärme aus den Bäumen.
Tausend Flügelschläge gar
Aus hohen, kahlen Räumen
Flüchtend wie ein Geistermahr.
Am Bergeshang tiefschlummernd lag
Ein Wesen grauer Vorzeit.
Im Traume lauschend, Tag für Tag,
Besah es die Unendlichkeit,
Voll Weh, doch ohne Klag'.
Sein einzig Dasein lag darin,
Das Schicksal zu bekunden.
Versiegt der Drang nach Such' und Sinn
Im Schmerze alter Wunden,
So siechte es dahin.
Sein Atem war wie weißer Rauch,
Aus dem ein Faden schmolz;
Dünn wie nur glänzend Elfenhauch,
Doch stark und voller Stolz -
Und silbern wie das Mondlicht auch.
Der Faden reichte durch die Zeit,
Fand Anfang und auch Ende.
Verband sich mit dem tiefsten Leid,
Schrieb Schrift in leere Hände;
Ein Buch von halber Ewigkeit.
Dunkel waren Hang und Wald,
Doch Leben war am Werk.
Im Wind ein Duft - noch klamm und kalt,
Doch schon erklomm er jeden Berg
Des Morgens vielgestalt.